Improvisierter Zirkusabend im Fat Cat

Audio von Carbonatix
Der Sommer ist vorbei und es wird höchste Zeit für die kulturelle Wiederbelebung der Stadt. Am 18. September lädt Markus Naegele zu einer neuen Ausgabe seiner Veranstaltungsreihe „Lost in Music“ und begrüßt als lesende Gäste den BR-Moderator Michael Bartle, die Musikerin Elena Rud und Rainer Germann, Chefredakteur von „In München“. Livemusik gibt es alternierend dazu von The Sound of Money, Sofia Lainovic und Jakob Muehleisen.
AZ: Herr Naegele, wie kamen Sie auf die Idee von „Lost in Music“?
MARKUS NAEGELE: Als Verlagsleiter bei Heyne Hardcore, das Imprint hatte ich 2005 gegründet, habe ich 2014 begonnen, Abende zu kreieren, in denen man Musik und Literatur in einer Kneipenatmosphäre zusammenbringt. Etliche Abende habe ich so im Unter Deck veranstaltet. Irgendwann hatte sich das totgelaufen. Dann kam Corona und Heyne Hardcore wurde 2022 eingestellt. Aber nach Corona wollte ich unbedingt wieder solche Veranstaltungen machen und kam so auf die Idee von „Lost in Music“. Der Titel basiert auf dem gleichnamigen Buch von Giles Smith, das ich vor Urzeiten mal bei Heyne betreut habe. Es geht darin um den Traum, Popstar zu werden und schließlich zu scheitern. Giles Smith war auch Mitglied der Band Cleaners from Venus. Sein Buch ist neben Nick Hornbys „High Fidelity“ ein Genre-Klassiker. Es ging mir bei den Abenden nicht darum, wie üblich Autoren einzuladen, die ihre neuen Bücher vorstellen...
.... das gibt es ja genug.
Ich wollte einfach, dass Künstlerinnen und Künstler Musik machen und Texte über Musik vortragen. Und als ich das Live.Evil im Fat Cat gesehen habe, hatte ich auch den perfekten Ort gefunden.

Die Abende sind ziemlich prall gefüllt mit Auftretenden.
Das war die Idee: Es sollte sein wie ein Zirkusabend, bei dem sich im fliegenden Wechsel Texte und Musik abwechseln, dazwischen moderiere ich ein bisschen improvisiert und am Ende gibt es einen DJ. Das hat was von einem kleinen Revueabend und ist auch deswegen so spannend, weil da Leute zusammenkommen, die sonst nicht zusammen auftreten.
Wieviele Revues werden denn noch sicher stattfinden?
Auf jeden Fall noch vier bis Ende des Jahres. So lange läuft auch noch die Unterstützung durch das Kulturreferat. Ich organisiere „Lost in Music“ komplett selbst und habe den Abend auch mal in Hamburg und Berlin mit dortigen lokalen Künstlerinnen und Künstlern durchgezogen. Aber ohne Unterstützung ist das dann halt ein Verlustgeschäft. Dann müsste ich das Konzept komplett runterfahren mit viel weniger Auftritten, aber dann ginge auch der Zauber verloren.

Katharina Bach kommt am 23. Oktober noch einmal
Was waren denn die Höhepunkte der Reihe bislang?
Da gab es viele. Beim ersten Abend war der Austrofred dabei, das ist quasi der österreichische Freddie Mercury. Ich habe auch einmal John Niven aus England rübergeholt, das ist ein Autor, mit dem ich schon lange eng verbunden bin. Der hat nicht nur gelesen, sondern auch in einer eigens zusammengestellten Band Musik gemacht.
Ich erinnere mich noch an einen spektakulären Auftritt von Katharina Bach.
Ja, sie trug eine Elvis-Perücke und hatte auch eine von Rod Stewart. Und damit las sie Texte über deren Frisuren. Großartig. Sie wird übrigens am 23. Oktober wieder mit dabei sein. Das wird ein Special mit ihr und Hans Platzgumer. Beide lesen und machen Musik. Friedrich Ani hat bei uns auch über Rod Stewart gelesen, über dessen Leidenschaft für Modelleisenbahnen. Unsere Abende sind oft ganz schön improvisiert, das macht sicher auch einen Teil des Charmes aus.
Popliteratur zu verlegen ist hier bekanntlich schwieriger als in England. Was waren denn Ihre größten Erfolge bei Heyne Hardcore?
Wahrscheinlich „Gott bewahre“ von John Niven, aber auch „White Line Fever“ von Lemmy Kilmister und die Memoiren von Ozzy Osbourne. Wir hatten aber auch einen großen Erfolg mit dem erotischen Roman „Vögelfrei“ von Sophie Andresky. Die letzten beiden Bestseller stammten von Münchner Autoren: Nicola Bardolas Buch über Freddie Mercurys Jahre in München und Achim Bogdahns „Unter den Wolken“.
"John Niven hat mich wieder zur Musik gebracht"
Sie selbst sind auch Musiker. War das immer nur ein Hobby, oder auch verbunden mit dem Rockstartraum?
Als Jugendlicher war das natürlich verbunden mit einem Traum. Aber als ich Verleger wurde, habe ich meine Instrumente erst mal in den Keller gestellt. Tatsächlich bin ich erst durch John Niven wieder angefixt worden. Er war auch angehender Musiker und hatte dann als Schriftsteller Erfolg. Und als wir darüber sprachen, beschlossen wir, bei seiner nächsten Lesetour gemeinsam Musik zu machen. Wir haben dann eine Band mit dem treffenden Namen Kill Your Friends zusammengestellt und nach der Lesung im Atomic Café zusammen gespielt.
Sie haben aber auch Alben gemacht?
Ja, insgesamt vier Platten bislang. Jetzt habe ich eine neue Band: Drug Stop spielen am 13. September auf dem „Ois Giasing“-Festival und wir werden auch bald ein Album veröffentlichen. Es ist Musik so zwischen Americana und Psychedelic-Indie-Rock.
Haben Sie eigentlich mehr Platten oder Bücher zu Hause?
Eindeutig mehr Platten und CDs, zusammen etliche Tausend. Ehrlich gesagt liest man die meisten Bücher ja auch eher ein einziges Mal, während ich mir Alben oftmals doch häufiger anhöre.
Live.Evil (Fat Cat/Gasteig, Rosenheimer Str. 5), Donnerstag, 18. September 2025, Einlass 19 Uhr, Beginn 20 Uhr
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