Auto-Test: Kia Carens - der Van für die Familie
Von wegen Pampers-Bomer: Familien-Vans können eine Menge innerer Werte bieten und trotzdem richtig gut ausschauen – so wie etwa der Kia Carens.
München – Wer sich noch an die ersten Kia Carens-Modelle von 1999 erinnert, hebt angesichts des 2017er-Modells doppelt anerkennend den Daumen nach oben. Denn aus einem überaus biederen Nützling für Familien mit eher schmalem Budget hat sich ein schicker Familienvan entwickelt, für den sich wirklich niemand nirgendwo genieren muss. Im AZ-Test: der Carens mit stärkerem Diesel als Siebensitzer in der feineren Version Spirit.
Typisch Kia: Auch der Carens trägt stolz die bei allen Modellen zu erkennende Tigernase. Foto: Rudolf Huber.
Fangen wir doch mal mit dem Antrieb an. Der 1,7-Liter-Selbstzünder namens 1.7 CRDI 141 leistet – richtig erkannt! – 141 PS und bringt den rund 1700 Kilo schweren Carens mit erkennbar wenig Aufwand in Schwung. Er läuft außer beim Kaltstart schön ruhig und geschmeidig, im Testwagen kaschiert das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (Aufpreis: 1750 Euro) geschickt die leichte Anfahrschwäche. Allerdings nervt der Automat zwischendurch beim Bergabfahren dadurch, dass er in ungewollt niedrige Gänge schaltet und deswegen der Motor zu hoch dreht. In diesem Fall hilft nur die manuelle Schaltgasse. Auch beim Losfahren muss man mit dem Gaspedal aufpassen, sonst ruckt es hin und wieder - vorwärts wie rückwärts.
In Sachen Leistung und Verbrauch spielt der CRDI seine Talente geschickt aus, der 4,56 Meter lange Siebensitzer flitzt in 11,3 Sekunden auf 100 Sachen und ist völlig ausreichende 189 km/h schnell. Wer sich beim Langstreckenfahren auf der Autobahn ein bisschen zurückhält, schafft knapp den theoretischen Normverbrauchswert von 4,8 Litern pro 100 Kilometer, im Durchschnitt schluckte der AZ-Testwagen 5,9 Liter. Ein wirklich guter Wert. Schließlich bietet der Carens eine ordentliche Menge Platz, bei 5er-Bestuhlung immerhin 492 Liter, als Zweisitzer 1650 Liter – da ist auch mal ein kleiner Umzug drin. Angenehm einfach funktioniert das Umklappen, das eine wirklich ebene Ladefläche ergibt. Und auch der Zustieg in Reihe drei ist für die anvisierte Zielgruppe der bis zu Zwölfjährigen kein anatomisches Problem.
Die schicken Alufelgen gehören in der Ausstattungsstufe Spirit zum Serienumfang. Foto: Rudolf Huber.
Man sitzt schön hoch im Carens und hat eine gute Übersicht, die nur durch die zweigeteilte A-Säule eingeschränkt wird. Hinter dem dickeren Teil kann sich im schlimmsten Fall ein Auto oder ein Fußgänger gefährlich lange verstecken. Die Materialien im Innenraum schauen gut aus und fühlen sich auch so an, die Verarbeitungsqualität ist hoch. Der Touchscreen für Infotainment und Navigation ist gut platziert. Die Bedienung des Kia-Vans ist einfach und selbsterklärend. Dass sich das Lenkraddrehmoment in drei Stufen einstellen lässt, ist angenehm. Unser Tipp: die härteste Stufe wählen. Denn sonst fühlt sich die Sache ein bisschen unpräzise an.
Geben anständigen Seitenhalt: Die Sitze im Kia Carens waren im Testwagen nicht nur beheizbar, sondern sogar kühlbar. Foto: Rudolf Huber.
Klar: Ein Familienvan ist kein Sportwagen. Aber man kann mit dem Kia durchaus zügig und flink durch Kurven sausen – wenn man denn will. Dass das Fahrwerk bei groben Schlaglöchern und Querfugen kräftig poltert, ändert nichts am grundsätzlich sehr stabilen Gesamteindruck, den der Carens hinterlässt. Ausgestattet ist er üppigst, die feinen Zutaten reichen von vier beheizten Sitzen über die Zwei-Zonen-Klimaautomatik, ein gutes Audio-System bis hin zu Verkehrszeichen-Erkennung, Spurwechselassistent und Querverkehrswarner, 17-Zoll-Alus, dunkel getönten hinteren Scheiben oder zur Rückfahrkamera mit 4,2-Zoll-Touchscreen. 32 040 Euro sind dafür (inkl. DSG) mindestens zu bezahlen. Los geht die Carens-Preisliste übrigens bei 19 990 Euro für den Fünfsitzer mit 135 PS starkem Einstiegsbenziner.
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