Unsere Chancen für Oslo

Lena Meyer-Landrut (18) fährt am 29. Mai zum Eurovision Song Contest in die norwegische Hauptstadt. Stefan Raab sieht sie dort unter den Top 10. Experten beurteilen Sängerin und Song
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Lena Meyer-Landrut (18) fährt am 29. Mai zum Eurovision Song Contest in die norwegische Hauptstadt. Stefan Raab sieht sie dort unter den Top 10. Experten beurteilen Sängerin und Song

Mein ganzer Körper ist voll mit kleinen guten Sachen.“ Mit solchen Sätzen verzauberte die 18-jährige Lena Meyer-Landrut das Publikum. Aber auch mit dem Moment, in dem sie erklärte, wie sie sich aus Lippenstiften mit Fanta- und Colageschmack ihre Lieblingsmarke Mezzo-Mix hinschminkt. Am Ende der Finalshow von „Unser Star für Oslo“ rannten ihr Tränen über die Wangen – vor Freude, denn die Zuschauer schicken die Abiturientin aus Hannover zum Grand-Prix-Finale am 29. Mai nach Oslo.

Wird es Lena aber auch gelingen, das restliche Europa zu verzaubern? Stefan Raab bekräftigte sein Ziel: Platz zehn oder besser. „Ich glaube, Lena verkörpert ein sehr modernes Frauenbild, das Deutschland international gut zu Gesicht steht“, sagte er nach der Show. Doch ob das reicht, um beim Song Contest tatsächlich zu punkten, darüber sind sich Experten uneins.

„Ich bin erstaunt, wie wenig da zustande kam“, sagt Fritz Egner, der sich das Casting-Finale für die AZ angesehen hat. Egner, der den Grand Prix 1990 in Zagreb kommentiert hat, kennt Raab, weiß, wie viel der Entertainer von Musik versteht, und wundert sich: „Bis Jennifer mit ihrem Song ,I Care For You’ auftrat, musste ich mich zwingen, den Fernseher nicht abzuschalten.“ Lena-Konkurrentin Jennifer Braun (18) begeisterte den 60-Jährigen mit ihrer rockigen Nummer: „,Das hatte was, da lag tatsächlich Leidenschaft drin.“

Vom Siegersong „Satellite“, den die Zuschauer für Lena wählten, hält er dagegen nicht viel: „Der Song ist völlig unerheblich“, sagt Egner, der auf Bayern 3 die Kultshow „Fritz und Hits“ moderiert. „Selbst bei Raab hatte ich das Gefühl, Unbehagen beobachten zu können.“ Wenn schon, dann hätte Egner Lena lieber mit ihrem dritten Song „Love Me“ auf der Osloer Bühne gesehen.

Fritz Egner: "Der schwächere Song hat gewonnen, das Mädchen mit der besseren Stimme verloren."

Dass die Zuschauer sich für „Satellite“ entschieden haben, ist auch eine Niederlage für Stefan Raab. Denn der hat „Love Me“ geschrieben. „Satellite“ stammt dagegen von dem US-Komponisten-Duo Julie Frost und John Gordon.

Egner resümiert: „Der schwächere Song hat gewonnen, das Mädchen mit der besseren Stimme verloren.“ Vom Typ her gefalle ihm zwar Lena besser. „Sie hat einen kindlichen Charme, den auch Nicole hatte. Nur ob diese Unbedarftheit Lena in Oslo tatsächlich helfen wird, weiß ich nicht."

Irving Wolther: "Außergewöhnliche Stimme und Bühnenpräsenz"

Grand-Prix-Experte Irving Wolther, Autor von „Kampf der Kulturen – Der Eurovision Song Contest als Mittel national-kultureller Repräsentation“, sieht das anders. Er traut Lena mit ihrem „eigenständigen Charakter, ihrer so außergewöhnlichen Stimme und ihrer Bühnenpräsenz“ tatsächlich auf einem Top-Ten-Platz zu. Beim Finale in Oslo komme es vor allem darauf an, in Erinnerung zu bleiben. Und der Titel „Satellite“ im Stile eines britischen Popsongs, sei eine „erfrischende Abwechslung" und stehe Lena „vorzüglich zu Gesicht“.

Egner möchte nicht spekulieren, wie Lena abschneiden wird. „Der Grand Prix ist eine seltsame Veranstaltung geworden, bei der es immer mehr um andere Interessen geht als die Musik“, sagt er. „Das, was die anderen Länder bieten, ist jedenfalls eine Ansammlung von Schmarrn.“ In der Show am Freitag zeigte die ARD einen Querschnitt der favorisierten Teilnehmer gezeigt. „Ginge es allein um den musikalischen Anspruch, müssten für Lena sogar die Top 5 drin sein.“ Egner drückt Lena für Oslo die Daumen, „genauso wie auch für jede ihrer Abiturprüfungen“, sagt er. „Denn der große Karrieresprung gelingt ihr, glaube ich, nicht.“

Angelika Kahl

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