Berliner Wettkönige
Nun sollen die bösen Griechen schuld sein. Sie sind es nicht - Frank Müller, AZ-Aktuell-Chef, über den schwindenden Steuer-Spielraum.
Finanzwetten sind ja derzeit sehr en vogue, deswegen bieten wir hier eine weitere an: Wetten, dass sich Union und FDP noch über Steuersenkungen streiten werden, wenn der Wähler Schwarz-Gelb schon längst aufs Altenteil geschickt hat?
Wie ein alterndes Ehepaar, das ohne den jahrzehntelangen Streit nicht mehr leben kann, obwohl es den Anlass schon längst vergessen hat, ermüdet die Regierung ihre schwindende Anhängerschar: „Du hast mir meine schöne Steuersenkung kaputt gemacht“, zetert der eine. „Ich hab doch gleich gesagt, dass das nichts wird“, keift der andere.
Gemeinsam ist dem alten Paar und der Bundesregierung nicht zuletzt ihr galoppierender Realitätsverlust. Nun sollen es die bösen Griechen sein, die uns das Geld für deutsche Steuersenkungen nehmen, lassen immer mehr Unionspolitiker durchblicken.
Richtig daran ist aber nur, dass das Geld schon vorher nicht da war. Seit Anbeginn von Schwarz- Gelb ist es nun dasselbe Spiel: Versprechungen werden gemacht, wieder einkassiert, mal halbiert, mal wieder ausgeweitet. Und wer dann nachfragt, woher das Geld für eine Steuerreform denn kommen soll, der wird verwiesen auf den doch ganz ganz sicher eintreffenden Aufschwung, der das Geld bestimmt wieder in die Kassen spülen werde.
Das sind alles pure Luftbuchungen. Wie gefährlich das verantwortungslose Spielen mit nicht gestopften Finanzlöchern werden kann, hat ganz Euroland gerade mit stockendem Atem gesehen. Wer daraus nichts lernt, bezahlt am Ende eine gigantische Rechnung. Wetten, dass?
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