Fiat 124 Spider: Cooler Italo-Klassiker aus Japan

Kann das gutgehen: Ein Italiener, der eigentlich ein Asiate ist und einen klangvollen Namen trägt? Es kann sehr wohl, wie der AZ-Test des Fiat 124 Spider zeigt.
Rudolf Huber |
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Kurz und knackig ist der Heckabschluss ausgefallen, wie es sich für einen echten Roadster gehört.
Rudolf Huber 4 Kurz und knackig ist der Heckabschluss ausgefallen, wie es sich für einen echten Roadster gehört.
Im 124 Spider-Cockpit ist alles drin, was man für puren Fahrspaß braucht.
Rudolf Huber 4 Im 124 Spider-Cockpit ist alles drin, was man für puren Fahrspaß braucht.
Die lange Motorhaube mit den markanten Kurven lässt das Herz von Roadster-Fans höher schlagen.
Rudolf Huber 4 Die lange Motorhaube mit den markanten Kurven lässt das Herz von Roadster-Fans höher schlagen.
Passende Proportionen - und der Offen-Fahrspaß ist luftig, aber nicht stürmisch.
Rudolf Huber 4 Passende Proportionen - und der Offen-Fahrspaß ist luftig, aber nicht stürmisch.

München - Mit der Nummer 124 war Fiat von den 1960er bis in die 1980er Jahre aktiv, Krönung der ansonsten eher braven Baureihe war von Mitte 1966 bis Sommer 1985 der Spider. Er gilt längst als Klassiker, schließlich hat die bekannte Karosserieschmiede Pininfarina mit Hand angelegt. 2016 dann der Paukenschlag: Fiat bringt wieder einen 124 Spider – und zwar einen, der dem Vorbild ziemlich ähnlich sieht. Und dessen Wurzeln in Fernost liegen. Kann diese Mischung gutgehen? Diese Frage klärt der AZ-Test.


Kurz und knackig ist der Heckabschluss ausgefallen, wie es sich für einen echten Roadster gehört. Foto: Rudolf Huber.

In Sachen Aussehen kann man dem Produkt der euro-asiatischen Kooperation schon mal die volle Punktzahl geben. Der neue Spider schaut beinahe schon unverschämt gut aus, wirkt dank seiner vergleichsweise großen und breiten Motorhaube im Stil der späten 1960er wirklich wie eine kongeniale Fortentwicklung des historischen Vorbilds. Auch das sehr kompakte Greenhouse, also der Aufenthaltsraum der zwei Passagiere mit dem Stoffdach, und das knackig zugeschnittene Heck signalisieren: Hier kommt ein echter Italiener mit Charme und Stil. Dass der 124 Spider unterm Blech in weiten Teilen dem MX-5 entspricht, spielt bei Optik und Auftreten keine Rolle.

Beim Fahren natürlich sehr wohl, denn Fahrwerk und Getriebe stammen von Mazda. Was aber eher auch ein Plus- statt ein Minuspunkt ist. Schließlich hat der Mazda MX-5 vor über 20 Jahren den Roadstermarkt wiederbelebt und wird seitdem wegen seines agilen, präzisen Handlings und seines jede Menge Fahrfreude vermittelnden Gesamtkonzepts gepriesen. Dieses Lob lässt sich 1 zu 1 auch auf den 124er übertragen.

Motor aus bella Italia

Dazu trägt auch der Motor seinen entscheidenden Teil bei, der stammt tatsächlich aus bella Italia. Der 1,4-Liter-Turbobenziner liefert 140 PS und die haben, wenn der Turbo erst mal tief Luft geholt hat, keine Mühe mit dem knapp über 1,1 Tonnen schweren Spider. Das Ding geht richtig gut ab, lässt sich beim Cruisen schön untertourig bewegen und schafft bei Bedarf auf der Autobahn 217 Stundenkilometer Spitze. Aber nur geschlossen, offen sorgen Verwirbelungen dafür, dass bei knapp über 200 Schluss ist. Musik- oder Radiohören ist in diesem Geschwindigkeitsbereich nur noch eingeschränkt bis gar nicht mehr möglich, der Lärmpegel steigt bei etwa 150, 160 Sachen derart an, dass man sich nur noch lauthals mit seinem dicht an dicht sitzenden Kopiloten verständigen kann. Der Verbrauch pendelte sich im AZ-Test auf akzeptable 7,7 Liter Super ein, das lag aber natürlich auch daran, dass der Spider schon eher zum flotten Fahren verleitet.

Begeisterung beim Fahren löst der Spider nur aus, wenn man gewisse Körpermaße nicht überschreitet, also nicht zu groß oder zu kräftig ist. Das Platzangebot auf den spartanische wirkenden, tief montierten Sitzen ist nicht gerade üppig, im Passagierraum herrscht rundum Enge. Wenn man reinpasst, ist das super, weil man sich so richtig gut ins Fahrzeug integriert fühlt. Doch zwischen Wohlbefinden und zwangvoller Enge liegen nur einige Zentimeter und einige Kilos – drum unbedingt erst ausführlich ausprobieren, ob einem der 124 auch passt, ehe Fakten geschaffen werden.


Im 124 Spider-Cockpit ist alles drin, was man für puren Fahrspaß braucht. Foto: Rudolf Huber.

Wenn er passt, dann ist alles eitel Sonnenschein: Man sitzt tief und mit lang ausgestreckten Beinen, hat die Armaturen und die Motorhaube als Peilhilfe gut im Blick, die rechte Hand fällt praktisch von alleine auf den kurzen Schalthebel mit den ebenso kurzen Schaltwegen: Klack, klack, klack, die Gangwechsel machen genauso viel Spaß wie die zügige Fahrt durch enge Kurvenkombinationen, hier passt das wieder mit dem oft beschworenen Gokart-Gefühl. Wenn dann auch noch mit zwei Handgriffen das Stoffdach geöffnet wird (entriegeln und nach hinten werfen, draufdrücken), steht dem nach oben offenen Glück auf vier Rädern nichts mehr im Wege. Dass man im Innenraum nur ein kleines Fach für Papiere oder Brillen hinten zwischen den Sitzen vorfindet und nicht mal einen Becher oder gar eine Flasche abstellen kann, fällt unter das Kapitel Roadster-Folklore. Die Passagiere verzichten zugunsten authentischen Autofahrens gerne auf schnöden Luxus. Und dass die 140 Liter Kofferraumvolumen fürs Wochenend-gepäck von zwei Personen oder den mittleren Einkauf reichen, wurde im AZ-Test praktisch bewiesen.

Pures und präzises Autofahren mit allen Sinnen

Pures und präzises Autofahren mit allen Sinnen genießen: Dafür ist der Fiat 124 Spider ein guter Begleiter. Er ist flink, schaut richtig gut aus (manche sagen sogar: besser als das Original) und seine Herkunft aus dem fernen Osten ist ihm zum einen nicht anzusehen, zum anderen haben sich die Mazda MX-5 den Ruf großer Zuverlässigkeit eingefahren. Die Mazda-Fiat-Mischung ist auf den ersten Blick gewagt, weil es ja um die Historie und um Werte jenseits von schnödem Nutzen geht. Aber die Übung ist wirklich gelungen – gerade angesichts des Basispreises von 24.990 Euro und der 26.990 Euro, die Fiat für den getesteten „Lusso“ mit Leder, 17-Zoll-Alus und Duplex-Auspuff verlangt.

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