"One Night Off": Party mit Baby-Blues

Die Komödie "One Night Off" erzählt mit Tempo und Witz vom Party-Dilemma eines jungen Vaters.
Florian Koch |
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Noah (Emilio Sakraya) ist auch mitten in der Nacht noch mit seinem Baby unterwegs - was nicht allen gefällt.
Noah (Emilio Sakraya) ist auch mitten in der Nacht noch mit seinem Baby unterwegs - was nicht allen gefällt. © Amazon

Die Menge tobt, die Bässe vibrieren - bis bei Marie (Milena Tscharntke) die Fruchtblase platzt. Und noch ehe der hilfesuchende Blick ihres Partners Noah (Emilio Sakraya) zum Krankenwagen geht, wird die werdende Mutter wie eine Crowdsurferin zum Ausgang auf Händen getragen.

Bereits bei der ersten Szene von "One Night Off" fühlt man sich der Realität entrückt. Was einerseits daran liegt, dass man im neunten Schwangerschaftsmonat vielleicht doch kein Deichkind-Konzert besucht, andererseits der Anblick von enthemmten Festival-Besuchern unter dem erdrückenden Eindruck der Pandemie immer mehr auch etwas Entrücktes hat.

Liebeserklärung an das Nachtleben als auch an die Familie

Diese doppelte Irritation ist aber gewollt, will der erste deutsche Spielfilm für den Streaming-Riesen Amazon Prime doch sowohl eine Liebeserklärung an das Nachtleben als auch an die Familie sein. Eine erfreulich fortschrittliche Familie, möchte man noch hinzufügen.

Denn "One Night Off", der für deutsche Verhältnisse erstaunlich unpeinlich eine jüngere Zielgruppe anspricht, will neben aller Lust am enthemmten Slapstick auch noch ernsthaft die Befindlichkeiten moderner Väter widerspiegeln und davon erzählen, was es bedeutet wie die Partnerin sechs Monate Elternzeit zu nehmen - wenn einem niemand zutraut, auch Verantwortung für das Baby zu übernehmen.

Genau in eine solche Situation wird dieser Noah hineingeworfen, als seine Frau Marie das erste Wochenende allein auf Geschäftsreise ist. Ihre Schwester (Carol Schuler), selbst frustrierte zweifache Mutter, glaubt nicht an Noah und positioniert sich ganz offen gegen ihn. Doch Noah bleibt standhaft, dreht mit dem Auto nachts noch langsame Kurven, um den 18 Monate alten Ben endlich zum Schlafen zu bringen.

Als jedoch sein spätpubertierender Kumpel Baumi (Helgi Schmidt) am Telefon Druck macht, von der verlorenen Jugend und von der einstigen Lieblingsdisco Tube faselt, wird Noah schwach. Mit Extra-Schallschützern für das Baby soll also, pädagogisch völlig unkorrekt, die Party-Zeit zurückgedreht werden, was die Furie Sarah aber spitzkriegt.

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In der Folge entwickelt Regisseur Martin Schreier eine derbe, an US-Vorbilder wie "Hangover" orientierte Geschlechter-Komödie, die trotz Klischees und einem arg gut gelaunten Baby von ihren spielfreudigen Darstellern - Emilio Sakraya macht Elyas M'Barek mit seinem lässigen Charme Konkurrenz - und origineller Situationskomik lebt. Ein Höhepunkt ist ein diabolischer Vortrag von Noahs Schwägerin über die Gefahren von Pseudokrupp vor einer völlig entgeisterten Gruppe feierwütiger Kids. Eine Szene, die bei aller Absurdität die frustrierende Situation von verkrampft um sich selbst kreisenden jungen, nicht jedoch junggebliebenen Eltern auf den Punkt bringt.


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