Deutscher Luxus-Hybrid
MÜNCHEN/NÜRNBERG - Die Mercedes S-Klasse mit elektrischer Unterstützung im AZ-Test: Viel Leistung, Komfort und ein akzeptabler Verbrauch zum Premium-Tarif ab 85323 Euro
Spritsparen auf höchstem Niveau? Dafür waren bis vor wenigen Monaten ausschließlich die Japaner zuständig. Doch jetzt hat Mercedes mit seiner S-Klasse nachgelegt. Und ein interessantes Mildhybrid-Paket geschnürt.
S 400 Hybrid heißt der Luxusklässler aus Stuttgart. Der kombiniert einen 3,5 Liter V6-Benziner mit durchaus munteren 279 PS mit einem Elektro-Synchronmotor, den die Techniker platzsparend zwischen den Sechszylinder und die Siebengang-Automatik gequetscht haben. Er unterstützt bei Bedarf den Benziner mit maximal 20 PS – und knackigen 160 Nm Drehmoment. Diese Hilfestellung erfreut beim dynamischen Ampelstart – und sie spart speziell im Stadtbetrieb ordentlich Sprit ein. Anders als beim Mitbewerber Lexus nimmt die Batterie für die beim Bremsen und beim reinen Benzinbetrieb zu speichernde Energie keinen Platz im Kofferraum weg – sie sitzt kuschelig eingebettet unter der Motorhaube.
Extra-Kraft beim Beschleunigen
Im Fahrbetrieb merkt man von der Elektro-Unterstützung wie gewünscht wenig. Mehr Pep beim Beschleunigen ist ein angenehmer Nebeneffekt, wann wie viel Strom zur Fortbewegung eingesetzt oder im Akku gespeichert wird, erkennt man im Display anhand bunter Grafiken mit Pfeilen und Säulen.
Am deutlichsten sind die Segnungen des Hybridantriebs in der S-Klasse am Start-Stopp-System zu erkennen. Schon beim Rollen an die rote Ampel verstummt der Motor, wird der Bremsfuß gelupft, springt er nahezu unmerklich wieder an. Diese Ausgereiftheit überzeugt auch Autofahrer, die dem Zwangs-Motorstopp eher kritisch gegenüber stehen
Im AZ-Test waren's 9,6 Liter
Aber jetzt zum wichtigsten Punkt im alltäglichen Hybrid-Einsatz: dem Verbrauch. Auf 7,9 Liter Super je 100 Kilometer haben es die Mercedes-Ingenieure im eher wenig praxisnahen EU-Normzyklus geschafft. Im AZ-Test durfte es ein bisserl mehr sein – exakt 9,6 Liter. Keine Frage: Das ist absolut gesehen oder im Vergleich mit einem S-Klasse Diesel nicht wirklich weltbewegend wenig. Aber angesichts der Fahrleistungen und des Gewichts von knapp zwei Tonnen doch schon ganz beachtlich.
Vor allem, weil der Testwagen so ziemlich mit allen verfügbaren Nettigkeiten aus der Aufpreisliste ausgestattet war. Wovon die Massage-Funktion der Vordersitze den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen hat: Tut das gut, sich beim Fahren ordentlich den Rücken durchkneten zu lassen.
Verarbeitungs-Qualität, Sicherheit, die verwendeten Materialien – all das bewegt sich bei der S-Klasse auf dem erwartet hohen Niveau. Das Fahrverhalten ist nicht so dynamisch wie bei 7er BMW und Audi A8. Aber davon geht ja wohl auch kein Käufer aus. Dafür davon, dass der große Benz nicht ganz billig ist. Im Fall des S 400 Hybrid sind es mindestens 85323 Euro.
Rudolf Huber