Weiß-blauer Siebensitzer
Der BMW 2er Gran Tourer bietet auf 4,56 Metern Länge reichlich Platz für Familie und Freizeit. Die AZ hat ihn schon vor dem Marktstart ausprobiert.
München - Manchmal kommt es halt doch auf die Länge an. Oder auf ein paar sonstige Abmessungen. Im Fall des neuen Gran Tourer von BMW ist das ganz sicher so. Denn der definiert sich über eine ganze Reihe von Zahlen. Die AZ hat beim ersten Kontakt mit dem nächsten reichlich untypischen BMW das Maßband ganz genau angelegt.
Im Juni startet nach dem „Active“ der zweite Tourer aus dem Hause BMW. Er trägt den Beinamen „Gran“ und zeigt schon damit, worum es geht. Nämlich um schiere Größe, massig Platz für bis zu sieben Passagiere oder wirklich üppigen Gepäckraum. In Zahlen: Gegenüber dem Active Tourer ist der Gran Tourer um exakt 214 Millimeter auf 4,56 Meter gewachsen. In der Höhe legte er um 53 Millimeter auf 1,61 Meter zu, die Breite (1,80 Meter) blieb unverändert. Diesen Zuwachs haben die Designer mit typischer BMW-Front, stark modellierter Seitenlinie und Van-typischem Heck im Stil eines X3 geschickt kaschiert: Der Gran Tourer wirkt zwar stattlich, aber nicht wuchtig.
Was muss ein echter Familien- und Freizeittransporter können? Klar: ordentlich was wegpacken. Bei diesem Thema kommt die Zahl 1905 ins Spiel: Exakt so viele Liter Gepäckvolumen hat der Neue nämlich, wenn alle hinteren Sitzlehnen umgeklappt werden, das sind stolze 395 Liter mehr als im auch nicht minderbemittelten kleineren Bruder. Bei Fünfer-Bestuhlung stehen 645 Liter zur Verfügung, das sind 177 Liter mehr. Man könnte dazu auch „Platz ohne Ende“ sagen. Komplettiert wird das Transport-Talent noch durch rund 40 Liter Stauraum unter und neben den Sitzen. Und durch die aufpreispflichtige umklappbare Beifahrersitzlehne. Dann passen Gepäckstücke bis zu 2,60 Metern Länge rein.
In Reihe eins und zwei sitzt man ausgezeichnet. Die komplett wegklappbaren Sitze sechs und sieben (Aufpreis: 790 Euro) sind wirklich nur für Kinder gedacht, Erwachsene tun sich mit dem Zustieg und dem Verstauen ihrer Beine ziemlich schwer. Der Kofferraum schrumpft bei sieben Passagieren auf Kleinstwagen-Format. Zaubern kann auch BMW nicht ins Sachen Raumnutzung. Aber die Entwickler haben ihre Sache gut gemacht etwa mit den serienmäßigen Knöpfen fürs einfache Umklappen der Sitzlehnen drei bis fünf.
Zum ersten Ausprobieren hatte BMW zwei der fünf zum Start lieferbaren Motorisierungen dabei: den stärkeren Diesel 220d mit 190 PS in der Version mit dem Allradantrieb xDrive und Achtgang-Automatik und den frontgetriebenen 220i mit 192 PS. Beide Versionen überzeugen durch die typische geschmeidige Kraftentfaltung, eine annähernd perfekte Verarbeitung und hochwertige Materialien. Die Bedienung ist typisch BMW, das Fahrverhalten eher nicht. Sorry, liebe Ingenieure: Aber wer mit der weiß-blauen Marke diese ganz spezielle Dynamik, dieses gewisse Gefühl beim Rausbeschleunigen aus der Kurve verbindet, der muss umdenken: Der Gran Tourer ist wie sein kleiner Bruder namens Active ein zwar richtig gutes, enorm praktisches Auto. Aber wirklich typisch BMW ist er nicht.
Zum Start gibt es den außer den getesteten Motorisierungen noch den 218 i mit 136 PS und den 216d und 218d mit 116 und 150 PS. Im Juli werden noch der 100 PS starke Dreizylindermotor des 216i, der (ebenfalls dreizylindrige) Einstiegsdiesel 214d mit 95 PS und die Frontantriebsversion des 220d nachgereicht.
Die Vernetzung und die Ausrüstung mit Assistenz- und Fahrwerkssystemen ist im Gran Tourer teils serienmäßig, teils optional so ziemlich identisch mit den Angeboten aus anderen Baureihen. Sie reicht vom automatischen Notruf bei einem Unfall über das Kinder-Spielfilmprogramm im Heck, vom kamerabasierten Stauassistenten über die City-Bremsfunktion bis zum Navi mit 8,8 Zoll großem Bildschirm. Und auch in Sachen Luxus und Komfort lässt sich der Neue ordentlich aufrüsten, etwa mit der Heckklappenöffnung per Fußtritt unters Autoheck.
Dass das alles nicht wirklich billig ist, ist klar. Ab Juli startet die Preisliste bei 26 950 Euro für den 216i. Die getesteten Versionen sind ab 32 450 Euro (220i) und ab 40 200 Euro (220d xDrive) zu haben. Und dank der vielen attraktiven Extras ist nach oben noch reichlich Luft.