"Die schweigsame Frau" von Richard Strauss neu einstudiert im Nationaltheater

Barry Koskys Inszenierung der „Schweigsamen Frau“ von Richard Strauss, dirigiert von Pedro Halffter im Nationaltheater
Robert Braunmüller |
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"Sie toben in den Schenken, sie kotzen die Nacht voll mit ihrem vermaledeiten Lärm!“, schimpft Sir Morosus. Goldene Worte zur Wiesnzeit! Und dann werden in der Oper „Die schweigsame Frau“ ausgerechnet drei Fässer „vlämischen Bieres“ angezapft. Kein Wunder, dass das Verhältnis des vor 150 Jahren in eine Brauerdynastie hineingeborenen Richard Strauss zu seiner Geburtsstadt München lebenslang gestört blieb.

Alles Lustige ist bei Strauss immer leicht brachial. Keine leichte Aufgabe für den Dirigenten Pedro Halffter und das Bayerische Staatsorchester. In der turbulenten Ouvertüre kam noch nicht immer alles so exakt zusammen, wie es zusammengehört. Dafür lag dem Orchester und dem Dirigenten der sanft-heitere Altherrenschmerz dieser 1935 in Dresden uraufgeführten Oper umso mehr.

Vor über vier Jahren kam Barry Koskys Inszenierung bei den Opernfestspielen ihre Premiere im Prinzregententheater heraus. Frisch besetzt wirkt sie erstaunlich frisch. Die opernmuseumsreifen Kostüme der Theatertruppe um Henry Morosus sind umwerfend komisch geblieben. Ein echter Spaß, wenn man nach Wotan, Rigoletto, Escamillo und Brünnhilde später auch noch Tosca, Lucia di Lammermoor und Salome entdecken darf.

Franz Hawlatas ruinös-rissiger Bass wäre in anderen Rollen ein Ärgernis – hier passt es. Wenn er als übel gequälter Sir Morosus die Leiden der späten Mannesjahre beklagt, klingt das bewegender, als sänge jemand mit gesunder Stimme. Wenn er am Ende über sich selbst lacht, klingt das durchaus absichtsvoll gequält. Und es ist schon einmalig, wie Hawlata als Darsteller fast pausenlos die Bühne beherrscht.

Brenda Rae ist die neue Aminta: Sie schwingt sich mit ihrem Koloraturen in Stratosphärenhöhen auf, bleibt aber als liebend-sensible Frau trotzdem zärtlich. Daniel Behle rechtfertigt strahlend und biegsam alle Hoffnungen, die im Fach des deutschen lyrischen Tenors auf ihn gesetzt werden.

Richtig kleine Rollen gibt’s in dieser Buffo-Oper nicht. Stellvertretend für den an der Bayerischen Staatsoper wiedergeborenen Ensemblegedanken nennen wir Christoph Stephinger, der den nicht uneitlen Sänger Vanuzzi ebenso wirkungsvoll verkörpert wie einen Pfarrer und den Lord Justice in Verkleidung. Nur eine Bitte noch: Könnte jemand die zauberhafte Tara Erraught auf die Wiesn mitnehmen, damit ihr das Kunstbayrisch nach einer Maß noch lockerer über die Lippen geht? 

Wieder am 2., 5. und 11. Oktober im Nationaltheater.

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