Zwischen Verständnis und Schuldzuweisungen

1725 Tage Folter in Guantánamo sind in "5 Jahre Leben" auf 96 quälende Filmminuten reduziert. Die AZ hat den Film über den deutschen Guantánamo-Häftling gesehen
von  Jasmin Menrad

Haustiere sind nicht erlaubt in Guantánamo. Deshalb, sagen seine Peiniger, soll Murat Kurnaz den Leguan töten, der ihn in seiner schließfachartigen Zelle besuchen kommt. Seinen einzigen Verbündeten gegen die Willkür seiner fünfjährigen Gefangenschaft. Als Murat sich weigert das Tier zu töten, kommt er in Isolationshaft: extreme Hitze, Kälte, dauerhaftes Licht und ständige Musik. Im engen Verhörraum tötet er schließlich den Leguan in liebevoller Umarmung und hat dann nichts mehr zu verlieren.

Sascha Alexander Gersak spielt Murat mit zotteligen Haaren und rauen Lippen, aber ungebrochenem Stolz. Während Murat in quälenden 96 Filmminuten immer dünner wird, werden die Räume immer enger, bis er schließlich auf sich zurückgeworfen und isoliert ist.

Sein Gegenspieler ist der Verhörspezialist Gail Herford. Ben Miles zeichnet ihn als überzeugten Amerikaner, der zwischen Verständnis und Schuldzuweisungen an den vermeintlichen Terroristen selbst unter Druck steht, Ergebnisse zu liefern. Regisseur Stefan Schaller geht ganz nah ran, dringt von außen in das Innere seiner Figur vor. Für den Zuschauer ist Guantánamo nur schwer erträglich. Wie hat Murat Kurnaz das fünf Jahre überlebt?

Lesen Sie hier das Interview mit Murat Kurnaz.

Kino: City, Monopol R: Stefan Schaller (D, 96 Min.); Freitag, 21 Uhr, Sondervorstellung im Atelier mit Murat Kurnaz, Stefan Schaller, Jochen Laube und Claudia Roth

 

 

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