Die Namensfrage
Den Wählern geht es nicht um Marketing. Sondern um Politik: AZ-Aktuell-Chef Frank Müller über „Schwarz- Gelb“ und „Christlich-Liberal“
Aus „Raider“ wurde „Twix“, und „Karstadt-Quelle“ hieß irgendwann „Arcandor“: Solche Umbenennungen können zum Erfolg werden oder zum Synonym für die Pleite. Der neue Name, den die Bundesregierung nun für sich durchsetzen will, trägt dagegen eher zur allgemeinen Erheiterung bei. Nicht mehr „schwarz-gelb“ will man künftig genannt werden, verkünden Union und FDP allen Ernstes. Sondern „christlich-liberal“.
Das wäre schon skurril genug, wenn das Land keine anderen Sorgen hätte. Da aber im Gegenteil das bisherige Auftreten der neuen Regierung in ihren ersten 100 Tagen eine der Hauptsorgen des Landes ist, ist das Ganze ein ärgerlicher Witz. Die drei Parteichefs spüren, dass sie das Land mit hausgemachten Fehlern verärgert haben. Doch statt den gröbsten Unfug – wie die Steuergeschenke an Hoteliers – abzustellen, bastelt Schwarz-Gelb, pardon: Christlich-Liberal an der Marketing-Maschine.
Die Kommunikation soll besser werden, das Erscheinungsbild wird aufgehübscht, dazu ein neues Namensetikett: Das ist das übliche Verfahren, wenn der Karren imDreck steckt. Beim Publikum aber werden solche Tricks nicht verfangen. Die Menschen sorgen sich nämlich nicht so sehr darum, ob die Koalition in ihrer Außenwirkung ganz toll rüberkommt. Sie machen sich vielmehr Gedanken darüber, wie durchdacht, gerecht und klug die Politik ist, die die Regierenden machen. Wenn dieses Zeugnis gut ausfällt, dann braucht die Koalition überhaupt keinen Namen. Dann ist sie einfach nur „die Regierung“.
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