Jürgen Drews: "Alt werden ist scheiße"

Der mittlerweile 80 Jahre alte Schlagerstar Jürgen Drews erzählt im Interview über sein Album mit familiärer Unterstützung, seinen Umgang mit der Nervenkrankheit Polyneuropathie und den Abschied von seinem Haus auf Mallorca.
(jom/spot) |
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Jürgen Drews hatte für sein neues Album noch ein paar Songs "rumliegen".
Jürgen Drews hatte für sein neues Album noch ein paar Songs "rumliegen". © Mumpi Künster

Jürgen Drews (80) veröffentlicht am 31. Oktober sein Album "80 Jahre König von Mallorca". Darauf sind neue Songs ebenso wie Remix-Versionen seiner größten Hits zu finden. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt Drews, welches Duett mit Tochter Joelina Drews (30) eine absolute Herzensangelegenheit ist und wie es zu einer Zusammenarbeit mit seiner Frau Ramona (52) kam. Zudem erzählt der Schlagersänger, der im vergangenen April seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, wie er mit der Nervenkrankheit Polyneuropathie umgeht und warum er Mallorca den Rücken kehrt.

Am 31. Oktober erscheint Ihr großes Best-of-Album. Was bedeutet Ihnen dieses Werk persönlich - ist es eher ein finaler Rückblick oder eine neue Etappe?

Jürgen Drews: Keins von beidem. Es ist auch kein Best-of-Album. Meine Plattenfirma hat mich gefragt, ob ich nicht anlässlich meines 80. Geburtstags nochmal ein Album herausbringen möchte. Und ich habe mir gedacht, warum nicht? Zudem hatte ich ja sowieso noch ein paar Songs "rumliegen" und da habe ich mich dazu entschlossen, dass es doch ganz schön wäre, wenn der eine oder andere Titel noch das Licht der Welt erblicken würde.

Auf dem Album vereinen sich Klassiker und neue Songs. Wie haben Sie entschieden, welche Lieder es auf das Album schaffen?

Drews: Das haben wir gemeinsam entschieden. Das Label, aber auch meine Familie, mein Management und ich. Wir haben geschaut, welche Songs mir persönlich in den letzten Jahren am Herzen lagen und welche vielleicht noch nicht die Aufmerksamkeit bekommen haben, die sie verdient haben. Wie zum Beispiel der Titel "Abgestürzt". Kaum jemand weiß, dass die Frauenstimme Ramona ist. Und der Remix ist echt toll geworden. Oder der Song "Wie im Himmel so auf Erden" - auch ein irreschöner Titel, der mehr Aufmerksamkeit verdient hat. Und so gibt es für jeden Song irgendwie eine Erklärung.

Wie war es, mit Künstlern wie Knossi oder Oli P. zusammenzuarbeiten und warum wurden es genau diese Kollegen?

Drews: Knossi und ich kennen uns tatsächlich noch gar nicht persönlich. Aber mir wurde so viel von ihm erzählt und ich habe einiges von ihm im Netz gesehen und ich finde ihn einfach cool. Und ich wusste, dass ihm meine Musik ganz gut gefällt und da dachten wir, das wäre doch eine Idee, mit ihm "König von Mallorca" aufzunehmen und so weiterleben zu lassen. Oli.P und ich kennen uns schon viele Jahre und wir sind immer noch regelmäßig in Kontakt. Er ruft öfter mal an, schickt Sprachnachrichten, wir haben eine enge Verbundenheit. Er hat mir immer erzählt, dass der Titel "Irgendwann, irgendwo, irgendwie" für ihn eine besondere Bedeutung hat, weil er ihn immer mit seinem Papa im Auto gehört und gesungen hat. Wir wollten schon immer mal was zusammen machen, es hat sich nur nie ergeben. Deshalb freue ich mich, dass es dieses Mal geklappt hat, und wir diesen besonderen Song gemeinsam singen. Zudem hat er der Version eine ganz besondere Note verpasst, die mir richtig gut gefällt.

Mit Joelina singen Sie "Ein Bett im Kornfeld", das wohl ikonischste Lied Ihrer Karriere. Wie war dieses Vater-Tochter-Erlebnis? Sind Sie sich musikalisch immer einig?

Drews: Joelina und ich haben nicht immer denselben Musikgeschmack, aber wir tauschen uns immer gern aus. Sie hat "Ein Bett im Kornfeld" in ihrer ganz persönlichen Version neu interpretiert. Ganz besonders ist für mich aber ein anderes Duett mit Joelina, welches auch auf dem Album ist. Den Song "Herzmelodie" hat sie selbst geschrieben und er erzählt unsere ganz besondere Familiengeschichte. Von Joelina, Ramona und mir. Ich war früher ja viel unterwegs und konnte nicht immer zu Hause sein, aber im Herzen war ich immer bei meiner Familie und mein wahres Zuhause war nur bei den beiden. Der Titel ist für uns eine absolute Herzensangelegenheit, eben eine "Herzmelodie".

Sie haben auch ein Duett mit Ihrer Frau Ramona aufgenommen. Wie kam es dazu, und welche Bedeutung hat dieser Song für Sie beide?

Drews: Ich wollte bei dem Titel eigentlich nur mal ausprobieren, wie es mit einer weiblichen Frauenstimme als Zweitstimme im Refrain klingt und bat Ramona einfach mal den Refrain einzusingen. Ramona wollte erst nicht, aber ich habe ihr versprochen, dass ihre Stimme dann sowieso von einer professionellen Studiosängerin ausgetauscht wird. Ich fand das Endergebnis so gut, dass ich Ramonas Stimme dann einfach draufgelassen habe. Und dann haben wir den Titel irgendwie vergessen. Deshalb haben wir auch gesagt, der muss einfach nochmal mit aufs Album. Kaum jemand kennt den Song und er ist eben doch etwas Besonderes. Es wusste ja nie jemand, dass Ramona mitgesungen hat. Da haben wir damals nie ein Thema draus gemacht. Es ist toll sagen zu können, dass ich mit ihr ein Duett gesungen habe.

Sie haben sich 2022 aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne zurückgezogen, treten aber gelegentlich noch auf. Wie erleben Sie diese neuen Auftritte heute?

Drews: Stimmt, ich habe mich von der Bühne zurückgezogen. Und das war auch genau richtig so. Ich sage ja immer wieder, dass ich nichts vermisse. Auch nicht die Bühne. Ich genieße mein Leben mit meiner Familie und die Zeit, die wir miteinander verbringen. So richtige Auftritte mache ich ja nicht mehr. Ich bin zwar ab und zu mal irgendwo aufgetaucht und habe vielleicht mit Joelina einen Song gesungen, und das war auch immer ganz toll, aber es hat nie dazu geführt, dass ich an meiner Entscheidung, aufzuhören, gezweifelt hätte. Was ich schon manchmal genieße, ist das Bad in der Menge. Leute zu treffen, die ein Foto mit mir machen möchten, Gespräche mit den Leuten. Dann merke ich, dass man den alten Drews doch noch nicht vergessen hat und das ist schön.

Wie schaffen Sie es, trotz Ihrer Krankheit positiv und aktiv zu bleiben?

Drews: Ich habe das große Glück, dass meine Krankheit keine Schmerzen verursacht. Natürlich erlebe ich gewisse Einschränkungen. Ich kann zum Beispiel nicht mehr zu lange stehen, das Laufen ist nicht mehr ganz so gerade und rund wie früher, aber hey, ich bin 80 Jahre alt und habe mein Leben lang gearbeitet. Da ist das ja auch der Lauf der Natur, dass nicht mehr alles so sein kann, wie mit 40. Positiv und aktiv bin ich dank Ramona. Wir lieben uns so sehr und sind so glücklich, dass wir uns haben. Ich kann dem lieben Gott nur jeden Tag Danke sagen, dass er mir Ramona, und natürlich auch Joelina, geschenkt hat. Wir leben ja jetzt bei Joelina in München. Alle wieder in einem Haus und wir unternehmen viel gemeinsam. Das ist toll.

Mallorca war jahrzehntelang Ihr zweites Zuhause, jetzt verkaufen Sie Ihr Haus dort. Wie hat sich Ihre Beziehung zur Insel verändert?

Drews: Alles hatte seine Zeit. Ich bin damals eher zufällig nach Mallorca gekommen und hatte dort eine tolle Zeit. Nicht nur im Oberbayern, im Megapark oder in dem Bistro "König von Mallorca". Wir waren immer gern auf der Insel. Aber seitdem ich mich dazu entschlossen habe, nicht mehr aufzutreten, zieht mich oder uns nichts mehr auf die Insel. Wir genießen unser kleines, bescheidenes Zuhause, fahren gern in die Berge. Deshalb ist es auch richtig, dass wir unser Haus verkaufen. Wenn wir nicht mehr rüberfliegen, würde es ja nur leer stehen.

Wo verbringen Sie stattdessen am liebsten Ihre Zeit? Würden Sie noch einmal woanders hinziehen?

Drews: Wie schon gesagt, ich verbringe meine Zeit am liebsten mit Ramona. Ob das bei uns zu Hause ist oder irgendwo in den Bergen. Egal wo. Wir haben schon öfter mal darüber nachgedacht, in die Berge zu ziehen. Und wer weiß? Vielleicht machen wir das auch irgendwann? Das wäre noch eine Überlegung, bei der ich auf jeden Fall dabei wäre.

Der Albumtitel ist "80 Jahre König von Mallorca" und ein Song heißt "König bleibt König". Wie stehen Sie heute zu Ihrem Titel "König von Mallorca"?

Drews: Der Titel "König bleibt König" ist ja auch die Single des Albums, auf der der Fokus liegt. Es ist praktisch eine Fortsetzung von "König von Mallorca" oder "Ich bau dir ein Schloss". Er ist autobiographisch und sagt doch eigentlich alles: Ich habe zwar aufgehört, aber "Ein König bleibt König"! Und "König von Mallorca" ist nach wie vor ein Song, zu dem ich stehe, auch wenn ich ihn am Anfang gar nicht singen wollte. Aber ich habe es dann doch gemacht und es war richtig. Nachdem Thomas Gottschalk mich zum heimlichen "König von Mallorca" getauft hatte, nahm das damals seinen Lauf. Der "König von Mallorca" wurde geboren und letzten Endes verdanke ich dem Titel auch sehr viel.

Der Albumtitel beinhaltet auch Ihr Alter. Sie gehen also entspannt mit der Zahl um?

Drews: Alt werden ist scheiße. Das sage ich sehr oft. Aber auf der anderen Seite muss ich auch sehr dankbar sein, dass ich überhaupt so alt werden darf. Und das bin ich. Auch wenn es jetzt im Alter oft irgendwo zwickt. Ich kann es manchmal selber gar nicht glauben, dass ich schon 80 bin. Unglaublich.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Agentur spot on news. Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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