Alma Naidus Debüt-Album: Zart-jazzig und engelhaft
Der Reiz im Jazz liegt ja oft darin, etwas abseits der ausgelatschten Pfade entdecken zu können, jenseits der üblichen Harmonielehre. Da ploppen stattdessen ungehörte Akkorde, Rhythmen und Tonwechsel auf. Dieses Album lebt und atmet aus diesen Gründen.
Alma Naidu bedient auf "Alma" einerseits charmant das Klischee des gelehrten Jazz mit hoch virtuosen Modulationen und Rhythmen. Aber ihr Debut-Album lebt vor allem vom starken persönlichen Ausdruck der Sängerin von der Entschlossenheit, die eben vorgeführten Regeln immer wieder über den Haufen zu werfen.
Zusammenarbeit mit Norma Winstone
Als Tochter von Berufsmusikern - ihr Vater ist Dirigent, die Mutter Opernsängerin - macht sie sich schon mit 21 Jahren einen Namen: Alma Naidu tritt in unterschiedlichen Formationen auf, singt den äußerst anspruchsvollen Gesangspart in Duke Ellingtons "Sacred Concert" und ist regelmäßiger Gast auf den Bühnen der lokalen Jazzszene.
Alma Naidu studierte ab 2016 Jazzgesang an der Hochschule für Musik und Theater in München und verbrachte anschließend ein Jahr an der Royal Academy of Music in London, wo sie mit der Sängerin Norma Winstone arbeitete. ihr Album "Alma" hat sie größtenteils selbst komponiert, arrangiert und produziert.
Bereits mit dem Opener "Just a Word" singt sie eine ungemein erwachsen wirkende, ja weise und intime Geschichte über die Liebe und die Zuneigung. Eine ruhiges, hoch emotionales Stück, das melodisch schon fast den Pop streift, etwa die Balladen Elton Johns. Die Spannweite ihrer zarten, ja schon engelhaften Stimme, im Einklang mit einer absolut perfekten Intonation, wird von dem präzisen Zusammenspiel der Gastmusiker Simon Oslender(Piano), Claus Fischer (Bass) und Wolfgang Haffner (Schlagzeug) getragen. Vollendet wird das Stück mit einem warmen, lyrischen Solo des Posaunisten Nils Landgren. Die Kompositionen "Silence Plays Your Song" oder "White Tulip" zeigen nochmals die stilistische Vielfältigkeit der Sängerin. Mit einer spielerisch wirkenden Leichtigkeit kombiniert sie ihre Gedanken, Weltsicht und Erfahrungen mit der Liebe zur Filmmusik, dem Songwriting, Arrangement und Gesang.
Der Song "Wondering", komponiert von Alma Naidus Entdecker und Jazz Größe Wolfgang Haffner ist eines der Highlights auf dem Album. Im Duo mit dem Gitarristen Dominic Miller entsteht eine mystisch wirkende, zeitlose Ballade mit hoher lyrischer Kraft, in der sich ungeachtet des meisterlich dicht verpackten Arrangement, der Text praktisch mitsingen lässt.
Alma Naidus Debüt-Album: erfrischend weite Klanglandschaft
Die von Alma Naidu arrangierten Stücke bieten dem Zuhörer so eine insgesamt erfrischend weite Klanglandschaft. Diese Sängerin ist eine Grenzgängerin, die von sich selbst sagt, sie habe als Kind kaum Jazz gehört. Damals hört sie die Beatles oder ihr Idol Sting. Da sie nun geschickt ihre unterschiedlichen Einflüsse aus dem Soul und Pop sowie ihre Erfahrung in Musicals und Filmmusik in ihre Musik einfließen lässt, öffnet sie einem viel größeren Spektrum an Zuhörern die Tür zum "So called"-Jazz. Wenn man dieses Album nach musikalischen Kriterien beurteilt - dann ist es schon fast eher hoch anspruchsvolle Popmusik von großer musikalischer Diversität.
Verdientermaßen kletterte Alma Naidu mit ihrem Debüt gerade auf Platz 6 der Jazz Charts. Ab dem 16. März tourt die Sängerin durch Clubs und Festivals in Deutschland, Frankreich und Tschechien. Ein Highlight hierbei wird mit Sicherheit die Show in der heimischen "Unterfahrt" in München am 26. März sein.
Alma Naidu: "Alma" (Leopard, als CD und bei Streaming-Diensten). Karten (24 Euro) unter info@unterfahrt.de
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