Vier Deutsche Filmpreise für «John Rabe»

Der Favorit hat das Rennen gemacht: Das Kriegsdrama «John Rabe» von Regisseur Florian Gallenberger hat den Deutschen Filmpreis in Gold 2009 gewonnen. In gleich sieben Kategorien war der historische Film über den «Oskar Schindler Chinas» nominiert, vier Preise räumte er ab.
von  Abendzeitung

BERLIN - Der Favorit hat das Rennen gemacht: Das Kriegsdrama «John Rabe» von Regisseur Florian Gallenberger hat den Deutschen Filmpreis in Gold 2009 gewonnen. In gleich sieben Kategorien war der historische Film über den «Oskar Schindler Chinas» nominiert, vier Preise räumte er ab.

Darunter war auch der für den besten Hauptdarsteller: Ulrich Tukur. «Schon wieder einer von uns», sagte dieser, als er seine «Goldene Lola» bekam - und trug statt einer Dankesrede grinsend ein chinesisches Rezept für geschmorte Froschkutteln vor. «Keine leichte Kost, aber ein wichtiger Film», meinte er dann über das Drama um einen deutschen Fabrikmanager, der 1937 in China zehntausende Menschen vor den japanischen Bombenangriffen rettete.

Sprachlos dagegen war kurze Zeit später der Rest der «John Rabe»-Crew. Mit glänzenden Augen rang Produzent Mischa Hofmann um Worte. Am Ende hieß es nur: «Gehen Sie ins Kino, der Film läuft noch, er hat's nötig.» Mit der «Lola» locker unter dem Arm konnte Regisseur Gallenberger nach der Show dann schon wieder scherzen: «Als Silber aufgerufen wurde, dachte ich schon, gebt mir lieber das. Eh' dass ich ganz leer ausgehe.»

«Heute haben die zwei wohl wirklich gegenteiligsten Filme gewonnen», sagte Gallenberger. Zweiter großer Sieger war nämlich «Wolke 9», ein «kleiner deutscher Film». Das realistisch inszenierte Drama über Sex und heftige Liebe im Alter gewann die Bronzene Lola. Dass mit Ursula Werner für ihre Hauptrolle als leidenschaftlicher Seniorin und Andreas Dresen für die beste Regie zwei weitere Preis an «Wolke 9» gingen, war nicht unerwartet.

Mit der Silbernen Lola dagegen landete die Jury eine kleine Überraschung: Geehrt wurde das traurig-schöne Familiendrama «Im Winter ein Jahr» von Caroline Link. Der ebenfalls nominierte RAF-Film «Der Baader Meinhof Komplex» ging wieder leer aus. Wie schon bei der Oscar-Verleihung konnte sich der in drei Kategorien nominierte Streifen von Uli Edel nicht durchsetzen.

Laut gefeiert dagegen wurde der Träger des Ehrenpreises. Vicco von Bülow alias Loriot brachte gleich zu Beginn richtig Stimmung in die Gala: Der große alte Mann des deutschen Humors bedankte sich für seine Goldene Lola und nannte sie schmunzelnd eine «makellose Schönheit, wie sie in den Armen eines 85-Jährigen nur noch selten anzutreffen ist».

In geheimer Wahl hatten die 1100 Mitglieder der Deutschen Filmakademie die Preisträger bestimmt. Auch der Produzent Bernd Eichinger («Der Baader-Meinhof-Komplex»), die Schauspielerinnen Senta Berger, Iris Berben und Veronica Ferres hatten Stimmrecht. Durch den Abend im Palais am Berliner Funkturm führte zum zweiten Mal Barbara Schöneberger, die in extravagantem goldenem Kostüm singend («Ich bin die fesche Lola») als Trophäe «Lola» auftrat.

Während Schöneberger keine Peinlichkeit scheute und keine Nerven zu kennen schien, zeigte sich die erst 23 Jahre alte Anna Maria Mühe auf dem Roten Teppich neben den Größen des deutschen Films beeindruckt. Ihre Nervosität sei aber «eine schöne Nervosität» beteuerte sie. In der Kategorie beste Hauptdarstellerin ging Mühe später zwar leer aus. «Aber es ist schon eine Ehre und ein tolles Gefühl, in einem Atemzug mit Ursula Werner und Johanna Wokalek genannt zu werden», sagte sie.

Die Deutschen Filmpreise, mit Preisgeldern von 2,8 Millionen Euro die höchstdotierten deutschen Kulturauszeichnungen, dürften ganz nach dem Geschmack von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) gewesen sein. Als Sieger auf der einen Seite die große internationale Koproduktion mit deutscher Beteiligung - auf der anderen der kleine ambitionierte deutsche Film. Genau dies ist gewollt, lockt doch der Deutsche Filmförderfonds bereits die großen Hollywood-Produktionen nach Deutschland. Gleichzeitig soll der Filmnachwuchs in Berlin, München oder Hamburg seine Chance erhalten.

Das Jahr 2008 war ein erfolgreiches für den deutschen Film, auch international. Dass dies trotz Wirtschaftskrise so bleibt, müsse der Staat garantieren, kündigte Neumann an. «Kürzungen kommen für mich nicht infrage», versprach er. Beim Essen aber scheinbar doch - denn für die Stars des Deutschen Filmpreises gab es am Freitag nur Currywurst und Schnittchen. (dpa)

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