Hans-Zimmer-Konzert in der Olympiahalle München: Ein Konzert wie ein Blockbuster
Okay, die Hemden spannen etwas in der Bauchmitte. Und ja, auch das Haar wird langsam lichter. Aber ansonsten wirken Harold Faltermeyer (70 Jahre alt) und Hans Zimmer (65) so vital wie gut gealterte Rockstars. Was die Filmkomponisten verbindet ist nicht nur ihre Münchner Vergangenheit, oder – wie im Fall von Faltermeyer – Gegenwart, sondern auch ihr Status als Soundtrack-Exportschlager in Hollywood.
Der Kreis der beiden Hit-Lieferanten schließt sich, als kurz nach der Pause in der mit 10.000 begeisternden Besuchern ausverkauften Olympiahalle schwere Glockenschläge zu vernehmen sind und ein elegant federnder Synthesizer Faltermeyers Thema von "Top Gun" ankündigt.
Hans Zimmer in München: Orchester spielt Soundtrack von "Top Gun: Maverick"
Wenige Minuten später schwillt der glitzernd-elektronische 80er Jahre-Sound dunkel an, heult das E-Cello von Tina Guo auf, bevor das gesamte Orchester, darunter auch Zimmer ganz versteckt am Klavier, den musikalischen Bogen zur Soundtrack-Fortsetzung von "Top Gun: Maverick" spannt.
Am Ende der Verbeugung auch vor dem verstorbenen Regisseur des Tom-Cruise-Originals, Tony Scott, drückt Zimmer seinen Kollegen "in der Münchner Heimat" herzlich an sich und übernimmt wieder das Zepter in seiner großen Filmmusik-Show.

Hans Zimmer macht Filmmusik zu anlockenden Live-Events
Der leise Bühnen-Abgang von Faltermeyer zeigt dann auch den Unterschied zu seinem extrovertierteren Blockbuster-Begleiter, der es geschafft hat die Untermalung von massentaugliche Filmen in Massen anlockende Live-Events zu verwandeln. Für den Erfolg dieses Kraftakts umgibt sich Zimmer, wie schon bei seinem Konzert vor einem Jahr in der ebenfalls ausverkauften Olympiahalle mit exzellenten Musikern, die jeder für sich von Zimmer wie Filmstars zelebriert werden.
Als erste Solistin darf sich "Wonder Woman" Guo an der gleichnamigen Comic-Verfilmung beweisen, bevor sie vor der Pause bei einem "Pirates of the Caribbean"-Medley von Zimmer scherzhaft als "Piratin" vorgestellt wird. Der in Plauderstimmung aufgelegte, aber nie geschwätzige Conférencier geht bei Guthrie Govan nach seinem virtuosen Solo zu "Man of Steel" sogar soweit vom "derzeit besten Gitarristen der Welt" zu sprechen.

Show zieht Publikum in München in ihren Bann
Ähnlich euphorisch begrüßt der zweifache Oscarpreisträger auch den wuschelhaarigen Flötenspieler Pedro Eustache, der im getragenen "Gladiator" den lyrischen Auftakt macht, bevor der unnachahmliche Gaststar Lisa Gerrard (Dead Can Dance) als Sphinx in golden funkelnder Robe auftaucht und im orientalischen Kunstgesang das stauenden Publikum betört.
Zimmers minutiös getimte Bombast-Show neigt, wie auch seine auf Überwältigung setzende, flächig durchrhythmisierte Musik gelegentlich zur pathetischen Effekthascherei.

Hans Zimmers Enthusiasmus steckt an
Die perfekte Hollywood-Maschinerie, inklusive wilder Suchscheinwerfer-Orgien beim rockigen "The Dark Knight" oder der leichtfüßigen Einlage einer schwebenden Luftakrobatin beim elegischen "Interstellar" wird aber immer wieder auch von Zimmers ansteckend kindlichem Enthusiasmus und amüsanter Koketterie gebrochen.
So bekennt der Komponist von über 200 Filmen auch mal, dass sein Flötenspiel so klingen würde, als trete er einer Katze auf den Schwanz.
Beim nächsten München-Konzert ist Hans Zimmer nicht dabei
Diese sympathisch selbstironischen Eingeständnisse sind es auch, die Zimmer neben seinem Talent für eine stimmige Konzert-Dramaturgie – nach dem fröhlich-bunten "König der Löwen"-Finale startet die Zugabe mit den ikonischen ersten Noten des James-Bond-Themas – auszeichnet.
Ein Element, das beim nächsten Zimmer-Olympiahallen-Event am 22. März 2024 fehlen wird. Denn diesen Konzertabend will der Rockstar unter den Filmkomponisten dann lediglich kuratieren.
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