"Heart of a Dog“: Skurril & fantastisch
Skurril, fantastisch, lebensphilosophisch: Laurie Andersons "Heart of a Dog“.
Wer lange mit Lou Reed zusammen gelebt hat verheiratet war, muss sicher auch ein bisschen verrückt sein. Aber das ist manchmal ja befreiend: Die 68-jährige US-Musikerin und Performerin Laurie Anderson hat mit "Heart of a Dog“ einen bizarren Film gedreht, der an manchen Stellen die Peinlichkeitsgrenze berührt, aber nie überschreitet. Das Thema ist merkwürdig: Es ist das Lebensporträt ihres Hundes Lolabelle, einer Terrierhündin.
Als Zuschauer bekommt man Bilder aus Hundeperspektive, wie Hunde die Welt eben sehen, und auf der Tonspur laufen Schnüffelgeräusche. Wenn Anderson beschließt, ihrer erblindeten Hündin das Klavierspielen beizubringen, ist das zwar grotesk, aber Anderson erklärt mit wunderbar ruhiger Off-Stimme alles so selbstverständlich, dass man keinerlei Auslach-Reiz spürt.
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Lebensphilosophien und Zeitgeschichte aus der Hundeperspektive
Bruchlos baut sie in die Hundeperspektive und unseren Blick aufs Tier Lebensphilosophien ein und Zeitgeschichte: die Überwachungsgesellschaft nach 9/11, den zunehmenden buddhistischen Einfluss auf unsere Spiritualität, unseren Umgang mit dem Tod. Die Bilder sind dabei immer konkret, aber weisen gleichzeitig künstlerisch verfremdet über das gerade Besprochene hinaus.
Nach 75 Minuten ist man merkwürdig elektrisiert und bereichert – eine Kunsterfahrung, die selten gelingt, außer eben, wenn Kino Kunst ist, dabei das Leben reflektiert und nicht im Dienste reiner Unterhaltung steht.
Kino: Studio Isabella, Arena, Monopol, Leopold
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