Viel Platz für die Kompaktklasse
Die Japaner sind zurück in der Golfklasse - und machen mit guter Ausstattung und knappem (Dauer?-)Einführungspreis ein solides Angebot.
München - Leicht angegraute Zeitgenossen werden sich vielleicht noch an den Nissan Sunny erinnern, oder an den Almera. Kreuzbrave Kompakte, die nie irgendwie auffällig wurden, aber doch eine treue Fangemeinde versammelten. Dann machte Nissan Schluss mit kompakt und legte den Bestseller Qashqai auf, seit 2007 wurde er rund zwei Millionen Mal verkauft - allein in Europa. Das Zwischenspiel mit dem glücklosen Tiida nahm wohl nicht mal Nissan selbst so richtig ernst, das Auto passte irgendwie nicht so recht in die Landschaft.
Aber das Kompakt- oder C-Segment ist halt doch wichtig. Drum startete im Oktober der Pulsar, der mit einer deutlichen Anlehnung ans Design des neuen Qashqai und viel von dessen aktueller Technik im Revier von Golf, Astra oder Focus wildern soll.
Dazu hat Nissan dem Neuen eine Reihe von Vorzügen mitgegeben, die durchaus zu einer weiteren Verbreitung beitragen könnten. Etwa eine sehr gute Verarbeitung, wertige Materialien im Innenraum - und so viel Platz, wie ihn einige Autos der unteren Mittelklasse nicht bieten können. Raumgefühl vorne, Knie- und Kopffreiheit hinten und auch der Kofferraum (385 bis 1395 Liter) sind wirklich gut, dank des längsten Radstands seiner Klasse, wie Nissan betont.
Anständig ist auch die Basisausstattung (etwa mit Klima, Bluetooth, Radio/CD, Stopp/Start, Bildschirm und Bedientasten am Lenkrad). In den weiteren Ausstattungsstufen wird's natürlich noch komfortabler, auch diverse Assistenten wie der (nervig piepsende!) Spurverlassenswarner sind natürlich auch zu haben, ebenso das vernetzte Smartphones oder der Notbremsassistent, der ab der zweiten Ausstattungstufe Acenta Serie ist.
Länge läuft, das ist auch beim Pulsar so. Er wirkt auch im verschärften Kurven- oder Autobahneinsatz sehr vertrauenswürdig, liegt satt auf der Straße und verwöhnt mit einem sehr angenehmen Geräuschpegel. Eingewöhnungszeit aufs neue Gefährt: null Sekunden.
Bei der Motorisierung geht Nissan mit zwei Angeboten auf Nummer Sicher. Einmal gibt es einen 1,5-Liter-Diesel mit 110 PS, der sich bei ersten Testfahrten als vollkommend ausreichend kräftig, ruhig und rundum sympathisch präsentierte. 3,6 Liter Normverbrauch konnte Nissan wohl dank des relativ lange übersetzten sechsten Ganges herausfahren, das ist ein sehr guter Wert. In der Praxis kamen wir beim munterem Autobahn- und Landstraßenflitzen auf 5,2 Liter. Auch das ist sehr gut, weil auch ohne großen Verzicht noch deutlich zu unterbieten. Die Vier vor dem Komma ist jedenfalls locker drin, keine schlechte Ansage für ein so erwachsenes und doch auch recht großes (4,39 Meter Länge) Auto.
Einen 1,2-Liter-Benziner hat Nissan auch noch im Angebot, der bringt es auf 115 PS und ist als Sechsgangschalter oder mit einer Xtronic genannten Automatik zu haben. Und im Frühjahr wird noch eine rasante Spaßversion mit 190 PS starkem Benziner nachgeliefert.
So weit, so gut. Aber jetzt geht's ums Geld. Und da wird es noch mal richtig spannend. Nissan hat nämlich zwei Preislisten im Umlauf. Eine mit Launch-Edition, eine ohne. Die erste, die die Einführungspreise enthält, soll eigentlich nur bis 31.12. dieses Jahres gelten und bietet die diversen Versionen zu Preisen zwischen 15.990 Euro für den Basis-Benziner und 23.640 Euro für den Diesel in der feinsten Version Tekna. Bei der eigentlich ab 1.1.2015 geltenden Preisliste geht es bei 17.940 Euro los und reicht bis 25.670 Euro.
Doch was als 2000-Euro-Anreiz für Schnellentschlossene gedacht war, könnte durchaus von Dauer sein. Man denke über eine Weiterführung des Einführungsangebots nach, erklärte jetzt ein Nissan-Sprecher. Klingt irgendwie logisch, denn aus der Sicht eines Autokäufers ist ein Aufschlag von knapp zwei Riesen von einem Tag auf den anderen eher schwer nachvollziehbar und dürfte in vielen Fällen zu massiven Feilschereien in den Autohäusern führen. Oder gleich zur Suche nach einem anderen Kompakten...
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