Offen für Diesel-Spaß
MÜNCHEN Wie sich doch die Zeiten ändern. Noch vor ein paar Jahren war die Kombination von feinem Cabrio und Dieselmotor schlicht nicht vorstellbar. Mittlerweile nagelt es wie selbstverständlich auch bei der Stoff- und Blechmützen-Fraktion. Etwa beim noblen 6er Cabrio von BMW, das als 640d im AZ-Test unterwegs war.
So oft wie in kaum einem anderen aktuellen BMW greift man gerade im 4,89 Meter langen Genuss-Gleiter aus München auf den so genannten „Fahrerlebnisschalter“ zu. Denn die elektronisch variierbare Dynamik des 1,8-Tonners lässt sich damit via Achtgang-Automatik perfekt auf die Laune des Fahrers und den momentanen Einsatzzweck abstimmen: von Eco pro für den ganz besonders ruhigen Genuss-Trip über Land stufenweise bis Sport plus für die verschärfte Art der Fortbewegung. Und dann qualmt der Gummi, wenn es der Pilot wissen will.
Wundert einen auch nicht wirklich, denn schon die technischen Daten verraten allerhand Temperament. Sechszylinder Reihenmotor mit drei Liter Hubraum, aufgeladen durch zwei Turbos. Gibt zusammen 313 PS. Und, was noch viel wichtiger ist für den erbarmungslosen Antritt aus niedrigsten Drehzahlen: 630 Nm maximales Drehmoment. Wer’s mag, kann damit in 5,5 Sekunden auf 100 sprinten. Und sich erst bei 250 Sachen elektronisch einbremsen lassen.
Und das bei einem AZ-Testverbrauch von 8,3 Liter. Weniger ginge auch. Denn natürlich hat auch das 6er Diesel-Cabrio die Efficient Dynamics-Zutaten wie etwa die Start-Stop-Automatik. Und so kommen laut Norm beachtlich bescheidene 5,6 Liter pro 100 Kilometer zusammen. Aber dafür muss man schon die ganze Zeit gedämpft mit Eco pro dahinrollen. Und das muss man mögen.
Uneingeschränkt mögen kann man problemlos das Aussehen und den elegant-dynamischen Auftritt des 6er Cabrios. Offen wie mit schickem Stoff-Mützerl geschlossen macht der Bayern-Beau eine blendende Figur. Dass man zwischen den beiden Aggregatszuständen per Knopfdruck und bis 40 km/h in 19 (Öffnen) oder 24 Sekunden (Schließen) wechseln kann, ist state of the art. Dass man dank des effektiven Windschotts (380 Euro) auch bei über 200 Sachen fast im Windstillen sitzt, erspart das Drei-Wetter-Taft.
Dank des reichlichen Einsatzes von Luxus- und Sicherheitszutaten wie automatischem Fernlicht, Head up-Display, Parkassistent oder Night-Vision, Bang & Olufsen High End Surround Sound System mit 1200 Watt oder Komfortsitzen war der Basispreis von 87000 für den AZ-Testwagen nur eine eher irrelevante Zahl. Unter 100000 Euro dürfte kaum ein 6er Cabrio-Käufer aus dem Autohaus kommen. Wer sich’s leisten kann, bekommt dafür ein Statement auf Rädern: Dass nämlich Design, Dynamik und Diesel sehr gut zusammen passen können.