Armer Pfeilfänger

Nicht mal mehr Mitleid mit Andrea Ypsilanti: AZ-Redakteurin Anja Timmermann über den Zustand der Hessen-SPD.
von  Abendzeitung

Nicht mal mehr Mitleid mit Andrea Ypsilanti: AZ-Redakteurin Anja Timmermann über den Zustand der Hessen-SPD.

Eigentlich könnte sich bei der Hessen-SPD langsam sowas wie Beißhemmung einstellen: Jemanden, der schon so angeschlagen am Boden liegt (wenn auch selbstverschuldet), den greift man nicht mehr an. Das war bei der dürren Nachricht „SPD wählt Thorsten Schäfer-Gümbel als Spitzenkandidaten“ der Fall – knapper kann man die Tristesse der dortigen Genossen nicht in Worte fassen.

Doch spätestens mit dem Auftritt von Andrea Ypsilanti in den „Tagesthemen“ war das Mitleid wieder verflogen: Da war eine Frau, die so tausendprozentig davon überzeugt ist, dass sie die Tollste ist, dass sie nichts anderes mehr mitkriegt. Die treuherzig versichert, sie lasse ihre Partei doch jetzt nicht alleine – was die Genossen außerhalb von Ypsilantis engstem Führungszirkel mit Grausen vernommen haben werden.

Dass sie den armen Herrn Gäfer-Schümbel (oder war es Schüfer-Gämbel?) nun als Pfeilfänger vorschickt, verlängert die Farce.Warum er sich so willig zur Schlachtbank führen lässt, ist eines der vielen Fragezeichen an diesem unbekannten Hinterbänkler.

Denn klar ist, dass Ypsilanti vor allem jemanden braucht, der am 18. Januar abends die Schuld für das Wahldesaster auf sich nimmt.Wenn dann Köpfe rollen müssen, ist es seiner. Apropos: In der Bundes- SPD hatte man sich im Sommer gefragt, ob Yspilanti wirklich mit dem Kopf zweimal gegen die gleiche Wand rennt. Hat sie gemacht. Und für den dritten Versuch hat sie nun einen neuen Kopf gefunden.

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