Ende einer Option

So bleibt die Union an die schwächelnde FDP gekettet: AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Folgen von Stuttgart 21 für Berlin.
Schwarz-Grün ist – erstmal – tot. Mit dem Atomdeal der schwarz-gelben Regierung hatten die durchaus auf beiden Seiten gehegten Gedankenspiele schon einen harten Schlag erhalten, spätestens die Eskalation um Stuttgart 21 ist nun ihr vorläufiger Todesstoß.
Schwarz-Grün war ein zartes Pflänzchen in der bundesdeutschen Parteienlandschaft: erprobt in Hamburg, vor kurzem noch laut angedacht für Baden-Württemberg, selbst auf Bundesebene für einige eine mittelfristige Option. Sie hätte für beide Vorteile gebracht: Im Fünf-Parteien-System wird es für Schwarz-Gelb oder Rot-Grün nur noch selten reichen. Vor allem die Union hätte sich aus der Angewiesenheit auf die schwächelnde FDP befreit. Und, trotz aller definitiv noch vorhandenen Fremdheiten – die Milieus hatten sich schon angenährt. 57 Prozent der Grünen-Wähler finden Guttenberg gut – einen CSU-Minister, man stelle sich vor! Dass er es nun ist, der die Grünen als „Versager mit bebender Unterlippe“ beschimpft, zeigt, wie harsch der Bruch ist. Und wie groß die Panik vor dem Höhenflug der Grünen.
So bleibt die Union also an die Westerwelle-Truppe gekettet – und auf der Suche nach einem konservativen Profil. Mappus aber irrt, wenn er glaubt, man könne das mit Draufhauen auf vermeintliche Chaoten zelebrieren, wie früher Strauß. Das sind keine Chaoten auf Stuttgarts Straßen, das sind ganz normale Bürger. Und der Plan ist nicht konservativ, sondern einfach von gestern.