Interview

Münchner Musikerin Ami Warning ausgezeichnet: "Ich war geschockt"

Die Sängerin spricht im AZ-Interview über den Nachwuchspreis der GEMA, einen Kiosk als Ausgleich und ihre Musik.
Dominik Petzold
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Hat einfach kurzerhand alle Instrumente ihres Albums selbst eingespielt: Ami Warning.
Hat einfach kurzerhand alle Instrumente ihres Albums selbst eingespielt: Ami Warning. © Foto: ami music

München - Eine tolle Auszeichnung für Ami Warning: Die Münchner Sängerin und Songwriterin gewinnt den Deutschen Musikautor*innenpreis der GEMA in der Kategorie Nachwuchs/Unterhaltungsmusik.

Im AZ-Gespräch spricht sie über Songwriting, über ihr neues Album "Kurz vorm Ende der Welt" - und über Workshops mit französischen Schülern, die partout nicht still sein wollten.

AZ: Ami Warning, Gratulation zum Preis. Wie war Ihre Reaktion, als Sie davon erfahren haben?
AMI WARNING: Eine Frau war am Telefon und sagte: Herzlichen Glückwunsch, Sie haben den Deutschen Musikautor*innenpreis der GEMA gewonnen … Ich kannte den Preis gar nicht und wusste nicht, dass ich nominiert war. Ich war geschockt - habe mich aber natürlich sehr gefreut.

In einem Lied ihres neuen Albums singen Sie: "Viele Leute lieben es Dir zu erzählen, dass du was nicht kannst." War das bei Ihrem Songwriting der Fall?
Seit ich Texte auf Deutsch schreibe, haben viele gesagt: Schreib doch mal mit der oder der Person. Im Deutschpop schreiben ja die meisten in gemeinsamen Sessions und richten sich nach dem klassischen Deutschpop. Da schwingt also immer mit: Wie Du schreibst, ist nicht gut genug. Aber es ist Kunst, man kann es doch machen, wie man will. Das neue Album habe ich selbst produziert, und da haben auch einige Leute gesagt: Hm, ob das jetzt schon so ausreicht? Überarbeite das doch lieber noch mal. Das ist typisch Musikbranche. Ganz viel Neues, Anderes wird im Keim erstickt. Es kommt viel Druck von außen, es so zu machen, wie es die "Profis" machen.

Das Album im Schlafanzug aufgenommen

Sie dagegen haben ihr Album daheim aufgenommen - angeblich im Schlafanzug. Stimmt das?
Das war tatsächlich so. Ich habe diesmal alles selbst daheim eingespielt, nur das Schlagzeug habe ich im Studio meines Vaters aufgenommen. Abends ist er oft nicht dort, da habe ich sein altes Drumkit aufgebaut.

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Sie haben auch Bass, Keyboard und Gitarre aufgenommen. Wieso können Sie all diese Instrumente spielen?
Gitarre und Bass kann ich einigermaßen - den Rest mache ich nach Gehör.

Wieso haben Sie nicht mit Band aufgenommen?
Ich wollte mal ausprobieren, wie weit ich allein komme. Ich war bis zum Schluss unsicher, ob ich das so rausbringen soll. In der Musikwelt wird das meiste von Produzenten so geformt, wie es die Ohren der Hörer gewöhnt sind. Mich hat es schon Mut gekostet, es so zu machen. Aber diese Songs sind so persönlich, dass es sich richtig angefühlt hat, es genau so rauszubringen.

Der Sound ist extrem entspannt. Hat das damit zu tun, dass Sie zuhause im Schlafanzug aufgenommen haben?
Ich glaube schon. Der Gesang ist ganz ohne Druck. Das hat damit zu tun, dass ich einfach dasaß und die Geschichten erzählt habe. Nicht wie im Studio, wo man in einer Kabine steht und das Ganze zehn, zwanzig Mal singt.

Ein Kiosk in Laim als Ausgleich zur Musik

Hatten Sie nicht manchmal das Gefühl, zeigen zu müssen, was für eine tolle Stimme Sie haben?
Tatsächlich würde ich gern mal einen Song machen, bei dem das Raue meiner Stimme so rauskommt wie live, wenn ich richtig Gas gebe. Ich habe das Gefühl, dass das noch nie so richtig eingefangen wurde. Mein Wunsch ist, dass ich das mal auf einem Album so zeigen kann wie bei den Konzerten.

Apropos: Wie alle Musiker mussten Sie viele Konzerte absagen. Wie ging es Ihnen in der Corona-Zeit?
Am Anfang fand ich es gar nicht so schlimm und habe viele Songs geschrieben. Aber irgendwann nervt es, wenn man keine Konzerte spielen kann. Ich habe ein paar Live-Streams gemacht, aber ich finde es seltsam, wenn man nicht weiß, wie es denen auf der anderen Seite gefällt. Ich habe dann aber noch mal etwas ganz Neues gemacht.

Was denn?
Ich habe mit meinem Freund und meiner Mutter einen Kiosk in Laim eröffnet. Wir verkaufen Zeitungen, Kaffee, Backwaren, Süßigkeiten und Spielzeug, nehmen Lottoscheine und Pakete an. Ich habe gemerkt, dass ich nicht Lust habe, den ganzen Tag nur Musik zu machen. Ich finde es cool, etwas anderes als Ausgleich zu haben. Es ist ein zweites Standbein, aber mein Hauptding bleibt die Musik.

Wieso brauchen Sie überhaupt einen Ausgleich dazu?
Ich kann nicht immer kreativ sein. Ich genieße es, wenn ich mal etwas anderes machen kann, wo ich genau weiß, was zu tun ist.

Darum will Ami Warning nicht nach Berlin

Wie oft sind Sie im Kiosk?
Ich wollte erst nur zwei Schichten pro Woche machen, aber wir haben gemerkt, dass das ganz schön viel Arbeit ist. Ich bin ziemlich oft dort. Und wir haben noch viele Ideen, ich würde da zum Beispiel gern am Wochenende kleine Konzerte machen.

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Viele Münchner Musiker gehen nach Berlin. Wieso sind Sie treu?
Ich bin hier sehr verwurzelt, sehe meine Familie oft, mag die Isar. Und ich finde es auch ganz angenehm, dass hier nicht jeder Musik oder Kunst macht. Es gibt hier eine kleine Musikszene, das reicht mir. Und bei Konzerten kommt man ja immer wieder raus.

Vor kurzem waren Sie sogar auf Frankreich-Tour mit dem Goethe-Institut. Wie war's?
Cool. Ich durfte eine Tour für Schüler spielen, die Deutsch lernen. Ich habe immer ein Konzert gespielt und dann einen Workshop gegeben. Die Schüler haben sich im Vorfeld schon mit den Songs beschäftigt, sodass sie die Texte verstanden haben. Die konnten also zum Teil schon mitsingen.

Und was haben Sie in den Workshops mit ihnen gemacht?
Es ging um den Song "Gegenwind". Ich habe sie nach Erfahrungen gefragt, bei denen sie kritisiert worden sind, und wir haben probiert, diese in den Song einzubauen, den Song also umzuschreiben. Das hat mal besser, mal schlechter geklappt, je nach Sprachniveau. Reimen ist schwierig, wenn man noch nicht so gut Deutsch kann.


Ami: "Kurz vorm Ende der Welt", zu bestellen unter ami-music.de/shop. Ami Warning plant für Herbst eine Tournee

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