Einer zu viel
"Die Aura des Lobbyisten macht den Ex-Kanzler unmöglich": Matthias Maus, der AZ-Chefreporter, über Gerhard Schröders neue Politik-Gelüste.
Das war ja eigentlich abzusehen. Nach den jüngsten Comebacks des Jahres würde es den größten aller rot-grünen Zampanos auch nicht mehr halten. Und so kommt es: Gerhard Schröder zieht es zurück auf die politische Bühne. Und das ist des Guten dann doch zu viel. Man soll sich nicht täuschen: Mit der Steinmeier- Inthronisation und der Münte-Renaissance hat die SPD keineswegs eine Retro- oder Nostalgie-Nummer abgezogen. In einer verheerenden Lage haben Politiker das Heft in die Hand genommen, die Politik schon erfolgreich gestaltet haben.
Insofern war dieWiederauferstehung der Alten, auch mangels massenkompatibler Junger, konsequent und richtig. Doch wer zurückgeht in den Ring der Größten, der muss auch Größtes leisten. Für das Münte-Steinmeier-Lager heißt das, alles einzubinden, zu motivieren und zu disziplinieren, was links von ihnen in. Das sind in der eigenen Partei eine ganze Menge. Echte Hilfe kann die neue Spitze dafür gut gebrauchen. Nur: Gerd Schröder kann sie nicht leisten. Allein, weil sein Name und sein Stil für viele in der SPD eine Provokation ist. Mit „Basta“ ist nichts zu holen, das wird auch der naturautoritäre Müntefering noch begreifen müssen.
Schröder ist „radioaktiv“, er bedroht seine Umwelt mit den ungesunden Strahlen des Gazprom-Lobbyisten, der sich von seinem Demokraten-Freund Putin bezahlen lässt.Wenn der Ex-Kanzler wirklich helfen will, dann sollte er im Abklingbecken für ausgebrannte Politiker stillhalten – nicht die leichteste Aufgaben für einen wie ihn.
Matthias Maus ist Chefreporter der AZ.