Oper für alle: Ein Erklärbär für Beethoven

Thomas Gottschalk wechselt lässig zwischen „Fidelio“, Bier und Bratheringen – bei „Oper für alle“ plaudert er dann doch kenntnisreich übers Metier. Nicht nur mit dem Intendanten.
Christa Sigg |
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München - "Ich bin hier nicht von der Volkshochschule!“ Thomas Gottschalk gockelt lieber mit ein paar Brocken Basiswissen, das er durch familientaugliche Kalauer aufmischt. Oper soll ja wirklich für alle sein, und wenn’s halt schon mal bierernste Kost ist wie Beethovens „Fidelio“, dann muss Leichtigkeit her: „War das eine gute Idee mit den Bratheringen in der Sonne?“

Schon gegen 18.30 Uhr hat der harte Kern der Open-Air- Staatsoperngänger den kompletten Max-Joseph-Platz gepflastert. Picknick-Decken sorgen für einen Hauch Komfort, Tupperschüsseln werden rumgereicht. „Lass uns noch schnell Pommes holen“, quengelt ein Bub. „Zu spät“, raunzt die Mama, am Aperol Spritz nippend, denn mit Gottschalks launigem Bad in der Menge werden’s schnell noch mehr.

Dicht an dicht stehen die Opernflaneure, der Entertainer steckt jetzt in einer Traube Schüler, die „alle total freiwillig“ gekommen sind, und irgendwie wartet man auf eine Stadtwette. Oder wenigstens Michelle Hunziker, die um die Ecke biegt. Statt dessen erscheint Nikolaus Bachler, der im Leiberl unterm Sakko deutlich an seinem gewohnt maßgeschneiderten Staatsopernintendanten-Chic einbüßt. Aber natürlich sympathisch rüberkommt. Und sogar ein bisschen lässig. Die beiden unterhalten sich über Freiheit und Frauenliebe, selbst über das Streichquartett, das Regisseur Calixto Bieito in seine Produktion einschleust, und dann ist Gottschalk halt doch nicht das „eher schlichte Gemüt“, wie er eingangs kokettiert.

Wenn er wollte, könnte er schon, das zeigt sich auch in den Pausen- Gesprächen, die auf die 50-Quadratmeter-Leinwand übertragen werden. Mit Anja Kampe, die trotz Leonoren- Leistung aufgekratzt vor sich hin quietscht und wohl gar nicht an ihre Stimme denkt. Doch wenn Gottschalk den Erklärbären gibt, machen alle mit. Auch der konzentrierte Jonas Kaufmann.

Klar, sind viele Frauen nur wegen ihm gekommen, das muss der "Wetten, dass..."- Mann schon betonen. Ein Raunen geht durch die Dunkelheit, und man weiß nicht so recht, wie’s die Herrn der Schöpfung finden. Aber wenn Kaufmann später Florestans „Gott!“ aus dem Nichts in die Nacht tönen lässt, sind sich alle einig. Das wirkt auch ohne Erläuterungen. Wie überhaupt die Musik dieses Ludwig van Beethoven.

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