Die Kraft der drei Herzen

Erste Ausfahrt mit dem BMW i8 mit Hybrid- Antrieb: Jede Menge Kraft, wenig Durst – und ein unglaublich cooler Auftritt.
Rudolf Huber |
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Wie vom anderen Stern: Der BMW i8 zeigt klar, dass er anders ist als alle anderen Sportwagen. Er vereint auf nie dagewesenem Niveau Sportlichkeit und Effizienz.
Wie vom anderen Stern: Der BMW i8 zeigt klar, dass er anders ist als alle anderen Sportwagen. Er vereint auf nie dagewesenem Niveau Sportlichkeit und Effizienz.

Erste Ausfahrt mit dem BMW i8 mit Hybrid- Antrieb: Jede Menge Kraft, wenig Durst – und ein unglaublich cooler Auftritt.

Los Angeles - Was ist das bloß für ein Auto: Ein sexy Body, jede Menge Muskeln, dazu eine Energiebilanz wie ein Musterschüler aus dem Öko-Institut. Und auf Wunsch mit Fahrleistungen, die sich hinter denen etablierter Sportwagen nicht verstecken müssen.

Der i8 von BMW ist ein radikal neues Fahrzeugkonzept, das scheinbare Gegensätze unter eine futuristische Karbonhaube bringt. Schon vor dem Marktstart im Juni hat die AZ den weiß-blauen Revoluzzer ausgiebig ausprobiert.

Die Aufzählung, was im i8 alles neu und einmalig ist, ist sehr lang. Aber vor der drögen Theorie lieber erst einmal die Emotion. Der Bayer made in Leipzig ist ein mutig gestylter Sportler, flach wie eine Flunder, mit scharfen Linien und ungewohnt deutlichen Kanten. Er hat typische Sportwagen-Proportionen mit weit aufschwingenden Flügeltüren – bei der Tour durch Kalifornien sorgte der i8 für heftige Begeisterung vom hoch gereckten Daumen bis zum verbalen Ritterschlag: „Really cool, man!“

Die Technik des Karbonflitzers mit knapp unter 1500 Kilo Kampfgewicht ist ein deutlicher Fingerzeig darauf, wohin die Reise in die Zukunft führt. BMW hat dem i8 die Kraft der drei Herzen mit auf den Weg gegeben. Ein Benziner und gleich zwei E-Motoren sorgen, geschickt aufeinander abgestimmt, für einen Normverbrauch von gerade mal 2,1 Litern und einen Sprintwert von 4,4 Sekunden. Bei 250 km/h wird elektronisch abgeregelt.

2,1 Liter? Diese Zahl ist eine Sensation – aber natürlich eher theoretischer Natur. Nur wer das elektrische Potenzial des i8 intensiv einsetzt, kommt in die Nähe dieses Werts.

Das bedeutet: Um das Plug-in-Hybridsystem optimal zu nutzen, sind volle Akkus beim Losfahren (Kapazität: 7,1 kWh) und Kurzstreckenverkehr Pflicht. Denn dann schafft der Wagen bis zu 37 Kilometer rein elektrisch – mit 0,0 Liter Benzinverbrauch.

Diverse Fahrmodi ermöglichen die jeweils beste Antriebsart: e-Drive für rein elektrisch, Comfort für den Einsatz des Verbrenners bei Bedarf und Sport für die maximale Leistung mit Dauerbetrieb des Benzinmotors.

Klingt jetzt vielleicht ein bisschen kompliziert-theoretisch, ist aber in der Praxis kinderleicht. Und macht Spaß. Und wie! Schon wenn der i8 nur mit den 131 PS der E-Maschine unterwegs ist (bis 120 km/h), rührt sich was beim fast lautlosen Beschleunigen.

Schaltet sich der Verbrenner, unterstützt vom angeflanschten zweiten E-Motor mit gut 20 PS, dazu, wird es schon echt spaßig. Und der Betrieb im Sportmodus ist ein echter Genuss: Der i8 ist dank der verschärften E-Unterstützung derart agil, dass die Nackenmuskeln kräftig arbeiten müssen.

Auch das wäre jetzt noch nicht wirklich revolutionär. Wenn nicht hinter dem 2+2-Fahrgastraum ein sehr spezieller Benziner arbeiten würde. Er hat nur 1,5 Liter Hubraum – und nur drei Zylinder.

Das Twin-Turbo-Hightech-Aggregat ist in etwas zahmerer Form sonst beim Mini im Einsatz. Als i8-Antrieb, gekoppelt an ein Sechsgang-Automatikgetriebe, leistet es satte 231 PS, die Systemleistung liegt bei insgesamt 362 PS.

Nur drei Töpfe in einem echten Sportwagen: eigentlich unvorstellbar und doch absolut überzeugend. Und dann noch dieser Sound, bei dem natürlich elektronisch ein bisschen nachgeholfen wird: Je nach Drehzahl grummelnd, brummend und fauchend, mit einem vergnüglichen Sprotzen beim Runterschalten – wie bei einem Großen.

Wenn es so richtig kurvig wird, kann der i8 trotz der allgegenwärtigen kalifornischen Tempolimits seine Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis stellen. Er tobt lustvoll ums Eck, glänzt mit hoher Querbeschleunigung und einem neutralen Fahrverhalten bis in den Grenzbereich.

Dass er eher straff abgestimmt ist, ist keine Überraschung. Gnadenlos hart ist er nicht. Die Passagiere sitzen vorne auf erstklassigem Sport-Gestühl und haben reichlich Raum und ein sehr breites, stark dem Fahrer zugeneigtes Armaturenbrett vor sich.

Die Instrumente und Schalter geben niemand, der schon mal einen aktuellen BMW gefahren hat, Rätsel auf. Im Fond ist es natürlich eher eng. Und der Kofferraum ist schlicht mickrig. 154 Liter lassen keine großen Sprünge zu.

Aber ein praktisches Auto kann und soll der i8 auch gar nicht sein. Denn er ist ein unglaublicher Hingucker, ein fahr- und kaufbarer Technologieträger, ein Blick in die Zukunft der Mobilität. Er zeigt, was heute schon machbar ist.

Er wird, so verspricht es BMW, im Alltagsbetrieb nur rund halb so viel verbrauchen wie konventionelle Sportler. Und er verfügt, quasi als Abfallprodukt seines Motor-Konzepts, auch noch über Allradantrieb: E-Motor vorne, Verbrenner hinten. Wer mag, kann für den Karbonflitzer auch Laser-Fernlicht mit einer Reichweite von 600 Metern haben.

Serienmäßig eingebaut ist auf alle Fälle der große Auftritt: Wo immer der i8 vorfährt, ist ihm die Aufmerksamkeit des Publikums sicher. Die Eintrittskarte für den i8-Club wird ab 126 000 Euro gehandelt, zum Start im Juni ist eine luxuriöse „Pure Impulse“-Version für 145 000 Euro zu haben.

Deren Vollausstattung umfasst etwa 20 Zoll-Felgen, Head up-Display, Surround-View, eine Harman Kardon-Anlage und den von 30 auf 42 Liter vergrößerten Tank.

Wenn schon, denn schon ...

 

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