Wiesnmusik Hofbräuzelt: In Blechgewittern
Abends im Innern des Hofbräu-Zelts reduziert sich das Oktoberfest auf seine wesentlichen Bestandteile: Bier & Schweiß & Musik.
Die bunt zusammengewürfelten Massen aus allen englischsprachigen Teilen der Erde haben den Durst von Motörhead-Fans, aber die musikalische Seele der Tölzer Sängerknaben. Alois Altmann ist ihr Rhythmusgeber und Zeremonienmeister in dieser himmlischen Bierhölle. Seine zu Festzeiten auf 24 Mitglieder gemästeten „Plattlinger Isarspatzen“ füttern das Volk mit Gassenhauern, die auch in den australischen Outbacks jeder mitgrölen kann: „Summer of 69“, „Waterloo“ oder das in Blechgewittern erzitternde Opus „Live is Live“.
Zehn Meter gehn kann hier längst keiner mehr, das Stehen ist schwierig genug. Aber die Isarspatzen spielen auf, als hätten sie eine Death-Metal-Vergangenheit: „It’s raining Men“ – Halleluja, dabei sind doch gerade Frauen verständlicherweise Mangelware an den fest verankerten Stehtischen. Dort, wo jetzt mit übermenschlichem Willen gegen den ewigen Durst und die wachsende Sehnsucht angetrunken wird. Bevor ein Tränchen Trübsal in die Krüge tröpfelt, kitzelt Alois Altmann mit seinen gewaltig pfeifenden Spatzen das männliche Selbstbewusstsein: „We are the Champions“. Gar keine Frage! Und als Aloisius endlich einen der raren gen Himmel geschleuderten BHs ergattert, stimmt auch der über allem und allen Schwebende auf seiner Harfe mit ein.
Volker Isfort
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