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BMW i8: Wieviel Zukunft verträgt die Gegenwart?

Eine erste intensive Begegnung mit dem BMW i8 ist auch eine im wahrsten Sinn des Wortes spannungsgeladene Bewährungsprobe. Schafft es dieses Auto, uns von Vorurteilen zu befreien?
(pet/spot) |
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Der BMW i8 bei der Silvretta-Rallye 2014
BMW Der BMW i8 bei der Silvretta-Rallye 2014

Auch wer schon viel über dieses Auto gelesen hat und für die Zukunft und neue Technologien offen ist: Wer in den i8 einsteigt, hält schon mal die Luft an. So viel futuristische Gegenwart ist selbst für modernes Autodesign gewohnte Menschen eine ganz neue Erfahrung. Die formale Sportlichkeit eines Sportwagens hat er nicht, wenn man traditionell konditioniert ist. Er hat etwas anderes, wirklich absolut Neues. Der i8 strahlt Science-Fiction-Flair aus und ist doch Science Reality. Vielleicht ist das das Überraschende: Man erwartet ein Auto und sitzt plötzlich in einer Art Concept car für Über-Übermorgen.

Mehr vom BMW i8 sehen Sie auf MyVideo

Die nach oben schwingenden Türen sind fast schon als moderne Normalität abgehakt. Aber jedes weitere Design-Detail scheint aus der Zukunft zu kommen. Es ist, als hätte BMW seine Designer beauftragt, ein Fahrzeug für das Jahr 2050 zu entwerfen. Das Auge kann sich kaum satt sehen an dieser futuristischen Optik, die staunen lässt, aber als überzeugend wahrgenommen wird. Man betritt - selbst im Sitzen - tatsächlich "Neuland". Die Designer haben mit dem i8 die Zukunft beeindruckend inszeniert.

Und hier stoßen wir eben deshalb auf diese Frage: Wieviel Zukunft verträgt die Gegenwart? Dass wir eines fernen Tages überwiegend elektrisch unterwegs sein werden, gilt als gesichert. Aber bis dahin ist noch lange hin. Dass die Käufer bei ihrer Kaufentscheidung heute überwiegend beim konventionellen Antrieb bleiben, hat viele Gründe: Reichweite, dünn gesäte Lademöglichkeiten, ein hoher Preis. Der i8 kostet ab 126.000 Euro. Ein effizienter Verbrenner bietet meistens mehr und ist billiger. Der konventionell angetriebene Kraftwagen wird also noch lange dominieren. Aber dass die Zukunft vor der Tür steht, macht der i8 nachdrücklich klar.

 

Das leise Losrollen ist die Ruhe vor dem Sturm

 

Der i8 zeigt so manchem Sportwagen das Heck Foto:BMW

 

Und wie fährt er sich? Der Plug-in-Hybrid-Sportwagen von BMW i8 ist ein überzeugendes Beispiel dafür, dass selbst eingefleischte Brummbrumm-Fetischisten ihrem Glauben abschwören können, nur die Power und Geräusch-Kulisse eines vielzylindrigen V-Treibsatzes seien eines Sportwagens würdig. Wir müssen umdenken, wir werden umdenken. Im i8 fällt das leichter als gedacht. Schon das akustische Signal beim Drücken des Starterknopfs klingt wie aus dem Raumschiff Enterprise beim Erreichen der Warp-Geschwindigkeit. Das leise Losrollen signalisiert die Ruhe vor dem Sturm. Der dann losbricht, wenn man das Gaspedal voll durchdrückt. Wenn sich der Dreizylinder im Heck meldet, klingt er wie ein gut gedämmter 8-Zylinder. Das Geräusch wird über Lautsprecher synthetisch orchestriert und klingt echt nach Sportwagen.

Nicht nur beim Klangbild zeigt der i8 keine Schwächen. Die reale Dynamik verblüfft ebenso: 0 auf 100 km/h in 4,3 Sekunden lassen nicht gerade auf ein langweiliges Fahrerlebnis schließen. Damit beschleunigt der i8 fast genauso schnell wie der aktuelle M5 mit seinem 560 PS starken V8. Auch der Porsche Carrera 911 S ist nur um eine Zehntelsekunde schneller auf Tempo 100. Kaum jemand hätte vor zehn Jahren gedacht, dass ein Sportwagen dieser Leistungsklasse mit einem Dreizylinder auskommen würde. Der 1,5-Liter-Dreizylinder leistet 231 PS und entfaltet zusammen mit dem Elektromotor und seinen 131 PS beachtliche Schubkraft. Der Elektromotor treibt die Vorder- der Benziner die Hinterräder an. Wer nur elektrisch fahren will, kommt maximal 35 Kilometer weit, ist aber dabei bis zu 120 km/h beachtlich schnell. Die sportliche Fahrdynamik findet dort ihre Grenzen, wo die schmaleren Reifen der Querbeschleunigung nichts mehr entgegensetzen können und die Haftung verlieren. Der i8 lässt sich auch im Grenzbereich absolut souverän kontrollieren.

 

Die Verbrauchsangaben entspringen bürokratischer Fantasie

 

Der i8 braucht die Ladestation statt einer Zapfsäule Foto:BMW

 

Die Verbrauchsangaben sind bei allen Plug-ins bürokratische Fantasie. 2,1 Liter werden für den i8 auf 100 Kilometer normmäßig angegeben. Wer mit voller Batterien losfährt, zurückhaltend mit dem Gasfuß ist, mag damit auf den ersten 100 Kilometern auskommen. Wer von München nach Frankfurt fährt, braucht im Schnitt um die acht Liter. Angesichts der Fahrleistungen und im Vergleich mit vergleichbaren Sportwagen ist das immer noch sehr sparsam. Wenn schon die tatsächlichen Verbrauchswerte ganz normaler Autos wesentlich vom angegebenen Verbrauch abweichen und dies allenthalben kritisiert wird, sollte die Autoindustrie die Werte für Plug-ins der Realität anpassen. Nirgendwo wird beim Verbrauch weiter an der Wirklichkeit vorbei genormt als beim Plug-in-Hybrid. Hier könnte und sollte der Verband der Autoindustrie (VDA) von sich aus initiativ werden und den Witz vom NFZ-Verbrauch beenden.

Dass BMW mit dem i8 die Verkaufsziele erreicht, daran zweifelt niemand mehr. Seit Juni auf dem Markt, sind bis Ende September 341 Exemplare ausgeliefert worden. Am Tag werden in Leipzig zehn i8 produziert. Die Jahresproduktion ist bereits ausverkauft. "Unsere Erwartungen wurden und werden bei weitem übertroffen", freut man sich in München.

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