Umstrittenes Echo auf Echo für Frei.Wild
Berlin - Eingeladen waren sie schon einmal, wurden dann aber wieder ausgeladen. Gestern hat's dann doch geklappt: Die Rockband Frei.Wild hat in Berlin ihren ersten Echo entgegengenommen.
Begleitet von Buhrufen schreiteten die Musiker auf die Bühe und ließen sich die Auszeichnung in der Kategorie Rock/Alternative National überreichen. Der Preis für die Band um Sänger Phillip Burger ist und war umstritten. In ihrer Dankesrede, in der sie davon sprachen, dass nun Fehler korrigiert seien. Der Preis solle als "Symbol für Widerstand gegen Ausgrenzung" gesehen werden.
Die Band war 2013 noch vom Echo ausgeschlossen worden, nachdem andere Künstler (unter anderem Kraftklub) mit einer Boykottierung der Veranstaltung drohten, sollte Frei.Wild ausgezeichnet werden. Doch in diesem Jahr kamen die Veranstalter nicht um eine Einladung und Auszeichnung herum - denn der Echo wird maßgeblich von den verkauften Alben bestimmt.
Umstrittene Texte der Band
Frei.Wild sind umstritten, weil sie mit rechts-nationalen Strömungen in Verbindung gebracht werden. Frei.Wild-Sänger Philipp Burger war selbst früher Mitglied der rechten Skinhead-Formation Kaiserjäger. Zwar äußern sich Frei.Wild in ihren Texten nicht offen rechts, stehen aber offensiv zu Heimatliebe und Patriotismus. Laut Aussage der Musiker geben sie sich selbst "überzeugt von bestimmten konservativen Werten".
Hier gibt's alle Bilder vom roten Teppich
Wind aus den Segeln ihrer Kritiker nahmen die Musiker im letzten Sommer, als sie auf ihrer Facebook-Seite klare Kante gegen Fremdenhass zeigten. Dennoch: bei der Verleihung buhten viele Anwesende im Saal, Sänger Bosse, der unmittelbar danach seinen Live-Auftritt hatte, machte mit einer klaren Geste klar, was er von der Band hält:
"Und die hier gehn raus an jedes #Nazischwein" #Bosse#ECHO2016 #Mittelfinger #noNazis
— Berlin Nazifrei (@BerlinNazifrei) 8. April 2016
Am 7.5. gegen #Nazis stellent.co
Und auch die Band sorgte für Irritationen, als Sänger Phillip Burger kurz der Mittelfinger ausrutschte:
Freiwild gerade so beim Gewinn des #ECHO2016. pic.twitter.com/3g3DycPk9Q
— Jörgen Camrath (@uniwave) 7. April 2016
Auf Twitter und Facebook wurde die Auszeichnung kontrovers diskutiert, besonders die Tatsache, dass eine Band aus Südtirol die Auszeichnung in der Kategorie Rock National bekommen haben, fanden viele User lustig.
Eine Südtiroler Band gewinnt den #ECHO2016 in der Kategorie "National". Joa... #freiwild
— Rick Siebert (@ricksiebert) 8. April 2016
warum bekommen #Freiwild als italienische Band eigentlich einen Preis für Rock/Alternative National? Achsenmächte Reloaded? #ECHO2016
— noob.fl (@noob_fl) 7. April 2016
Tim Renner, Staatssekretär für kulturelle Angelegenheiten in Berlin und ehemaliger Musik-Manager gab ebenfalls eine Einschätzung ab.
Puh, Freiwild einen Echo zu geben ist wie mit der AfD koalieren #Echo2016
Posted by Tim Renner on Donnerstag, 7. April 2016
Doch trotz aller Debatten und Kritik: Frei.Wild ließen sich nicht beirren und fuhren direkt nach der Annahme ihres Echos zu einem Konzert. Die ARD hatte extra dafür den Ablauf der Veranstaltung umgestellt. Das konzert war ausverkauft - mit oder ohne Echo.