AZ-Meinung: Die Zukunftsfrage
Nicht das Kapital ist das Problem. Sondern fehlende Kontrolle - Frank Müller, der Chef der AZ-Aktuell-Redaktion über die Griechenland-Debatte im Bundestag
Da hat Bundeskanzlerin Angela Merkel schon Recht: „Es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Zukunft Europas und die Zukunft Deutschlands in Europa.“ Was aber folgt daraus, außer dass wir nun für zweistellige Milliardenbeträge garantieren mit offenem Ende?
Die Geschichte der Turbulenzen, die uns in den letzten Jahren heimgesucht haben – Finanzkrise, Eurokrise – ist kein Versagen des Kapitalismus. Sondern das Problem seiner mangelhaften, unprofessionellen Beherrschung. Zu wenige strikt eingehaltene globale Regeln – das war schon das Problem beim Niedergang der Finanzwirtschaft im Chaos um Lehman Brothers & Co.
Mangelnde Beherrschung eines Systems: Das ist auch die Hauptschwäche in der Eurokrise, die zwar von Griechenland ausgeht, aber kein griechisches Problem ist. Sondern ein globales. Wenn nicht eine Krise irgendwann einen ganzen Kontinent oder gar die Welt in den Abgrund reißen soll, dann ist es Zeit zum Umdenken.
Bisher entwickeln sich Märkte global und rasant – und Nationalstaaten hecheln mit völlig unzureichenden Kontrollmechanismen hinterher. Was an kühler Beobachtung fehlt, soll meist gutwillige Absicht wettmachen. Dann nimmt man eben lieber ein Land zu viel in den Euroraum auf als eines zu wenig. Und wacht, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit dem entsetzten Blick eines Kaninchens auf die Schlange wieder auf.
Ein drittes Mal darf es eine solche Krise nicht geben. Deswegen heißt die Devise: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das wusste schon Lenin. Der kannte sich mit dem Kapitalismus aus.
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