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Der Bayerische Rundfunk muss sparen. Ein Bericht des Rechnungshofs rät zur Ausgliederung der Orchester und des Chores – aber Intendant Thomas Gruber hält davon wenig bis gar nichts. Auch die Staatsregierung und die SPD protestieren.
von  Abendzeitung

Der Bayerische Rundfunk muss sparen. Ein Bericht des Rechnungshofs rät zur Ausgliederung der Orchester und des Chores – aber Intendant Thomas Gruber hält davon wenig bis gar nichts. Auch die Staatsregierung und die SPD protestieren.

Der Bayerische Oberste Rechnungshof empfiehlt, die drei Klangkörper des Bayerischen Rundfunks mittelfristig aus der öffentlich-rechtlichen Anstalt auszugliedern. Im Interesse der Kostentransparenz und Leistungsverrechnung sei dies empfehlenswert, heißt es in einem Sonderbericht zur finanziellen Situation des Senders, der am Mittwoch in München vorgelegt wurde.

Der ORH merkt in seinem Bericht an, die beiden Orchester und der Chor hätten sich von ihrem ursprünglichen Auftrag, Sendungen für die BR-Programme zu erstellen, immer mehr entfernt. Obwohl das Symphonieorchester, das Rundfunkorchester und der Chor im Jahr 2004 fast 20 Prozent des Gesamtetats des BR-Hörfunks verschlungen haben, trugen sie lediglich zu 1,5 Prozent zum Radioprogramm bei. Jede von den Klangkörpern gefüllte Sendeminute kostete demnach über 1000 Euro. Die Durchschnittskosten pro Minute im übrigen BR-Hörfunk liegen bei lediglich 64 Euro. Außerdem waren 2004 mit 238 Stellen rund ein Viertel aller Planstellen des Hörfunks bei den Klangkörpern gebunden.

Es wird gespart

Bis 2007 seien allerdings deutliche Sparmaßnahmen zu beobachten, räumte der ORH ein. Auch bei den produzierten Konzertminuten seien bei allen drei Klangkörpern erhebliche Steigerungen festzustellen. Nach Auffassung des Rechnungshofs müssen die Orchester künftig stärker in die programmliche Gestaltung eingebunden werden. Auslandsgastspiele sollten künftig nur dann veranstaltet werden, „soweit die variablen Kosten gedeckt und ein Deckungsbeitrag zu den Fixkosten erzielt wird“. Die Konzertaktivitäten in Bayern und Deutschland sollten nach Auffassung des ORH ebenfalls „nachrangigen Charakter haben“. Es sei nicht Aufgabe des BR, einen zunehmend als unabhängiges Konzertorchester fungierenden Klangkörper aus den öffentlich-rechtlichen Rundfunkgebühren zu finanzieren, heißt es in dem Bericht.

Der Sender verwies darauf, dass es bei den Orchestern und beim Chor nicht nur ums Geld gehe. „Wir haben mit unseren Klangkörpern Schätze, um deren Wert wir sehr genau wissen. Ein Orchester von Weltruf, wie das BR-Symphonieorchester, stellt man nicht leichtfertig zur Disposition. Damit geht man sehr sorgsam um“, sagte Intendant BR-Thomas Gruber. Das gelte ausdrücklich auch für den Chor und das Rundfunkorchester. Der Sender denke derzeit weder an eine Ausgliederung, geschweige denn Auflösung eines der drei Klangkörper.

BR-Sprecher Rudi Küffner sagte dazu: „Es darf hier nicht um eine rein haushalterische Sicht der Dinge gehen. Der BR hat schließlich einen Kulturauftrag.“ Man habe sich intern bereits mehrfach mit Modellen einer Ausgliederung beschäftigt. Sie hätten sich jedoch als untauglich erwiesen. „Ein privates,ausgelagertes Symphonieorchester könnte nicht überleben“, warnte Küffner.

Starker Gegenwind

Auch die Staatsregierung wies die Kritik als überzogen zurück. Der „überragende kulturelle Wert“ der Klangkörper dürfe nicht gefährdet werden, warnte Medienminister Siegfried Schneider. „Weiß denn der Rechnungshof nicht, dass das Symphonieorchester des BR weltweit, wie erst vor kurzem bestätigt, als sechstbestes Orchester und der BR-Chor sogar als das weltbeste Ensemble auf diesem Musiksektor gilt", fragt die SPD-Kulturpolitikerin Isabel Zacharias. Sie protestiert: „So etwas setzt man nicht leichtfertig aufs Spiel – darunter würde der gute Ruf Bayerns und Münchens in der Musikwelt leiden. Die Kultur insgesamt und die Musik hier im Speziellen sind eben nicht nur eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Deswegen kann man nur hoffen, dass in Zukunft nicht der Rechnungshof bei den Klangkörpern des BR die erste Geige spielt."

ORH-Präsident Heinz Fischer-Heidlberger forderte den Sender dagegen bei der Vorlage des Berichts zu einem strikten Sparkurs auf. Die demografische Entwicklung und die steigende Zahl von Gebührenbefreiungen seien in der Zukunft ein erhebliches Risiko für die Einnahmen, argumentierte Fischer-Heidlberger.

RBR

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