"Silent Heart“: Im Angesicht des Todes

"Silent Heart“ wagt sich an das Thema Sterbehilfe – und trifft genau den richtigen Ton.
Margret Köhler |
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Esther (Ghita Norby) im Kreise ihrer Liebsten.
ho Esther (Ghita Norby) im Kreise ihrer Liebsten.

In Würde sterben und den Todeszeitpunkt selbst bestimmen. Ein nicht nur bei uns, sondern auch in Dänemark brandaktuelles Thema. Oscar-Preisträger Bille August („Pelle, der Eroberer“) begibt sich auf eine schwierige, aber letztendlich gelungene Gratwanderung: bewegend, aber nie sentimental.

Ein einsam gelegenes Haus nahe der Ostsee wird Schauplatz eines Dramas. Dort will die an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS leidende 70-jährige Matriarchin das letzte Wochenende gemeinsam mit der Familie verbringen, um dann durch einen Pillencocktail schnell aus dem Leben zu scheiden.

Lesen Sie hier: "Heart of a Dog“ - Skurril & fantastisch

 

Eine harmonische Ausnahmesituation

 

Die ältere Tochter Hedi kommt mit Mann und Sohn, die psychisch labile jüngere Sanne mit ihrem neuen Freund. Alle bemühen sich, die Ausnahmesituation so harmonisch wie möglich zu gestalten, ihre Liebe und ihren Respekt zu zeigen, ob beim vorgezogenen Weihnachtsessen oder Strandspaziergang.

Aber es gärt gewaltig unter der Oberfläche, nach und nach brechen lang verdeckte Konflikte auf. Da plant plötzlich Sanne, den Suizid zu verhindern und im Notfall den Krankenwagen zu bestellen, verdächtigt Hedi ihren Vater, ein Verhältnis zu haben – eine ziemlich überflüssige und abstruse Volte.

Lesen Sie hier: "Rock The Kasbah“: Am brisanten Thema vorbeigerockt

 

„Wie gehen wir um mit der Zeit, die bleibt?“

 

Trotzdem gibt es Momente melancholischer Leichtigkeit, in denen man kurz durchatmen, sogar lachen kann, wenn ein Joint die Runde macht und die Stimmung immer gelöster wird. Wie in einem Countdown zeichnet August das Familientreffen, in dem es nicht nur um die Sterbewillige geht, sondern um die einzelnen Mitglieder und ihre sehr hilflosen Reaktionen, stellt die Frage „Wie gehen wir um mit der Zeit, die bleibt?“.

Die Konfrontation mit dem nahen Ende macht die Einzelnen fragiler und angreifbarer, stellt die Schwesternbeziehung auf den Kopf, die Starke wird verletzbar, die scheinbar Schwache belastbarer. „Silent Heart“ fordert Positionen heraus und Nachdenken über das Verbot der aktiven Sterbehilfe und die staatliche Entmündigung des Individuums.

Wie heißt es doch im Grundgesetz? „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.


Kino: Arena / R: Billie August (DK, 95 min.)

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