Ausstellung im Jüdischen Museum: "Founded in Munich, Germany"
München - Schaufenster in bester Lage, in der Auslage Wäsche und Spitzen: Das "Spitzenhaus Rosa Klauber" in der Theatinerstraße 35 war bis 1938 feine Adresse für Münchens Damen von Welt.
Rosa Klauber: 15 Kinder und ein stabiler Kundenkreis
Für eine Studioausstellung im Jüdischen Museum hat Lara Theobald die Firmenhistorie bis in die Gegenwart recherchiert und - von Juliette Israël prägnant in Szene gesetzt - einen Mosaikstein der Stadtgeschichte aufbereitet, in dessen Facetten sich die Zeitläufe beispielhaft widerspiegeln.
Rosa Klauber (1820-1901), im böhmischen Lettin geboren, kam Mitte des 19. Jahrhunderts nach München und verkaufte handgeklöppelte Spitzen aus ihrer Heimat, damals noch in der so genannten "Judenreihe", auf der Auer Dult. Die Mutter von 15 Kindern schaffte es nicht nur, nach einem Unfall ihres Mannes die Familie mit ihrer Arbeit durchzubringen, sondern auch, sich einen stabilen Kundenkreis aufzubauen.
Den Ort der einstigen Produktionsstätte gibt's noch
Anhand von Fotografien und Dokumenten zeichnet die Schau den Werdegang ihres Unternehmens nach. Ihr Sohn Moritz manifestierte den Aufstieg in die Münchner Gesellschaft. Unter dem Namen "Spitzenhaus Rosa Klauber" zog er in die Theatinerstraße 35, wurde 1890 königlich-bayerischer Hoflieferant.
Patentierte "Klauber-Wäsche" verkauft sich international
Den Laden übernahm später Sohn Siegfried, der dazu noch eine Filiale am Marienplatz eröffnete. Seine Brüder wiederum, Ernst und Ludwig, gründeten 1927 die Wäschefabrik Klauber: Die sogar patentierte "Klauber-Wäsche" zum Auseinanderknöpfen verkaufte sich international.
Die Firma produzierte bis zur Arisierung 1938 in der Dachauer Straße 112 Damenunterwäsche. Den Ort der einstigen Produktionsstätte gibt's noch: im ersten Stock jenes Hauses, in dem sich heute das Pathos Transport Theater befindet. Dort war auch Kurt Landauer, der mehrmalige Präsident des FC Bayern, tätig.
Lüdecke & Straub: Jacken für die Waffen-SS
Nachdem die Nazis 1933 ins Münchner Rathaus eingezogen waren, wurde die Situation für jüdische Geschäftsleute schwierig; zunächst durch Boykotte und schließlich durch die "Rassegesetze" von 1935. Siegfried und Ludwig wanderten im Sommer 1938 in die USA aus.
Nachdem in der Reichspogromnacht des 9. November 1938 auch das Geschäft in der Theatinerstraße geplündert worden war, blieb Bruder Ernst nur mehr die Abwicklung des Familienunternehmens. Bereits zwei Wochen später wurden die Nachfolge-Besitzer - alle Inhaber eines NSDAP-Parteibuchs - ins Firmenregister eingetragen. Lüdecke & Straub, wie der Fabrikationsbetrieb nun hieß, stellte in Kriegszeiten Jacken für die Waffen-SS her.
Unternehmen in sechster Generation in New York
Auch Ernst Klauber emigrierte mit Frau und Sohn 1939 über die Schweiz in die USA. Seine Schwester Maria Klopfer wiederum blieb mit den betagten Eltern in Genf, von wo aus sie hilfebedürftige Mitglieder der weitverzweigten Familie unterstützte - und auch Kurt Landauer, der bis 1947 ebenfalls in Genf lebte.
Klauber-Spitze in Kleid von Vivienne Westwood
Das alte Geschäftshaus in der Theatinerstraße steht nicht mehr. Doch Klauber Brothers gibt es noch, in sechster Generation in New York. Die Firma stellt, in einer Manufaktur in Rhode Island, wieder Spitzenbordüren her.
Bei der Oscar-Verleihung 2021 trug Schauspielerin Marlee Matlin ein Kleid von Vivienne Westwood, in dem schwarze Klauber-Spitze verarbeitet war. "Founded 1859 in Munich, Germany" steht bis heute bei www.klauberlace.com.
Jüdisches Museum, bis 24. Oktober, Di - So, 10 bis 18 Uhr, nur mit buchbarem Online-Ticket