Seid verschwendet, Millionen
Die Sanierung der Berliner Linden-Oper wird vom Pech verfolgt, aber im Vergleich zur Elbphilharmonie ist es das reine Glück
Tja, die Kulturgroßbauten. Eine rechte Empfehlung ist es für den von Horst Seehofer vorläufig noch nicht abgeblasenen Münchner Konzertsaal-Neubau nicht, was es so aus Berlin und Hamburg an Neuigkeiten gibt. Eigentlich hätte die hauptstädtische Staatsoper Unter den Linden im vergangenen Oktober wieder eröffnet werden sollen. Sie wird für knapp 300 Millionen Euro von Grund auf saniert. Wann das derzeit im Schillertheater beheimatete Ensemble um den Intendanten Jürgen Flimm und seinen Generalmusikdirektor Daniel Barenboim wieder in das auf den Alten Fritz zurückgehende Stammhaus einziehen darf, ist unklar.
Mittelalterliche Pfahlbauten verhindern das Vorankommen
Der Termin könne erst im Frühjahr genannt werden, sagte der Regierende Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit am Montag. Ein unterirdischer Bau soll das Theater mit einem neuen Probenzentrum verbinden. Die Entdeckung von mittelalterlichen Pfahlbauten im Untergrund führte zur Verzögerung des Tunnelbaus und damit des gesamten Projektes. Vertreter der Opposition sprachen von einem „großen Ärgernis“. Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Sabine Bangert, forderte die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher auf, Zahlen und Termine auf den Tisch zu legen. Zu Spekulationen des Linken-Abgeordneten Wolfgang Brauer, die Staatsoper werde erst 2017 wieder eröffnet, äußerte sich der Senat nicht. Die Bauarbeiten kämen gut voran. Bisher seien 143 Millionen Euro verbaut worden. Mit einer Erhöhung der Decke soll auf Barenboims Wunsch die Nachhallzeit der Musik von 1,1 auf 1,6 Sekunden verlängert werden. Diese Arbeiten seien weitgehend abgeschlossen, bis zum Jahresende soll das Dach fertig sein.
CDU-Bürgermeister hatte Desinteresse
Neues gibt es auch von der Elbphilharmonie, die irgendwann Münchens Ex-GMD Kent Nagano als neuer Obermusikus Hamburgs eröffnen will. Eine unfertige Planung und überforderte Politiker waren laut dem Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses für das Elbphilharmonie-Desaster in Hamburg verantwortlich. Zudem habe es ein chaotisches Nebeneinander von Bauunternehmer und Architekten gegeben. Erstmals nennt der 724 Seiten starke Bericht auch die Namen der Verantwortlichen für die Kostenexplosion und die Zeitverzögerungen. Hamburgs damaliger Bürgermeister Ole von Beust (CDU) habe sich vor allem durch Desinteresse an unbequemen Details ausgezeichnet.
Herzog & de Meuron kommen nicht gut weg
Aber auch die Architekten Herzog & de Meuron und der Baukonzern Hochtief kommen in dem Abschlussbericht nicht gut weg. Weil fertige Baupläne nicht rechtzeitig vorgelegen hätten, sei es zu einer „chaotischen Situation einer aufwändigeren Planung parallel zum Bau“ gekommen. Unsere Münchner Kulturbauten sind da harmlos: Die Renovierung des Deutschen Theaters sollte 80 Millionen Euro kosten, ehe wegen eines vergessenen Brunnens, Pilzsporen und der U-Bahnröhre 94 draus wurden. Am 17. Januar wird es mit einer Gala eröffnet, auf die dann eine hoffentlich rauschende Ballsaison folgt. Dann wäre da noch das Gärtnerplatztheater: eine Großbaustelle, die spätestens zum 150. Jahrestag der Eröffnung am 4. November 2015 fertig sein muss. Derzeit wirkt alles friedlich. Vielleicht eine gute Nachricht, vielleicht aber nur die Ruhe vor dem Skandal.