Autofahren im Winter: 6 Tipps, die wirklich etwas bringen

Im Winter das Auto zu nutzen, ist weit mehr, als nur darauf zu achten, dass alle Scheiben, Scheinwerfer, die Kennzeichen und auch das Dach frei von Eis und Schnee sind.
Martin Weber |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen
Nicht nur schön - sie soll auch sicher sein,  die Fahrt durch die Winterlandschaft.
Nicht nur schön - sie soll auch sicher sein, die Fahrt durch die Winterlandschaft. © Flux Kontext Fast

Vor einigen Tagen haben wir in einem anderen Text erklärt, wie leicht es im Winter ist, Strafzettel und sogar Flensburg-Punkte zu bekommen. In diesem Beitrag geht es um wertvolle Tipps, wie man im Winter sicherer, bequemer oder einfach besser mit dem Wagen unterwegs sein kann. 

Tipp 1: Ohne Jacke fahren

Es mag im Angesicht eines morgendlich wahrhaft eisigen Innenraumes wie der Inbegriff einer schlechten Idee klingen, aber tatsächlich sollte man sich keinesfalls in der dicken Winterjacke hinters Steuer setzen - oder auf irgendeinen Sitzplatz. Dafür gibt es sogar drei gute Gründe:

1. Sicherheitsgurt-Wirksamkeit

Durch ihre Dicke und, teilweise, die glatte Oberfläche können Winterjacken die Wirksamkeit des Sicherheitsgurts dramatisch reduzieren. Er liegt dann nicht eng genug an und kann an falsche Stellen rutschen - und so unter anderem innere Organe bei einem Unfall verletzen.

2.  Beweglichkeit

Viele Winterjacken reduzieren die Beweglichkeit deutlich, worunter nicht nur die Bedienung des Wagens leiden kann, sondern auch die Sicherheit anderer - mit einer dicken Jacke beispielsweise den „holländischen Griff" zu machen, der Radfahrer vor Dooring-Unfällen schützt, ist deutlich schwieriger als ohne.

3. Wärmeempfinden  

Sobald die Autoheizung Wärme produziert, isoliert die Winterjacke effektiv davor, sie auch am Körper zu spüren. Man fühlt sich also paradoxerweise länger kalt, weil man eine dicke Jacke trägt, die zuverlässig verhindert, dass die Wärme auf die Haut vordringt.

Ergo: Auch wenn es schwerfällt, lieber die Jacke auf Beifahrersitz oder Rücksitz legen.

Tipp 2: Kupplung beim Start durchtreten

Wenn Frostnächte enden, haben ADAC und Werkstätten in ganz München morgendliche Hochkonjunktur. Dann, wenn bereits „angeschlagene“ Autobatterien aufgrund der Kälte nicht mehr genug Spannung produzieren.

Allerdings sind niedrige Temperaturen nicht nur problematisch für alte Batterien, die elektrochemischen Prozesse leiden auch bei neueren Energiespeichern. Außerdem werden diese in unserer großstädtischen Umgebung besonders belastet durch:

- Häufiges Anlassen durch Start-Stop-Automatiken

- Viele Kurzstrecken und dadurch nicht genug Distanz, um die Batterie „richtig" vollzuladen.

Dann kommt noch etwas hinzu: Motor- und Getriebeöl sind bei Kälte ebenfalls zäher. Muss der Anlasser das alles bewegen, entnimmt er der Batterie noch mehr Energie. Deutlich einfacher wird es, wenn man beim Starten die Kupplung durchtritt. Im Gegensatz zum Leerlauf (also „Gang raus") wird dann gar kein Getriebebauteil im kältebedingt zähflüssigen Öl mitgedreht und die Batterie hat es deutlich leichter.

Tipp 3: Heizung zunächst auslassen

Auch dieser Tipp mag zunächst paradox klingen, sorgt aber tatsächlich bei der richtigen Herangehensweise dafür, dass es schneller warm wird im Auto. Denn die Heizung von Verbrennermotoren wird vom Kühlkreislauf gespeist. Dazu sitzt unter dem Armaturenbrett ein ähnlicher Wärmetauscher wie der Kühler in der Fahrzeugfront, bloß kleiner.

Dreht man bei kaltem Motor die Heizung gleich auf die höchste Stufe, benötigt das Triebwerk viel länger, um warm zu werden.

Mehr Abgase

Dadurch fährt der Motor länger in einem besonders abgas- und verbrauchsstarken Temperaturbereich.

Höherer Verschleiß

Aus demselben Grund werden die Teile des Motors stärker beansprucht -der Verschleiß ist also größer.

Längere Wartezeit

Es dauert - je nach Motor - deutlich länger, bis aus den Lüftungsöffnungen nennenswerte Wärme strömt.

Ergo: Die ersten paar Minuten der Fahrt sollte die Heizung ausgeschaltet bleiben. Besonders schonend und schnell wird der Motor außerdem warm, wenn man in einem hohen Gang mit niedriger Drehzahl, aber dafür etwas mehr Gas als üblich fährt.

Tipp 4: Handbremse mit Bedacht einsetzen

Einparken, Motor abstellen, Gang einlegen, Handbremse ziehen. So machen es viele Autofahrer und so lehren es auch Fahrschulen. Im Winter allerdings kann der letzte Schritt die Wurzel für Ärger beim nächsten Losfahren legen.

Der Grund dafür: Bei vielen Fahrzeugen läuft die Handbremse nicht über die Hydraulik des regulären Bremskreislaufs. Stattdessen betätigt man mit dem Handbremshebel (respektive Parktaste oder Extrapedal) Zugseile, ähnlich wie die Bowdenzüge bei Fahrrädern. Darin kann bei Frost durchaus Kondenswasser gefrieren. Geschieht das, lässt sich die Parkbremse (so der offizielle Terminus) nicht mehr lösen - mit etwas Pech ein Fall für den Abschleppwagen.

Ergo: Wenigstens bei scharfem Frost die Handbremse nicht nutzen. Die „P"-Stellung bei Automatikgetrieben (dabei blockiert eine Sperre direkt im Getriebe) oder ein hoher Gang bei Handschaltern genügen meistens - ein hoher Gang bietet die größte Haltekraft, da das Fahrzeug den Motor über eine lange Übersetzung „mitziehen" müsste.

Nur beim Parken auf steilem Untergrund sollte man zusätzlich die Räder einschlagen. Bei Gefälle (Fahrzeugfront bergab): Räder in Richtung Bordstein. Bei Steigung (Fahrzeugfront bergauf):  Räder vom Bordstein weg einschlagen.

Hinweis: Fahrzeuge mit elektrischer Parkbremse sind zwar weniger anfällig für festgefrorene Mechanik, doch auch hier gilt: Bei starkem Frost ist Zurückhaltung sinnvoll.

Tipp 5: Tank nicht unter ¼ fallen lassen

Einmal mehr kann Kondenswasser im Winter zu einem großen Problem werden. Der Grund dafür: Je leerer der Tank, desto mehr feuchte Luft befindet sich darin. Bei Frost (etwa in der Nacht) kühlen die Tankwände aus. Steigen die Temperaturen am Tag im Allgemeinen oder weil der Tank durch Auspuffabwärme etwas erhitzt wird, schlägt sich dieses Wasser an der Tankinnenseite nieder. Und da Wasser dichter bzw. schwerer als Kraftstoff ist, sinkt es an den Tankboden - wo meistens die Anschlüsse für den restlichen Teil des Kraftstoffsystems sitzen.

Die potenziellen Folgen:

Benziner: Beeinträchtigte Einspritzdüsen, unrunder Lauf, im Extremfall eingefrorene Kraftstoffleitungen oder -filter.

Diesel: Begünstigtes Ausflocken des Dieselkraftstoffs, vereiste Filter oder Leitungen, Schäden an Hochdruckpumpen und allgemein Korrosion.

Je leerer der Tank, desto problematischer kann es werden. Ganz besonders bei häufigem Kurzstreckenbetrieb und häufigen Temperaturwechseln. Über den ganzen Winter hinweg sollte der Tankfüllstand deshalb dauerhaft über ¼ liegen. Vor scharfem Frost oder längeren Standzeiten (über eine Woche) ist es sogar sinnvoll, randvoll zu tanken.

Tipp 6: Reifen etwas mehr Druck geben

Winterreifen haben unter anderem deshalb bei Regen, Matsch und Schnee mehr Grip, weil ihre Gummimischung auch bei Kälte weich bleibt. Allerdings hat die Luft in den Pneus auch die Eigenschaft, sich bei Kälte zusammenzuziehen. Zwar dehnt sie sich nach einigen Kilometern durch Aufwärmen wieder aus - so weit fahren viele Pendler jedoch gar nicht. Die Folgen sind mehr Abrollwiderstand, dadurch erhöhter Kraftstoffverbrauch und Reifenverschleiß.

0,2 bis 0,3 Bar mehr als für die Beladung angegeben ist meist der richtige Wert und schadet auch dann nicht, wenn die Pneus bei längeren Fahrten stärker "auf Temperatur kommen".


Die Recherche und Erstellung des Beitrags wurden durch einen externen Redakteur vorgenommen und stammen nicht aus der eigenen Redaktion.

 

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.