Den Ausstattungswahnsinn beenden!

Daniel Goeudevert, früherer Automanager und derzeitiger Vordenker, hält die aktuelle Elektroauto-Strategie der Autoindustrie für weitgehend falsch.
Rudolf Huber |
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Goedevert hält den Ansatz bei Tesla für falsch.
Rudolf Huber Goedevert hält den Ansatz bei Tesla für falsch.

Stuttgart - Man müsse Elektromobilität neu denken, statt herkömmliche Automobile mit Elektroantrieben auszurüsten, so Goedevert in einem Interview mit der Zeitschrift auto, motor und sport.

„Tesla ist ein Blödsinn. Weil das Elektroauto ein Umdenken erfordert. Fast alle E-Auto-Hersteller arbeiten mit Kriterien aus der Zeit des Verbrennungsmotors, wo Leistung, Beschleunigung, Geschwindigkeit und Reichweite an vorderster Stelle stehen. Warum muss ein Elektroauto wie ein Jaguar oder ein Ferrari aussehen?“, kritisiert Goeudevert in dem Interview.

Die Autoindustrie sei immer noch nicht bereit umzudenken. „Ich schätze, wie beim Handy werden 90 Prozent aller Optionen gar nicht gebraucht.“ Das Auto müsse abspecken. „Der ganze Ausstattungswahnsinn mit all den schweren Elektromotoren könnte um die Hälfte reduziert werden. 300 bis 400 Kilogramm Gewichtsreduktion wären so drin, zusammen mit dem Einsatz gewichtssparender Materialien“, meint Goeudevert.

Und genau dafür müsse der Autokäufer gewonnen werden. „Man sollte dem Kunden ins Gesicht sagen, dass ein Elektroauto einen ganz anderen Nutzwert als ein Wagen mit Verbrennungsmotor hat. Es ist nicht dazu da, um damit von Hamburg nach München zu fahren. Basta. Es muss auch nicht wie ein Sportwagen aussehen“, so Goeudevert.

„Wenn es für die Stadt geschaffen ist, muss es Platz im Innenraum bieten, übersichtlich und einfach zu bedienen sein.“ Aber klar sei auch. „Wir werden ohne eine gewisse Verzichtbereitschaft die Zukunft des Autos nicht gestalten können.“ Keine langfristige Strategie sei es, den Verbrauch herkömmlicher Autos zu senken. „Selbst wenn wir den heutigen Durchschnittsverbrauch halbieren könnten, sind bis dahin nicht eine, sondern zwei Milliarden Autos in der Welt. Dann haben sie im Endeffekt für die Umwelt und für die Ölreserven gar nichts geleistet“, sagt Goeudevert.

„Das ist, wie wenn sie auf einem Band entgegen der Laufrichtung rennen: Sie strengen sich furchtbar an und schwitzen wie verrückt, aber sie machen keinen Fortschritt.“ Selbst die Hybridtechnik sei nicht zukunftsfähig. „Toyota praktiziert das jetzt schon seit 14 Jahren und erzielt damit nicht mal ein Prozent Marktanteil. Das ist Null, obwohl Toyota mutig vorangegangen ist.“

Deshalb gehöre reinen Elektroautos die Zukunft. „Strom ist im Gegensatz zu Öl aus vielfältigen Quellen in unendlichem Ausmaß und an jedem Ort der Welt zu erzeugen: aus Wasser, Wind, Sonnenkraft, Gas, Kohle und auch aus Öl. Allein in den Wüsten dieser Welt akkumuliert sich innerhalb von sechs Stunden so viel Energie aus der Sonne, wie die Weltwirtschaft in einem Jahr benötigt.“

 

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