Ausstellung "Sachlichkeiten Sichtbarkeiten": Verschollene Generation
Penzberg - "Nun ist der Weg der Gewalt, der Diktatur auch in Kunstdingen beschritten. Das ist furchtbar. Widerstand kann man nur leisten, als man sich die Art seiner Arbeit nicht von außen vorschreiben lassen kann, sondern nur der eignen Empfindung folgen muss." Dies schrieb der Landshuter Künstler Joseph Mader (1905 - 1982) im Juli 1937 an seine zukünftige Frau Cäcilie.
Ein Künstler der "verschollenen Generation"
Mader war ein Künstler der "verschollenen Generation": Eines jener Talente, die in der Weimarer Republik ihre Karriere begannen, Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg irgendwie überlebten - und den Anschluss an die wechselnden Realitäten des 20. Jahrhunderts verloren.
Ein Oeuvre mit Eigenheit
Unter dem Titel "Sachlichkeiten Sichtbarkeiten" widmet das Museum Penzberg ihm eine Ausstellung mit Gemälden, Graphiken, Briefen, Skizzenbüchern und Gegenständen aus dem Atelier, die der Münchner Kunsthistoriker Felix Billeter kuratierte. Eingebettet in einige Werke von Zeitgenossen (Max Beckmann, Fritz Winter) und Wegbegleitern (u.a. der Studienkollegen Karl Tratt und Marie-Louise von Motesiczky) wird darin die Eigenheit von Joseph Maders Oeuvre gut sichtbar.
Studium in München und Köln
Bereits mit 17 Jahren wurde er an der Münchner Kunstgewerbeschule angenommen, setzte das Studium später an der Kölner Werkschule fort. Kein Wunder, sein frühes graphisches Werk wirkt sehr gekonnt. In Köln wurde ihm die französische Malerei zur Offenbarung.
Nur ein deutscher Maler beeindruckte ihn so wie Matisse und die französische Kunst: Beckmann. Dessen typische schwarze Umrisslinien finden sich auch bei Mader wieder.
Maders Gespür für Farbwirkung
Nach Abschluss der Ausbildung richtete er sich 1932 in München ein Atelier ein und stellte noch im selben Jahr in der Galerie des Beckmann-Förderers Günther Franke aus. Die kolorierte Federzeichnung "Im Zirkus" von 1929 aus dem Lenbachhaus offenbart zeichnerisches und kompositorisches Können sowie sein Gespür für Farbwirkung.
In dem Bild eines Bändigers mit vier Tigern wird animalische Energie spürbar. Und wie die "Dompteuse" von 1930 entspannt und doch dominant neben ihren Raubtieren liegt, das hat Witz und Biss.

Seine Kunst war nicht NS-konform
Nach der Machtergreifung der Nazis wurde es schwieriger für Joseph Mader. In ihrer kubistisch-symbolistischen Auffassung passte seine Malerei nicht ins Schema der NS-konformen Kunst. Immer wieder bewarb er sich erfolglos für Ausstellungen.
Auch sein Beitrag 1934 zum Wettbewerb für den Bildfries an der Rückseite der Hofgartenarkaden wurde nicht anerkannt. Die vielfigurigen Szenen, die thematisch um Heldentum, Kampf und Tod kreisen, wirken aus heutiger Perspektive martialisch und dabei melancholisch.
Maders christliche Wandmalereien
In den folgenden Jahren schuf er einige christliche Wandmalereien. Religiöse Motive wie "Judaskuss" (1937) oder die "Pietà" (1945) verdanken ihre Ausdruckskraft wohl seinem tiefen Katholizismus. 1941 heiratete er seine Frau Cäcilie, wurde Sanitäter. Nach Kriegsende zog er in ihre Heimatstadt Moosburg, wo er trotz schwieriger finanzieller Verhältnisse ein umfangreiches Werk, vorwiegend in Pastell, Tempera und Aquarell, schuf.
Sein Sujet blieben Tiere
Seine Bilder wurden wieder farbiger, sein Sujet blieben Tiere - und die Natur zwischen Isar und Amper: Winterlich in "Wasser" von 1958, hoffnungsfroh in "Frühlingswald" von 1963. Die eindrückliche "Nachtszene" von 1952 indes scheint in ihrer eher unheimlichen Nähe zwischen Mensch und Tier malerisch noch den Krieg zu verarbeiten. "Waldtümpel am Abend" von 1972 bringt dann eine fast paradiesische Ruhe zum Ausdruck.
Museum Penzberg, bis 19. Juni, Di - So 10 bis 17 Uhr; Sonntags um 11 Uhr öffentliche Führung
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