BER-Aufsichtsrat stellt Flughafenchef Mühlenfeld zur Rede
Nach der umstritten Auswechslung des Bauleiters am neuen Hauptstadtflughafen erwartet der Aufsichtsrat am Donnerstag Erklärungen von Flughafenchef Karsten Mühlenfeld.
Berlin - Das Kontrollgremium tritt am Abend in Berlin zu einer Sondersitzung zusammen. Zuvor wurde über einen möglichen Rauswurf Mühlenfelds spekuliert. Denkbar ist auch, dass die Kontrolleure den Geschäftsführer in die Schranken weisen.
Mühlenfeld hatte wegen andauernder Technik- und Terminprobleme beim Bau des drittgrößten deutschen Flughafens den obersten Bauleiter Jörg Marks abgelöst - allerdings gegen ausdrückliche Bedenken des Präsidialausschusses, in dem Berlin, Brandenburg und der Bund als Eigentümer sowie die Arbeitnehmerseite vertreten sind. Der Bund verlangte daraufhin die Sondersitzung.
Als Nachfolger für Marks hatte Mühlenfeld den früheren Bahn-Manager Christoph Bretschneider genannt. Differenzen gibt es auch über die Aussage des Flughafenchefs, Berlin sei über die Nachfolger-Suche informiert gewesen. Die Senatskanzlei widersprach dem. Bretschneider wurde auf Honorarbasis angeheuert. Ab einem Gesamthonorar von 120.000 Euro im Jahr muss dies vom Aufsichtsrat abgesegnet werden.
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Während der Bund öffentliche Vertrauensbekundungen für Mühlenfeld demonstrativ vermeidet, sieht Brandenburg eine mögliche Entlassung skeptisch. Von der Arbeitnehmerseite kamen abwartende Bemerkungen.
Der Berliner CDU-Fraktionschef Florian Graf richtete seine Kritik auf Aufsichtsratschef Michael Müller (SPD), den Regierenden Bürgermeister der Hauptstadt: "Der Fisch stinkt immer vom Kopf her." Müller werde immer wieder von Problemen bei dem Projekt überrollt. "Ständige Personalwechsel und dadurch bedingte monate- bis jahrelange Unterbrechungen im Baufortschritt müssen der Vergangenheit angehören", forderte Graf. Spitzenvertreter der Fraktionen im Brandenburger Landtag betonten, der personelle Konflikt dürfe nicht das Ziel überdecken, den Flughafen möglichst schnell fertigzustellen.
Mühlenfeld erhielt Rückendeckung von den Fluggesellschaften. "Auch wenn zwischenzeitlich klar ist, dass eine Inbetriebnahme des BER in 2017 nicht mehr erfolgen kann, so wäre es aus unserer Sicht sehr fraglich, ob ein erneuter Wechsel in der Geschäftsführung einer baldigen Fertigstellung und Inbetriebnahme des BER zuträglich wäre", heißt es in einem Brief des Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften, Ralf Teckentrup, an Michael Müller.
Die Eröffnung des Flughafens war seit dem Baubeginn 2006 schon fünf Mal verschoben werden, das Projekt ist inzwischen mehr als fünf Jahre im Verzug. Grund sind Technikprobleme, Fehlplanungen und Baumängel. Die Baukosten stiegen seit dem ersten Spatenstich von 2 auf 6,5 Milliarden Euro, wobei ein Teil davon auf Erweiterungen entfällt.
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