Neueröffnung: So sieht das Cinemaxx am Isartor in München jetzt aus
München - Ausgestorben waren die Dinos vielleicht vor 63 Millionen Jahren. Aber im September 1993 sollten sie die Erde wiedererobern. Wenigstens für eine kurze Zeit. Modernster Tricktechnik und dem Genie von Steven Spielberg sei Dank. Der "Jurassic Park"-Hype erreichte natürlich auch die Münchner Kinos.
Profitieren vom Dino-Fieber konnte auch das gerade neu eröffnete Maxx am Isartor. Ein moderner Multiplex-Bau mit sieben Sälen war das. Leicht protzig mit speckig goldenen Säulen und einem elend langen roten Teppich voller schwarzer Sterne – aber dennoch sofort ein Hit.
Cinemaxx in München neu eröffnet: Erst Multiplexe, dann Edelkinos
Das Konzept eines Multiplex-Kinos, einer großen Abspielstätte für Blockbuster, es steckte in den 80er Jahren noch in den Kinderschuhen. Erdacht hatte es der pfiffige Unternehmer: Hans-Joachim Flebbe, der die Multiplexe nach Deutschland holte – um sich Jahre später von dem Konzept wieder zu verabschieden und Edel-Kinos zu eröffnen.
Ausgerechnet heute, 32 Jahre später, sollen die Dinos im Sommer nun wieder die Kinosäle füllen. Und möglichst auch das kernsanierte Cinemaxx am Isartor beleben. "Die Wiedergeburt" heißt auch der nunmehr siebte Teil der "Jurassic Park"-Reihe. Ein passender Titel auch für das neue Cinemaxx.
Kinosterben? Hier eine Wiedergeburt
Die letzten Jahre hatten bei der Konkurrenz des Mathäsers nicht nur coronabedingt Spuren hinterlassen. Der rote Teppich, er strahlte nicht mehr. Das früher so wuselige Foyer unter der Treppe: auch am Wochenende erschreckend ausgestorben. Böse Zungen sprachen schon von einem weiteren Münchner Kinotod.
Es wäre eine neue Kerbe in der langen Liste der Münchner Kinoleichen, nach dem Stachus Kinocenter, dem Marmorhaus, dem Tivoli, dem Filmcasino, dem Neuen Gabriel oder zuletzt, ganz bitter, dem Filmtheater Sendlinger Tor. Doch das Unken war in diesem Fall unangebracht.

Sechs Monate lang wurden die sieben Säle des Cinemaxx nun saniert. Mitbekommen hatte man davon wenig, denn der Betrieb des Kinos, er wurde trotz der Bauarbeiten aufrechterhalten, wie es der Theaterleiter Mario Krisch nicht ohne Stolz erklärt. Gewerkelt wurde vor allem am Vormittag, außerhalb der Spielzeiten. Kinosaal für Kinosaal rüstete man um.
Nicht der Sound oder die Projektion standen dabei im Zentrum der millionenschweren Modernisierung. Nein, es waren die Sitzgelegenheiten, die es den Machern der Cinemaxx-Gruppe, federführend ihrem Geschäftsführer Frank Thomsen, angetan hatten. Speziell designte Lux-Sitze wurden hier wie auch in den über 20 weiteren deutschen Cinemaxx-Kinos installiert.
Weiches Leder, elektrisch verstellbar, mehr Beinfreiheit. Kino als "Komfortzone". Man kennt dieses Franchise-Konzept von den anderen Luxus-Kinos (nicht nur) in München, darunter ironischerweise auch die Astor Film Lounge des einstigen Cinemaxx-Gründers Hans-Joachim Flebbe.
Stellt sich die Frage, ob München nach dem umgebauten Gloria Palast ein weiteres Luxus-Kino benötigt? Bei ihrer Präsentation nehmen Frank Thomsen und sein Team den Kritikern gleich den Wind aus den Segeln. Nein, einen Bedien-Service an den Platz soll es nicht geben. Auch die Preise ab 9,90 Euro gestalten sich moderater. Für wen also ist dieses Kino gemacht? Thomsen erklärt, dass gerade junge Leute, wenn man sie denn für sich und das Erlebnis Kino gewinnen will, Wert auf Sauberkeit, auf Komfort legen.
Cinemaxx-Neueröffnung in München: Clean and cozy
Deshalb auch der "cleane" neue Look des Kinos. Schwarz-grau, monochrom, ohne Teppich und Schnickschnack. "Cozy" eben. Der Besuch des Cinemaxx, er soll wie gehabt ein Gemeinschaftserlebnis für jüngere Blockbuster-Fans bleiben. Kein Arthouse-Betrieb nahe dem Deutschen Museum.

Und dennoch gibt es weitere Veränderungen. In München findet man nun die ersten Ultra Lux-Sitze. Sprich noch breitere, noch bequemere (und teurere) Sessel in den hinteren Reihen. Mit Kissen und der Möglichkeit, seine Jacken zu verstauen.
Und dann wäre noch das eigentliche Geschäft, das Programm, dass immer mehr Filme in Originalsprachen anbietet: "Wir haben hier am Isartor zum Beispiel auch eine treue indische Community, die sich bei uns unheimlich gern Bollywood-Filme im Original anschaut", erklärt dazu Theaterleiter Mario Krisch.
Kommt das Filmfest München zurück?
Das neue Kino aber, es wird sich weiter öffnen (müssen) für Anmietungen, für Firmenevents, aber auch Premieren. Vielleicht für das Filmfest München? Die Sanierung könnte hier auch Probleme mit sich bringen. Denn die Plätze, sie mögen beste Sichtfreiheit garantieren und luxuriös sein, sie wurden aber auch deutlich reduziert. Von über 400 im größten Saal 2 auf nunmehr 160. Und dennoch, bei aller Skepsis, ist es erfreulich zu beobachten, dass das Wort Kinokrise bei der Präsentation endlich einmal nicht fällt. Der Blick, er richtet sich in die Zukunft, ganz ohne Zweckoptimismus.

Die Rückeroberung eines neuen alten Publikums, der Generation Z, will die Cinemaxx-Gruppe also mit teuren Investitionen schaffen. Darunter auch eine Lasertechnik, an der noch gearbeitet wird. Das Kinosterben als Gespenst? Es scheint am Isartor wirklich keine Rolle zu spielen. Der neuen Lust an der (Sitz)Bequemlichkeit sei Dank.