Hoch hinaus: Der Bach-Chor in der Markuskirche

Audio von Carbonatix
"Es ist eben kein Gottesdienst, sondern ein kurzes, inniges Konzert“, sagt Chorleiterin Johanna Soller. Denn der Münchener Bach-Chor will mit "Bach2“ mehr als nur ein klassisches oder religiöses Publikum ansprechen. Das Format dauert nur eine gute Stunde und Chorleiterin Johanna Soller führt auch kurz musikalisch in den Abend ein.
AZ: Frau Soller, wenn der Bach-Chor in der Markuskirche singt, ist das für Sie eher ein reiner Konzertraum?
Johanna Soller: Nein, eher ein Sakralraum, der spirituelle Atmosphäre erzeugt. Kirchen sind ja auch nicht als Konzerthallen gebaut, auch wenn man da schöne Konzerte geben kann, aber da schwingt noch etwas mehr mit. Und das passt ja auch gut zu dem Format "Bach2“, das wir dort machen: A-capella-Musik mit dem Grundgedanken: Alle Komponisten nach Bach haben sich auf ihn bezogen, ohne Verbindungen an den Haaren herbeizuziehen.
Von vielen Komponisten gibt es Bezüge im Werk oder sogar Bach-Bearbeitungen.
Aber es gibt auch schöne Zitate von Komponisten, die kompositorisch was ganz anderes gemacht haben. Aber alle haben als Kinder oder Studenten Bach studiert. Man kann ihn nicht rausschneiden. Denn wenn man jemanden nach Bach studiert, studiert man jedenfalls jemanden, der selbst auch wieder Bach studiert hat. Man wäre also immer mindestens ein Enkel-Student. Das ist faszinierend: Bach ist ein Fixstern im Sonnensystem der Musik.

Sie machen morgen "Bach und Mendelssohn“. Der hat sich ja sehr offensichtlich und hörbar um Bach bemüht - inklusive um dessen Wiederentdeckung nach hundert Jahren. Was hält das Programm zusammen?
Es werden zum Beispiel von beiden Psalmen-Vertonungen zu hören sein, wie die Bach-Motette "Singet dem Herrn“ oder das Lied von Mendelssohn "Jauchzet dem Herrn, alle Welt“. Er hat über seine Chorwerke gesagt: "Hat es Ähnlichkeit mit Bach, so soll es mir umso lieber sein.“ Mendelssohn hat Bach durchdrungen, auch Orgelwerke geschrieben, aber natürlich kann man hören, dass Mendelssohn 100 Jahre später und eigenständig komponiert hat. Nikolaus Harnoncourt hat einmal gesagt: "Die Musik des Barock spricht. Die Musik danach malt.“ Im 19. Jahrhundert kommt dann einfach der dickere Pinsel mit schönen, schweren Harmonien. Und ich habe noch Mendelssohns hymnisches "Hör mein Bitten“ dazugenommen - mit Orgel und Sopran aus dem Chor heraus besetzt.
Wenn das ganze nur eine Stunde dauert, ist es Feierabend- und Wochenendstart.
Ja, eine Art musikalische After-Work-Party, aber etwas inniger - und dadurch, dass sich Orgel- und Chormusik abwechseln, auch besonders abwechslungsreich. Es ist ein nahbares Programm, mit dem Publikum nah dran.
Ist diese Nähe beim Spielen und Singen spürbar?

Absolut, aber das hat nichts Bedrohliches, auch weil die Raumhöhe Luft schafft. Es ist im positiven Sinne intimer als in der Isarphilharmonie.

Der Bach-Chor muss sich ja selbst immer personell verändern, um frisch zu bleiben. Welche Stimmen sind am schwierigsten neu zu besetzen: Tenor?
Das denkt man immer, aber wir sind da die Ausnahme, weil sich viele Tenöre gemeldet haben. Junge Altistinnen könnten sich vielleicht noch bewerben.
Bei Ihnen muss man vorsingen, auch wenn man schon lange dabei ist.
Ich habe schon öfter Sängerinnen und Sänger in andere Stimmgruppen geschickt, als sie sich selbst eingeordnet haben - zum Beispiel vom Tenor zum Bariton oder Altus. Das regelmäßige Vorsingen habe ich nicht als erste eingeführt. Und natürlich muss man da auch seelsorgerische Fähigkeiten haben, wenn jemand nach langer Zeit gehen muss. Aber wir haben auch keine Altersgrenze.
Bis zu welchem Grad kann man einen Laien-Chor professionalisieren?
Beim Bach-Chor sind die Möglichkeiten sehr groß, weil jeder der bei uns singt, weiß, in welcher hohen, weltberühmten Tradition er steht. Vielleicht würde ich keine Renaissance-Vokalmusik machen, aber sonst fällt mir nichts Ausgeschlossenes ein. Wir haben auch schon die "Missa brevis“ von Knut Nysted aus dem Jahr 1984 gemacht. Da haben wir anfangs gedacht: Das wird ein harter Brocken. Es ist rhythmisch total komplex, aber dann hat es sich wunderbar gut erschlossen. Und jetzt freuen wir uns auf die Markuskirche, die ja Jahrzehnte Heimstadt des Bach-Chors war - und wieder ist: renoviert und mit einem schöneren Vorplatz.
Freitag, 25. Juli, 19 Uhr, Markuskirche, Gabelsbergerstraße Ecke Oscar-von-Miller-Ring, 25 Euro an der Abendkasse.
- Themen:
- Isarphilharmonie