Drama des ADAC – Luft für Präsident Meyer wird dünner
Beim Autopreis „Gelber Engel“ wurde möglicherweise mehr manipuliert als bisher bekannt. Damit gerät auch ADAC-Präsident Meyer immer stärker unter Druck. Aber er will am Lenkrad bleiben.
München - Der letzte Akt im Drama um den „Gelben Engel“ hat begonnen. Hauptdarsteller: der ADAC. Dramatischer Höhepunkt: Bei der Wahl des VW Golf zum Lieblingsauto der Deutschen 2014 wurde nicht nur die Stimmenzahl nach oben frisiert, sondern wohl auch die Platzierung der Fahrzeuge manipuliert. In der Schlussszene des Dramas wird nun mit Spannung der Auftritt von ADAC-Präsident Peter Meyer erwartet.
Seinen Autopreis „Gelber Engel“ hat der ADAC in der bisherigen Form selbst schon beerdigt. Die Frage nun: Fällt auch für den Präsidenten der Vorhang? Kann er sich angesichts der heftigen Kritik am Autoclub und immer neuen Vorwürfen wirklich auf seinem Posten halten?
Einen Rücktritt hat der 64-Jährige wiederholt ausgeschlossen: „Wenn der Wind von vorne kommt, muss man das auch mal aushalten können.“ Und Meyer lässt bisher keinen Zweifel daran, dass er sich selbst als Garanten für eine tiefgreifende Reform des Autoclubs sieht. „Angesichts der Vorwürfe der vergangenen Wochen sind wir überzeugt, dass der ADAC eine Zäsur braucht und sich neu ausrichten muss“, bekräftigte Meyer am Freitag in einer Mitteilung des ADAC. Er weiß, dass die Affäre um den Autopreis längst zu einem Crashtest für den ganzen Autoclub mit fast 19 Millionen Mitgliedern geworden ist.
Als sich die – vom ADAC zunächst vehement bestrittenen - Manipulationen bei den Zahlen zum Lieblingsauto bestätigt hatten, sprach Meyer von einem „Totalschaden“. Aber ist er als oberster Repräsentant des Autoclubs nicht indirekt auch eine Art Unfallbeteiligter, selbst wenn wirklich niemand außer dem - inzwischen geschassten – ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter für die Manipulationen verantwortlich war? Kann Meyer in eigener Sache wirklich auf das Motto „Weiter so“ setzen? Und wäre nicht auch ein personeller Neuanfang an der Spitze des Autoclubs hilfreich, um verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen?
Meyer versucht am Freitag erst einmal, mit einem Reformplan zu punkten. Danach wird beim ADAC nach dem Vorbild von Anti-Korruptionsbeauftragten in großen Unternehmen der Posten eines Chief Compliance Officer (CCO) geschaffen, der gesetzestreues Verhalten und die Einhaltung interner Richtlinien garantieren soll. Außerdem dürfen die ADAC-Hubschrauber ab sofort nur noch für Rettungsflüge eingesetzt werden – ihre dienstliche Nutzung für ADAC-Spitzenvertreter ist nicht länger zulässig. Zudem will der ADAC eine externe Website freischalten, auf der auch anonym auf Missstände hingewiesen werden kann.
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Trotzdem könnte die Luft für Meyer kommende Woche noch dünner werden. Denn am Montag oder Dienstag will die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte, die im Auftrag des ADAC die Vergabe der Autopreise unter die Lupe nimmt, ihre Ergebnisse präsentieren. Bei der Wahl zum Lieblingsauto der Deutschen 2014 soll der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge nicht nur die Zahl der Stimmen, sondern auch die Platzierung der Fahrzeuge gefälscht worden sein. ADAC-Sprecher Christian Garrels ließ das am Freitag offen: Dem Autoclub lägen noch keine Ergebnisse vor und es liege in alleiniger Verantwortung der unabhängigen Prüfer, wann die Ergebnisse veröffentlicht werden.
Mit Spannung wird nun diese Präsentation erwartet. Sollte es wirklich Manipulationen auch bei der Rangfolge des ADAC-Preises gegeben haben, dann werden die deutschen Autohersteller all ihre Auszeichnungen dem ADAC voraussichtlich zurückgeben. Das wäre ein weiterer Imageschaden für den Club und Meyer geriete noch mehr unter Druck.
Aber wie auch immer der aktuelle Schlussakt ausgeht, sind schon jetzt weitere Dramen rund um den ADAC absehbar. Denn die Münchner Staatsanwaltschaft hat ihre Vorprüfung der Vorgänge noch nicht abgeschlossen. Und auch, ob der ADAC seinen Vereinsstatus behalten darf, ist offen – die Prüfung des Münchner Amtsgerichts läuft noch.