LaBrassBanda mit Album "Kiah Royal": Konzert für Rindviecher
AZ: Herr Dettl, wo riecht es besser, im Kuhstall oder im Bierzelt?
STEFAN DETTL: Im Bierzelt kann es ganz schön stinken und im Kuhstall kann es ganz schön sein. Aber eigentlich würd ich sagen, dass es normalerweise im Bierzelt besser riecht, nach Hendl und Bier.
Ihr seid dieses Jahr auf Bierzelt-Tour. Warum seid ihr zwischendrin in den Kuhstall?
Der Plan war ein Unplugged-Album. Dann haben wir uns gefragt: Gehen wir in ein Theater oder einen kleinen Club? Aber selbst ein kleines Publikum will, dass wir volle Power spielen. Aber wir wollten einen entspannten Ort, der uns inspiriert, einen ruhigen Ort.
Ihr hättet auch in den Wald gehen können.
Da waren wir. Wir haben an verschiedenen Orten gespielt, einmal im Wald, einmal am Bach, einmal auf der Straße, einmal unter der Autobahn. Bei den Kühen war es aber am spannendsten. Dann haben uns erst mal die großen Produktionsfirmen abgesagt.
Warum?
Weil sie das teure Equipment nicht in einen Kuhstall stellen wollten. Und weil sie sagen, das geht nicht, da drehen die Kühe durch, wollt ihr denen Betäubungsmittel geben? Am Ende stoßen Euch die Kühe noch um, das ist alles nicht planbar. Dann haben wir es halt selber organisieren müssen.
Wie habt ihr den Stall ausgesucht?
Die Filmfirma hat Kuhstall-Scouts losgeschickt. Wir wollten einen Stall, in dem die Kühe nicht angekettet sind. Die Scouts haben dann zwanzig, dreißig Ställe durchgeschaut und in meiner Ortschaft einen gefunden. Die Bauersleute kannte ich nicht, sie waren aber sofort begeistert. Sehr nette Leute. Der Bauer hat früher schon öfter Open Airs auf seinem Hof veranstaltet. Ein sehr offener Typ, der es mag, wenn was los ist.
Wie ist das, wenn man vor Kühen spielt?
Kühe reagieren wahnsinnig stark auf Gefühle. Wenn du im Stall stehst und nervös bist, dann werden sie auch nervös. Als bei einem Kameramann mal der Akku leer war und er nervös wurde, wurden auch gleich einige Kühe unruhig. Du musst also entspannt sein, damit die Kühe entspannt sind.
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Hat das gleich geklappt?
Wir hatten nicht so viele Chancen. Die Aufnahmen haben wir an zwei Abenden gemacht. Und das hat auf Anhieb geklappt. Wir waren schon vorher mal drin, und haben mal Trompete gespielt und mit den Tieren geredet.
Wie habt ihr das gemacht, dass Ihr immer leiser geworden seid?
Wir haben im Kuhstall Aufnahmen gemacht und die im Proberaum eingespielt. Sobald wir beim Spielen den Kuhstall nicht mehr gehört haben, waren wir zu laut. Das Leiserwerden hat gedauert. Am Anfang war das Schlagzeug das Lauteste und das Klavier hat man gar nicht gehört. Und am Schluss war das Klavier so laut, dass wir es noch dämpfen mussten.
Hat Euch das laut feiernde Publikum nicht gefehlt?
Nein, gar nicht. Es ist auch mal schön, wenn die Lieder mehr Raum haben und auch mal schön ausklingen können.
Nimmt man die Kühe dann auch als Publikum wahr?
Du merkst es schon, wenn eine unruhig wird und dir am Fuß rumschleckt, weil sie kein Heu mehr hat. Dann schiebst du ihr mit dem Fuß wieder was hin. Aber meistens waren sie sehr ruhig. Man hört auf der Aufnahme auch selten eine muhen. Die ersten drei, vier Lieder hörst du sie noch mehr. Dann fahren sie runter. Und ganz am Schluss sind sie ganz still. Und wie wir aufgehört haben, da fangen sie wieder an zu schreien. Ein bissl haben sie schon mitgemacht.
Wie würdet ihr den Sound des Kuhstalls beschreiben?
Er ist sehr laut. Das Lauteste ist eigentlich das Soacha und wenns Scheißen. Es gibt auch ein Lied, da biesln sie durch. Wir haben überlegt, wie laut wir die Atmosphäre lassen sollen auf der Aufnahme. Jetzt ist sie genau so laut, wie wir sie im Stall gehört haben. Und das fährt dann schon runter, wenn du die CD morgens drin hast und diese Atmo hörst.
Die Stücke sind sehr transparent arrangiert und unkomprimiert abgemischt, „Kiah Royal“ klingt eher nach Bayern-Jazz als nach Bayern-Techno. Habt ihr das gezielt so arrangiert?
Das ist entstanden. Das Schlagzeug konnte keinen lauten Beat machen und musste leiser sein, Gitarre und Klavier haben viel Rhythmus übernommen, dadurch mussten die Bläser eher Flächen spielen. Der Kontrabass verstärkt den jazzigen Eindruck noch.
Warum „Kiah Royal“?
Wir sind Fans der Serie „Kir Royal“. Sie ist sehr sozialkritisch, lustig und vermittelt ein weltoffenes Bild. Und dann haben natürlich auch nach einem Titel gesucht, mit dem wir die Kühe ehren können.
Wie habt ihr die Gastmusiker ausgesucht?
Der Stofferl Well ist ein Musiker, zu dem wir aufschauen, ein großes Vorbild. Und der Song „40 Cent“ haut rein.
Als das Lied vorbei ist, sagen mehrere „Wir scheißn uns nix“. Wie kam es dazu?
Stofferl sagt: „Scheißts Eich nix Buam“ und wir sagen „Na, wir scheißn uns nix“. Als Band ist es nicht so leicht, du versuchst, es jedem Recht zu machen und dann eckst du doch die ganze Zeit an. Und man darf sich nicht unterkriegen lassen.
„Keine Sterne in Athen“ mit Stefan Remmler klingt schon recht bierzeltig.
Ehrlich? Wir haben halt versucht, sein Lied so gut wie möglich in unserer Art umzusetzen. Eigentlich ziemlich minimalistisch gemacht für unsere Verhältnisse. Und Stefan Remmler ist ein Wahnsinnstyp, es war saulustig mit ihm.
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Kann man „Kiah Royal“ demnächst wieder irgendwo live hören, oder war das eine einmalige Geschichte?
Wir spielen es ja nur vor Kühen. Es gibt diesen Plan: Wenn wir es spielen, dann spielen wir es vor hundert Leuten und die müssen aber als Kuh verkleidet kommen. Und die müssen sich so verhalten. Die dürfen dann nicht applaudieren. Es muss sein wie mit den Kühen. Mal schauen, ob das funktioniert.
„Kiah Royal“ erscheint am 26.9. als DVD/CD und Vinyl bei RCA Deutschland/ Sony Music