Kritik

Akademiekonzert im Nationaltheater: Man muss nicht so dick auftragen

Johan Dalene und Risto Joost in der Musikalischen Akademie des Bayerischen Staatsorchesters.
Robert Braunmüller
Robert Braunmüller
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Risto Joost und der Geiger Johan Dalene im Nationaltheater.
Risto Joost und der Geiger Johan Dalene im Nationaltheater. © Wilfried Hösl

Gerade unter jüngeren Musikern besteht die Neigung, Werke von Jean Sibelius noch düsterer, mit noch mehr Vibrato und überbordendem Espressivo zu spielen. Das macht zwar Effekt, aber es ist auch die billigste Methode der Nachwürzung.

Zum Schluss gab es eine Steigerung 

Die beiden Einspringer im Akademiekonzert des Bayerischen Staatsorchesters beschritten einen anderen Weg. Der 22-jährige Geiger Johan Dalene nahm sich immer, wenn möglich, zurück. Er betonte die lyrischen Seiten dieses Konzerts, das oft als Armageddon zwischen einem Superhelden-Solo und dem Orchester inszeniert wird. Die zurückhaltende Version dieses Konzerts wirkt aber auf lange Sicht schlüssiger, weil nach dem ersten Satz nicht bereits alle Kräfte verpufft sind und eine Steigerung zum Finale hin entsteht.

Obwohl der für Sasha Rozhdestwendsky eingesprungene Dalene und Risto Joost nach der Absage des Dirigenten Yuri Simonow sich eher zufällig auf dem Podium des Nationaltheaters trafen, wirkte ihre gemeinsame Sicht auf Sibelius rund. Das Orchester trug nicht allzu dick auf und ließ dem Solisten den Vortritt.

Dass es sich um das vielleicht einzige wirklich dramatisch angelegte Violinkonzert des Repertoires handelt, kam - scheinbar paradoxerweise - trotz der Zurückhaltung des Solisten sehr gut heraus. Man muss eben nicht alles mit einem Fettstift doppelt unterstreichen, wenn musikalische Deutlichkeit erzielt werden soll.

Alle Instrumentengruppen zeigten ihre volle Pracht 

In der Tondichtung "Sadko" von Nikolai Rimski-Korsakow holte der Dirigent aus dem Bayerischen Staatsorchester schöne Farben heraus. Auch Maurice Ravels Orchestrierung der "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgski profitierten von der Zurückhaltung. Das Saxofon im "Alten Schloss" spielte angenehm diskret, nicht in jeder Nummer wurde die Lautstärke gleich bis zum Anschlag aufgedreht.

Joost gelang es - trotz bisweilen etwas behäbiger Tempi - eine Steigerung im Wechsel aus Scherzo-Sätzen und impressionistischen Charakterstücken herauszuarbeiten. Die verschiedenen Gruppen des hervorragend disponierten Orchesters zeigten ihre ganze Pracht. Dass der Schlussakkord am ersten Abend ein klein wenig verrutschte, lässt sich verschmerzen.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Der ganze Abend: Eine angenehme Überraschung

Und so war dieses Konzert mit einem in dieser Stadt bisher unbekannten Dirigenten und einem ziemlich aufregenden jungen Solisten eine sehr angenehme Überraschung jenseits der Münchner Musik-Routine oftmals allzu bekannter Gesichter.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.