Aus der Talsohle
Lange Jahre hatte das Elend einen Namen: Bayern-SPD. Jetzt hat sich die Maget-Truppe ein wenig aus der Talsohle gelöst. Doch beileibe nicht aus eigener Kraft, kommentiert Frank Müller.
In der guten alten Zeit war es so, dass es der SPD im Bund zwar oft nicht gut ging. Bevor sich aber die Genossen im Willy-Brandt-Haus über schlechte Umfrage- und Wahlergebnisse zu sehr grämten, blieb ihnen als Alternative immer noch ein Blick nach Bayern. Dort nämlich hatte das Elend einen Namen, und der lautete „Bayern-SPD“. An den Zustimmungsquoten der Bayern-Sozis konnte man stets sehen, was es heißt, wirklich tief zu fallen. Und solange man von deren Werten um die 18 Prozent noch weit entfernt war, solange war die Lage eben doch noch nicht so richtig schlimm.
Lange her das alles. In diesem Jahr hat die Kurve des Niedergangs die SPD so weit nach unten geführt, dass ihre bundesweiten Zahlen mit denen im Freistaat fast deckungsgleich sind. Neuerdings messen die Meinungsforscher hier wie dort gut 23 Prozent – ein Desaster für die Beck-SPD einerseits. Ein schöner Erfolg für die Maget-Truppe andererseits.
Und dennoch besteht für Triumphgeheul am Münchner Oberanger nicht viel Anlass. Zwar hat sich die Bayern-SPD aus der absoluten Talsohle ein wenig gelöst. Aber beileibe nicht aus eigener Kraft: Vom Tisch der angeschlagenen CSU fallen ein paar Prozentpünktchen wie Brösel auf den Boden nach unten: dorthin, wo die Bayern-SPD sitzt.
Doch um wirklich auf die Beine zu kommen, um am Ende vielleicht gar einmal mit am Tisch zu sitzen, dazu genügt es nicht, auf den verblassenden Glanz der CSU zu setzen. Das gelingt nur aus eigener Kraft.
Frank Müller
Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der Abendzeitung