Kritik

Pianist Kirill Gerstein in München: Mit leichter Hand durch die Abgründe des Humors

Kirill Gerstein und das BR-Symphonieorchester unter Alan Gilbert im Herkulessaal der Residenz.
Robert Braunmüller
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Kirill Gerstein (links) mit Alan Gilbert bei einer Probe mit dem BR-Symphonieorchester im Herkulessaal der Residenz.
Kirill Gerstein (links) mit Alan Gilbert bei einer Probe mit dem BR-Symphonieorchester im Herkulessaal der Residenz. © Astrid Ackermann/BR

München - Der deutsche Humor hat, außer in diesem unserem Lande, keinen besonders guten Ruf. Er gilt als plump, derb und grob. Niemand hat das - ob frei- oder unfreiwillig - besser in Töne gesetzt wie Richard Strauss in seiner "Burleske" für Klavier und Orchester, die nicht ganz grundlos vergleichsweise selten auf Konzertprogrammen erscheint.

Kirill Gerstein: Die pianistische Kraftmeierei erledigt er mit leichter Hand

Kirill Gerstein hat sich diese ziemlich plumpe Kraftmusik Stück als "Artist in Residence" des BR-Symphonieorchesters ausgesucht. Eine gute Entscheidung, denn er hat zu diesem unpopulären Stück wirklich etwas zu sagen.

Die pianistische Kraftmeierei erledigt er mit leichter Hand. Daneben entdeckt er im kammermusikalischen Dialog mit den Bläsern auch die etwas subtileren Seiten des Werks, das bisweilen den Konversationston des "Rosenkavaliers" vorwegnimmt. Und wenn ein Interpret das herausholt, könnte man die "Burleske" leicht für ein letztendlich doch ziemlich unterschätztes Werk halten.

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Das Programm kombinierte den nicht allzulangen Strauss mit den eher kurzen Paganini-Variationen von Sergej Rachmaninow. Hier zeigte sich wie schon zuvor, dass Gerstein auch noch den optimalen künstlerischen Partner gefunden hatte. Der Dirigent Alan Gilbert nahm das Orchester dort zurück, wo die Musik lyrischer wird. Und das Polternde erreichte bei Rachmaninow wie bei Strauss nie die im Herkulessaal der Residenz sehr gefährliche Lärmgrenze.

Dirigent Alan Gilbert entdeckt schrägen Humor in Schönbergs Brahms-Orchesterfassung

Nach der Pause folgte ein Werk, das an diesem Ort auch eher schwer zum Klingen zu bringen ist: das Klavierquartett g-moll von Johannes Brahms in der bisweilen etwas brachialen Orchesterfassung von Arnold Schönberg. Gilbert und das Orchester suchten weniger nach einer fünften Symphonie des klassischen Romantikers, sondern eher nach den Spuren des 20. Jahrhunderts in den gedeckten Orchesterfarben.

Die Interpretation machte deutlich, wie sehr der Klang dieses Stücks über Brahms hinausweist, der nie und nimmer bereits im ersten Satz Schlagwerk und gedämpfte Posaunen eingesetzt oder ein "Rondo al zingarese" mit Tamburin verziert hätte. Gilbert machte klar, dass dieses Stück nicht nur die Modernität von Brahms feiert, sondern auch so etwas wie Schönbergs Burleske sein könnte. Mit einem eher etwas schrägen Humor, aber nicht ohne Witz.

Das Konzert kann in der Mediathek von br-klassik.de nachgehört werden.

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