AZ-Doppeltest: Fiat 500X und Jeep Renegade.
München - Keine Frage, das müssen zumindest zweieiige Zwillinge sein. Und, auch wenn das biologisch eher unwahrscheinlich ist, sogar Zwillinge mit unterschiedlichen Vätern. Denn dass der Fiat 500X und der Jeep Renegade unterm Blech quasi identisch sind, ist ihnen von außen nicht anzusehen. Und spannenderweise fühlen sie sich auch noch beim Fahren sehr verschieden an.
Die Kandidaten: Angetreten zum AZ-Autotest waren ein 500X 1.4 Lounge 4x2 – also ein 140 PS starker Benziner mit Frontantrieb und Sechsgang-Automatik – und ein Renegade 1.4 Limited 4x4 mit 170 PS und Neungang-Automatik. Äußerer Eindruck: Hier der kantige, maskuline und sehr übersichtliche Geländebulle aus den USA, der in Italien gebaut wird und der auch bei Frauen angesichts seines schnörkellosen Auftretens gut ankommt. Dort der rundgeschliffene Italo-Beau mit mehr Kurven als Mae West, der aber den Aufblas-Vorgang vom putzigen Fiat 500 zum Kompakt-SUV gut vertragen hat, aber nicht wirklich übersichtlich ist. Fazit: reine Geschmackssache mit Vorteilen für den Jeep.
Innenleben und Technik: Für fast alles, wofür man in unseren Breitengraden ein Auto braucht, kommt man auch mit Frontantrieb durch. Anders ausgedrückt: Jeder muss selbst wissen, ob er Geld für einen 4x4-Antrieb ausgeben will. In Aktion macht das Jeep-System jedenfalls einen sehr guten Eindruck: Unaufgeregt zieht der kleine Italo-Ami seinen Weg, auch wenn es mal steinig, steil oder rutschig wird. Fazit: Vorteil Renegade, der aber mit Mehrkosten verbunden ist.
Motor und Getriebe: Ob 140 oder 170 Ps – das macht nicht den großen Unterschied. Beide Autos liefern anständige Fahrleistungen und können im üblichen Verkehrsgeschehen gut mithalten. In Zahlen: Der 500X läuft maximal 190 km/h und schaftt es in 9,8 Sekunden von 0 auf 100, beim Renegade sind es 194 km/h und 8,8 Sekunden. Sehr unterschiedlich arbeiten die Automatik-Getriebe: Das Neunstufen-Gerät im Renegade macht das sehr angenehm und lässig, man hat mit leichtem Spiel am Gaspedal immer den richtigen Gang anliegen. Im Fiat gestaltet sich das viel ruckartiger und nerviger, beim zügigen Einfädeln etwa kommt erst mal nicht viel und dann – mit aufheulendem Motor – zuviel. Das ist echt unsouverän und nervt. Akzeptabel ist nur das entspannte Dahingleiten. Fazit: Vorteil Renegade.
Verbrauch: Der Renegade wurde viel und schnell auf der Autobahn bewegt, kam dadurch auf immerhin 10,1 Liter Durchschnittsverbrauch. Der Fiat wurde artgerechter meist auf Landstraßen eingesetzt und schaffte so 8,3 Liter. Fazit: Gleichstand bei gleicher Einsatzweise.
Platzangebot und Ausstattung: Durch seine kantige Form bietet der Renegade ein besseres Raumgefühl, auch die sehr ähnlichen Kofferraum-Volumina (Fiat 350 bis 1000 Liter, Renegade 351 bis 1297 Liter) fühlen sich beim Jeep deutlich luftiger und besser nutzbar an. In den getesteten Versionen Lounge und Limited ist eigentlich alles drin, was das Autofahrer(innen)-Herz begehrt – beim Jeep etwa das 7-Zoll-Farbdisplay, Klimaautomatik und sogar Sitz- und Lenkradheizung. Für Letzteres müssen die Fiat-Fahrer allerdings 490 Euro extra zahlen. Die üblichen elektronischen Helfer sind teils serienmäßig, teils optional zu haben. Fazit: leichter Vorteil Renegade.
Fahrverhalten und Bedienung: Softies sind beide nicht, der Jeep wirkt allerdings trotz identischem Radstand von 2,57 Metern souveräner, weil der Fiat bei Bodenwellen erkennbar zum Hoppeln neigt. Die Lenkung ist in beiden gut abgestimmt. Die Bedienung ist weitgehend identisch und mit ein bisschen Training an den Lenkrad-Tasten und dem Menü-Knopf auch einfach zu bewerkstelligen. Fazit: Vorteil Renegade.
Preise: Renegade-Fahren beginnt bei 19 900 Euro, der getestete 1.4 mit Allrad und Automatik ist ab 30 700 Euro zu haben. Die Preisliste des 500X startet bei 16 950 Euro, das Testauto gibt es ab 25 900 Euro.
Gesamt-Fazit: Vorteil Renegade.
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