Barney Murphy veröffentlicht Solo-Album: Reine Herzensmusik

Barney Murphy hat sich einen langgehegten Wunsch erfüllt und ein Album ohne die Spiders herausgebracht.
Volker Isfort
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Barney Murphy hat die Corona-Zwangspause kreativ genutzt
Barney Murphy hat die Corona-Zwangspause kreativ genutzt © Spider Murphy Gang Records

München - Zwei Gefühle begleiten Barny Murphys Musikkarriere seit einem halben Jahrhundert: die Lust auf den Auftritt und das Lampenfieber, dass erst nach ein, zwei Songs verfliegt. Die Zwangspause der Spider Murphy Gang hat er nun für ein Album genutzt, das einen großen Bogen von Willy Astor ("Donnersberger Brück'n") bis zu Chuck Berry ("Johnny B. Goode") schlägt.

Zwangspause der Spider Murphy Gang hat Barney Murphy für ein Album genutzt

AZ: Herr Murphy, die Band war vor Corona ständig unterwegs. Wie war es, als urplötzlich der Stecker rausgezogen wurde?
BARNEY MURPHY: Es lief super mit den Spiders und dann kam Corona. Das war grausam. Ich liebe es einfach, auf die Bühne zu gehen. Das ist mein Leben. Ich bin Musiker und will jeden Tag spielen. Und auf einmal hockst du da und nichts geht mehr. Andererseits erzähle ich schon seit zig Jahren, dass ich mal eine Soloplatte machen will. Und dann dachte ich: Jetzt ist endlich die Zeit dafür da.

Die "Gemischte Platte" deckt ein riesiges Spektrum ab: Los geht es mit "Sheik of Araby" aus dem Jahr 1921.
Das haben die Beatles auch schon gecovert. Und ich habe das früher zusammen mit Fats Hagen gespielt. Irgendwie habe ich die Nummer nicht vergessen können. Vor fünf Jahren habe ich dann angefangen Maccaferri-Gitarre zu lernen. Diese Gypsy-Musik ist eine ganz eigene Welt, auch sehr schwierig zu spielen. Wie Django Reinhardt das mit seinen drei Fingern hinbekommen hat, ist mir ein Rätsel. Eigentlich muss man die Musik auch von Kind an lernen, sonst kommst Du da nicht mehr richtig rein.

"Ich spiele eigentlich jeden Tag etliche Stunden Gitarre"

Sind Sie als Musiker faul geworden, weil der Erfolg der Spiders so früh kam und die Technik ja langte?
Nein, als es mit den Spiders losging, kam ich lange gar nicht mehr zum üben. Wir waren ja nur noch unterwegs, zwischen Bühnen und TV-Studios. Aber als es wieder ruhiger wurde, habe ich schon kontinuierlich geübt. Ich spiele eigentlich jeden Tag etliche Stunden Gitarre. Das ist einfach ein Instrument, das du dein Leben lang nicht erlernen kannst - also ich zumindest nicht. Es ist einfach unglaublich, wie vielseitig das Instrument ist. Eine Zeit lang habe ich mich ein bisschen mit klassischer Gitarre beschäftigt, das ist aber nicht ganz meins. Die Gypsy-Musik begeistert mich einfach mehr.

Es gibt auf dem Album auch richtige München-Hymnen!
Die "Rosmarie" und das "Eisbachsurfen", das damals noch "S-Bahnsurfen" hieß, sind uralte Spider-Songs, die wollte ich immer schon mal im neuen Gewand einspielen. Und jetzt ist es mir gelungen.

Album sei ein Liebhaberding: "Abseits von irgendwelchen Trends"

"Rosmarie" klingt sogar eher nach Chuck Berry als dessen "Johnny B. Goode" auf diesem Album. Das klingt eher nach J. J. Cale.
Das war der Plan. Ich habe auch die Stimme so gedoppelt. Ich bin ein riesengroßer Fan von J. J.Cale und deshalb musste der Song so sein. Dieses Album ist ja ein Liebhaberding, vollkommen abseits von irgendwelchen Trends. Es besteht einfach aus Musik, so wie ich sie mir vorstelle.

Überraschend ist auch, dass "Der dritte Mann" auf dem Album auftaucht.
Wir waren mit den Spiders ein paar Mal in Wien und ich bin ein großer Fan des Films mit Orson Welles. Da geht es ja um den Penicillin-Schmuggel im besetzten Wien der Nachkriegszeit. Daran musste ich in der Coronazeit wieder denken. Und das Harry-Lime-Thema von Anton Karas ist wahnsinnig gut. Da dachte ich mir, jetzt hockst dich mal hin und spielst dessen Zither auf der Gitarre nach. Ich habe dann schon ein bisschen gebraucht. Und ganz wichtig dabei ist, dass man den Wiener Groove drauf hat.

"Haben viele junge Fans. Wer hätte das vor 45 Jahren gedacht?

Sie haben jetzt schon wieder zwei Dutzend Konzerte mit den Spiders hinter sich. Wie ist es, wieder auf der Bühne zu stehen?
Phänomenal. Ich bin echt dankbar dafür, dass wir nach 45 Jahren noch so viel Zuspruch haben. Aber unsere Songs haben immer noch Power. Das wird nie langweilig, und es geht richtig ab, wenn wir etwa "Schickeria" spielen und "Skandal" sowieso. Wir haben viele junge Fans. Wer hätte das vor 45 Jahren gedacht?

Gab es damals den Moment im Studio, als ihr wusstet, ihr habt einen Klassiker geschrieben?
Nein, das weiß man nicht. An so etwas denkt man überhaupt nicht. Ich weiß noch, wie wir damals in Köln unglaublich stolz waren, in die EMI Studios gehen zu dürfen mit einem Plattenvertrag. Das war ja schon der siebte Himmel für uns. Dann haben wir für die EMI noch ein zweites Album gemacht, "Dolce Vita", und irgendwann kam dann ein Anruf "Ihr seid in den Charts" - und dann ging es los. Wir wurden Teil der Neuen Deutschen Welle, obwohl wir musikalisch überhaupt nichts mit der zu tun hatten.

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Wird es "Barney und der Swinger Club" auch live geben?
Ich würde es wirklich gerne machen. Ich habe mit Louis Thomaß einen tollen musikalischen Partner gefunden, ein Junggitarrist mit 22 Jahren. Der war mal als Roadie bei einem Konzert mit dabei und hat mich angesprochen. Dann kam der bei mir vorbei und wir haben gejammt. Der hat alle meine Sachen drauf und noch viel mehr. Louis hat das Solo bei Eisbachsurfen gemacht, besser als meins, deswegen in sein Solo auch auf dem Album. Mir tut das auch gut, einfach mal mit anderen Musikern zu spielen und nicht nur immer das gleiche Süppchen zu kochen. Und wenn alles gut geht, dann stehen wir hoffentlich im nächsten Jahr mit großer Besetzung auf der Bühne.


Barney und der Swinger Club: "Gemischte Platte" (Spider Murphy Gang Records/Universal)

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