Kritik

Eine musikalische Sternstunde in der Muffathalle

Marcus King und seine Band spielen in München einfach überirdisch gut
Dominik Petzold
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Marcus King hier bei einem Konzert in Nashville.
Camden Hall/Imago Marcus King hier bei einem Konzert in Nashville.

Man könnte diesen Abend als sensationell bezeichnen, aber es wäre eine grobe Untertreibung. Der Gitarrist und Sänger Marcus King und seine Band vermitteln nämlich in der Muffathalle mitunter das Gefühl, als ob sie von einem anderen Stern gekommen seien, um zu zeigen, wie man Musik auch spielen kann, wie man sie immer spielen sollte.

Musiker, wie es sie nur in Nashville gibt 

Tatsächlich kommt die Band aus Nashville, was kein Stern, dafür aber ein eigener Musikkosmos ist. Und von dort hat sie einen Sound mitgebracht, der alle Kategorisierungen aufhebt: Mal dominiert Southern Rock, mal Country, der Blues ist auch immer zu spüren, und jede Gesangsnote hat ein Übermaß an Soul. Auch andere Musiker beherrschen verschiedene Stile, aber bei Marcus King läuft alles harmonisch ineinander. Einmal spielt er eine Country-Nummer und lässt sie mit einem hart rockenden Riff enden: Das klingt schlüssig und wie selbstverständlich.

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Die Wucht, die Finesse, die Virtuosität, mit der Marcus King und seine vier Kollegen spielen, sind schlichtweg atemberaubend. Der 29-jährige Gitarrenvirtuose wirkt, als ob er zu jeder Zeit alles aus seinem voll aufgerissenen Verstärker zaubern könnte. Einmal spielt King auch völlig frei, fernab aller Skalen - er hat auch Jazz studiert.

Die Allman Brothers als Inspiration 

Sein Gitarrenkollege Drew Smithers steht ihm nicht nach: Meistens spielt er Slide Guitar im Geiste Duane Allmans, und wie bei dessen Allman Brothers spielen die beiden Gitarristen manchmal gemeinsame Läufe. Die drei Kollegen an Bass, Schlagzeug und Hammondorgel sowie Clavinet spielen, klar, auch auf allerhöchstem Niveau.

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Das alles würde schon für eine Sternstunde reichen, doch obendrein ist Marcus King auch als Sänger eine Ausnahmeerscheinung. Er singt mit wundervollem Gefühl, vor allem aber gefühlt dreimal so laut wie ein gewöhnlicher Rocksänger. Bei Aufnahmen vermittelt sich diese Gabe gar nicht vollständig, aber live ist die Wirkung gewaltig.

Zum Schluss spielt der Vater auch noch mit 

Die aktuelle Single „Honky Tonk Hell“ klingt gigantisch, und die noch unveröffentlichten Country-lastigen Songs lassen Großes erwarten: Im September stehe ein neues Album an, sagt King, die Münchner seien die ersten, denen er das verrät. Das klingt glaubhaft, denn schwatzhaft ist der in North Carolina aufgewachsene Musiker nun wirklich nicht. Anstatt Songs anzusagen, lässt er diese lieber kunstvoll ineinanderfließen. Einmal animiert er die Zuschauer am Ende eines Songs zum Mitsingen, dann fangen Schlagzeug und Bass einen neuen Groove an - und der allmählich ausklingende Zuschauer-Chor fügt sich immer noch passend ein.

Bei der Zugabe redet er doch mal kurz: Sein Vater sei in München aufgewachsen und ums Eck immer zum Baden gegangen, sagt er knapp und ohne Pathos. Nun freue er sich, ein paar Nummern mit seinem Dad zu spielen. Und ohne viel Aufhebens steht plötzlich Marvin King auf der Bühne der Muffathalle, und, wie sollte es anders sein, erweist sich als sehr fähiger Bluesgitarrist. Dann spielt die Band als zweite und letzte Zugabe mit drei Gitarren „Ramblin’ Man“ von den Allman Brothers, und wer noch brillantere Live-Musik hören möchte: Der muss wohl auf einen anderen Stern fliegen.

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