450 Millionen Kredit für Arcandor?
Vizekanzler Steinmeier sichert der Karstadt-Mutter Arcandor angeblich Hilfe zu, um die Pleite abzuwenden. Wirtschaftsminister Guttenberg lehnt Staatshilfen nicht kategorisch ab, ist aber für eine Fusion der Karstadt-Kette mit Kaufhof
BERLIN Chefsache Warenhäuser: Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) beriet sich am Donnerstag mit Metro-Chef Eckard Cordes über die Zukunft des pleitegefährdeten Touristik- und Handelskonzerns Arcandor (Karstadt). Arcandor will nach anfänglicher Gegenwehr seine Kaufhäuser mit den Kaufhof-Standorten von Metro fusionieren – hofft aber immer noch auf Hilfen aus dem Deutschlandfonds.
Nach dem Treffen hieß es inoffiziell, Steinmeier habe einen Rettungskredit über 450 Millionen Euro in Aussicht getellt. Voraussetzung: Die Arcandor-Eigentümer Schickedanz und Oppenheim steuerten 100 bis 200 Millionen Euro als Eigenleistung bei. Die Bank Sal. Oppenheim bietet bisher an, sein Aktienpaket dem Staat als Gegenleistung für eine Bürgschaft als Sicherheit zur Verfügung zu stellen.
Eine Bürgschaft des Deutschlandfonds ist problematisch, weil der Fonds Firmen vorbehalten ist, die nicht schon am 1. Juli 2008 Probleme hatten. SPD-Chef Franz Müntefering tritt trotzdem für Hilfen ein und argumentierte zuletzt, dass ein großer Teil der 82000 Arcandor-Beschäftigten Frauen seien (siehe Interview). Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will das Kaufhaus-Problem am liebsten mit einer Fusion von Kaufhof und Karstadt vom Tisch haben. „Das muss nur schnell gehen“, sagte er.
Die Beschäftigten bangen um ihre Arbeitsplätze
Metro will jetzt in die Bücher von Arcandor schauen. Sollten die Zahlen schlechter sein als erwartet, sagte Finanzvorstand Thomas Unger der „Welt“, sei ein Rückzug von Metro nicht auszuschließen. Währenddessen bangen die Karstadt-Beschäftigten um ihre Jobs. Im Fall einer Fusion will Metro nur 60 von 90 Karstadt-Häusern weiterführen, außerdem zehn Kaufhof-Filialen dichtmachen.
Auch die Beschäftigten der Nürnberger Arcandor-Versandsparte Quelle sind in Sorge. „Wir befürchten, dass Quelle unter die Räder kommt“, sagt der Quelle-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Ernst Sindel. „Der Schwerpunkt liegt immer auf Karstadt. Aber uns zieht es bei einer Insolvenz mit runter“, glaubt er. „Dann wäre die Schnäppchenjagd eröffnet.“