Dacia Sandero - der Billig-Bestseller
MÜNCHEN - Von wegen rumänische Schrottkiste: Der Dacia Sandero, der zu Lock-Preisen ab 7500 Euro angeboten wird, zeigt im AZ-Test viele Stärken – und wenig Schwächen.
Heute lesen Sie einen AZ-Test über ein Auto, das so begehrt ist, dass Interessenten monatelang drauf warten müssen. In diesen schweren (Krisen-)Zeiten. Da muss ein Fahrzeug schon etwas ganz besonderes zu bieten haben. Im Falle des Dacia Sandero ist das natürlich der Preis. Ab 7500 Euro ist er zu haben, wer noch einen Tausender drauf legt, hat eigentlich alles, was man wirklich braucht.
Also noch einmal 1000 Flocken locker gemacht - und schon stellen wir fest: So ganz reichen die dann 8500 Euro auch noch nicht für den AZ-Testwagen. Denn der hatte neben dem einen Tausender teuren „Ambiance“-Paket (etwa mit Servolenkung, Zentralverriegelung ohne Fernbedienung, höhenverstellbaren Frontgurten) noch das Klang & Klima-Paket (Radio und Klimaanlage) für 850 Euro und die Seitenairbags vorne (280 Euro) drin. Macht 9630 Euro, minus Abwrackprämie sind’s noch 7130 Euro.
Erster Eindruck vom jüngsten Spross der Renault-Billigmarke: Der Sandero schaut gar nicht so schlecht aus. Ansprechende Formen außen, kostenbewusst kalkuliertes, aber nicht minderwertiges Interieur. Einziger Kritikpunkt: Die Heizungs- und Lüftungsschalter sind viel zu tief angebracht. Ansonsten passt alles, wenn man sich an den Hup-Knopf im Blinkerhebel (Renault!) gewöhnt und festgestellt hat, dass auch Fensterkurbeln (!) zum gewünschten Effekt führen können . . .
Die Sitze erlauben auch längere Etappen
Dafür gibt es anständige Sitze, die auch lange Etappen verkraften lassen, ein angenehm abgestimmtes Fahrwerk, das sich aber leider nicht mit ESP noch sicherer machen lässt. Dazu fünf Türen und einen Kofferraum, der mit 320 bis 1200 Litern Volumen klassengemäß groß ist.
Original Renault, nicht mehr ganz taufrisch, aber immer noch gut in Schuss ist der vieltausendfach bewährte 1,4 Liter-Benziner, der 75 PS leistet und fürs normale Autofahrerleben durchaus genügt. Na gut, die 13 Sekunden für den Standard-Sprint und maximal 161 km/h reißen niemanden vom Hocker. Aber es reicht, um Mitzuschwimmen und auf der Autobahn auch mal das eine oder andere Auto zu schnupfen. Bei artgerechter Fahrweise geht der Sandero-Motor recht zurückhaltend mit dem Sprit um. Werte knapp über sechs Liter sind möglich, im AZ-Test kamen im Schnitt 7,5 Liter Super zusammen.
Fazit: Der Dacia Sandero kommt erstaunlich erwachsen und durchaus ansehnlich daher, er wirkt solide, zeigt bis aufs fehlende ESP keine gravierenden Schwächen. Und dass man als Sandero-Fahrer in der automobilen Hackordnung eher recht weit unten angesiedelt ist – das ist ein gutes Training zur Stärkung des eigenen Ego.
Rudolf Huber
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