Neues Album von Grizfolk: Wo bist du, Yoko?
Die Herzen der Popfans sind Yoko Ono über die Jahrzehnte ja eher in überschaubarer Zahl zugeflogen. Der ironische Schmähgesang "Be My Yoko Ono" der Barenaked Ladies von 1988 kann deshalb als typisch betrachtet werden: Die Kanadier sangen frech-ironisch über eine klettenartige Frau, für die John Lennon sein musikalisches Genie geopfert habe.
"Be My Yoko": Dieser Slogan ist der ultimative Liebesschwur
Die US-schwedische Popband Grizfolk dreht in ihrem fast gleichlautenden Lied "Be My Yoko" nun den Spieß um: Da himmelt Sänger Adam Roth seine Angebetete an, will sie immer bei sich haben, so wie John einst Yoko, und preist diese unfassbar intensive Liebe, für die er jederzeit seine Band auflösen würde, ganz egal, was der Rest der Welt davon halten möge. "Be My Yoko": Dieser Slogan ist der ultimative Liebesschwur.
Drittes Album "Grizfolk": Sounddateien wurden hin und her geschickt
Und das Lied dazu ist ein toller Popsong, der sofort ins Ohr geht: Roth singt ihn mit einer kratzigen, John-Lennon-artigen Stimme, dazu ist der Text aufgeladen mit biografischen Anspielungen von Straßenprotest bis "Imagine". Die Erwähnung einer kugelsicheren Weste wirkt allerdings deplatziert.
Das Quartett hat keine Mühen gescheut, um diesen und alle weiteren Songs seines dritten, wie die Band betitelten Albums "Grizfolk" zu schaffen. Sänger und Gitarrist Roth lebt nämlich in Nashville, Tennessee, seine Bandkollegen - ein Amerikaner und zwei Schweden - aber 3.000 Meilen entfernt in Kalifornien. Der größte Teil des Albums wurde in der Pandemiezeit deshalb im "Frankenstein-Stil" zusammengestückelt, wie Roth sagt. Sprich: Die Musiker schickten sich Sound-Dateien hin und her, die dann zusammengepuzzelt wurden.
Modern produzierter Pop mit mächtigen Drumsounds und Synthesizern
Was dabei herauskam, hat mit dem Folk des Bandnamens wenig zu tun, daran erinnern nur die Akustikgitarren. Stattdessen machen Grizfolk modern produzierten Pop mit mächtigen Drumsounds und Synthesizern.
Das kann gefällig sein wie im Opener "Fumes" mit seinen dezenten Gospelanklängen oder auch dem in der Strophe stramm rockigen "Queen Of The Desert". Auf die Dauer aber klingt der Sound zu komprimiert- aufgepimpt und die Melodien sind zu plakativ wie bei "Money".
Bei "Gone" klimpert dann auch noch das Banjo wie bei Mumford & Sons, und der Refrain von "The Ripple" klingt fast nach Schlager. Da klickt der Finger schnell wieder auf den Knopf, der zurück zu Yoko Ono führt.
"Grizfolk" (digital, bei Nettwerk/ADA-Warner Music, im nächsten Jahr auch auf Vinyl)
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