Die Geister-Wahl
Welches Gespenst hätten Sie gern? Den grausamen Guido etwa? – AZ-Aktuell-Ressortchef Frank Müller darüber, was Wiesn und Wahl gemeinsam ist
Dieser Wahlkampf hatte ein bisschen was von einer Geisterbahnfahrt auf der Wiesn. Ganz groß wurden viele zu Schreckgespenstern stilisiert: der grausame Guido mit seinem sozialen Kahlschlag. Der furchtbare Frank-Walter, der nur den Weg bereiten will zum rot-rot-grünen Reich des Bösen. Die allmächtige Angela, die antrat zu einer Langeweiler-Reise im Schlafwagen des Grauens.
So viel gewarnt und ausgeschlossen bei sowenig Anlass wurde noch nie vor einer Bundestagswahl. Doch am Ende dieses Gespenster-Wahlkampfs steht der Bürger mit demselben Gefühl da wie nach manchem Geisterbahnbesuch: Was von außen so groß und schrecklich aussieht, ist von innen besehen doch oft nur ulkiger Klamauk mit klapprigen Plastikskeletten und Pseudo-Blut.
Genauso künstlich ist die Aufgeregtheit in den Parteizentralen: Fünf Parteien, die sich (die Linke einmal ausgenommen) immer ähnlicher werden, erklären immer lauter, warum ihre Unterschiede unüberbrückbar sind. Dabei ist die Wahl vom Sonntag wohl die letzte, bei der das alte Lagerdenken noch eine große Rolle spielt. Denn die Wähler sind schon deutlich weiter: Bis zur letzten Minute machen sie sich Gedanken über Ampelmehrheiten, Jamaika und Linksbündnisse.
Und das ist auch gut so: Unsere im großen wie im kleinen immer unübersichtlicher werdende Welt verlangt eben nach Antworten, die nicht links oder rechts sind. Sondern klug. Deswegen unser Wahlaufruf: Lassen Sie sich nicht von Gespenstern schrecken. Wählen Sie einfach den, der Ihnen kluge Antworten gibt!
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